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Himmlisches Zeugs: Die fabelhafte Welt der Amélie

Es gibt Spielfilme, die uns im Innersten berühren, uns zum Weinen, Lachen oder Träumen bringen. Natürlich kann uns eine bestimmte Botschaft, eine Filmsequenz oder Musik aufwühlen, wenn wir diese mit Ereignissen unseres Lebens verbinden, an denen wir verwundbar oder glücklich waren, und das unabhängig von der künstlerischen Qualität eines Films.

Aber Filme wie «American Beauty», «The Green Mile» und «La vita è bella» bringen mit ihrer Poetik die Seele zum Vibrieren, selbst dann, wenn wir nicht persönlich von den jeweiligen Geschichten betroffen sind.

Die Fiktion führt uns erstaunlicherweise in emotionale Sphären, die uns präsenter und empathischer machen.

Ein Film, der mich besonders bewegt hat, war «Die fabelhafte Welt der Amélie» (Originaltitel: «Le fabuleux destin d’Amélie Poulain»). Audrey Tautou wurde mit dem Film weltweit bekannt. Die Filmmusik hat sich in meinem Kopf eingebrannt und lässt mich beim Summen immer noch über Paris schweben.

Die Protagonistin Amélie Poulain wird in einem Vorort von Paris als Tochter eines Militärarztes und einer Lehrerin geboren. Das feinfühlige Mädchen erhält in ihrer Familie nur wenig Liebe und von ihrem Vater keine Umarmungen oder Liebkosungen. Sie verliert ihre Mutter nach einem Unfall und wird im Verlauf ihres Lebens ungewollt zur Aussenseiterin.

Jahre später arbeitet die junge Frau als Kellnerin in einem Café. Und obwohl ihr Leben unspektakulär abläuft, kann sie in Details des Lebens Freude schöpfen.

Es sind die kleinen Dinge, wie in dieser Serie «Himmlisches Zeugs», die Gravitationspunkte ihres Glücks werden.

Die Kruste der Crème brûlée mit dem Löffel zu knacken, wird zum sinnlichen Erlebnis. Für sie und für die Zuschauenden.

Amélie ist eine gute Beobachterin, die auf der Hauptbühne selbst kaum in Erscheinung tritt. Sie bewegt sich lieber im Verborgenen. Aus ihrer sicheren Warte schenkt sie Freuden und bestraft manchmal diejenigen, die es verdient haben. Wie zum Beispiel den autoritären Gemüsehändler Monsieur Collignon, der seinen Mitarbeiter Lucien unbegründet schlecht behandelt. Mittels eines nachgemachten Schlüssels, verändert sie kleine Dinge in Collignons Wohnung, um ihn zur Verzweiflung zu bringen.

Amélie führt mich an der Hand und offenbart mir eine neue Welt. Mit dem Finger zeigt sie lächelnd auf die Feinheiten unserer Umgebung, die Farbübergänge einer unverputzten Hausfassade, macht mich auf Gerüche des Marktes aufmerksam, die meine Wahrnehmung zu Unrecht in den Jahren als gegeben betrachtet und deshalb in der Mottenkiste verstaut hat.

Ich schliesse die Augen. Im Hintergrund höre ich ein Akkordeon spielen. Es erinnert mich an Karussellmusik, an Zuckerwatte und Lichtgirlanden, Waffeln und Kinderlachen.

Ja, es ist tatsächlich eine fabelhafte Welt, die uns Amélie vor Augen führt.

 

Photo by Diogo Fagundes on Unsplash

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