Ein Astronaut wurde gefragt, was ihn nach seiner Rückkehr auf die Erde am tiefsten berührt habe. «Ein Duft», lautete die überraschende Antwort. Ihm sei der Duft des Parfums einer zufällig vorbeigehenden Frau in die Nase geweht. Der Duft habe seine Seele berührt und es seien ihm Tränen über die Wangen gelaufen. Ihm sei klar geworden, dass es die vielen kleinen Sinneswahrnehmungen sind, die zusammengenommen unser Erdenleben so fantastisch schön machen.
Wenn ich als Kind oder auch später Bilder von Astronauten, oder auf der russischen Seite Kosmonauten, gesehen habe, Menschen mit dicken Weltraumanzügen, spacigen Helmen und Moonboots, habe ich nie einen Geruch damit verbunden. Ich nahm an – und ich denke, ich bin damit nicht allein –, dass das weite, dunkle All ziemlich geruchsneutral ist: ein Raum der Schwere- und Geruchslosigkeit.
Die Geschichte mit der Parfumwahrnehmung des Astronauten untermauerte meine Annahme, dass man im Weltall mit fehlendem Duft zurechtkommen muss, mit Sinnesdeprivation. Tatsächlich aber ist das nicht richtig.
Der Himmel riecht …
Es gibt inzwischen eine Reihe von Beschreibungen des spezifischen Weltraumgeruchs, die allerdings stark variieren. Für Menschen, die keine Parfumexpert:innen sind, ist die differenzierte Beschreibung von Gerüchen und Düften generell nicht leicht. Besonders schwierig aber ist es beim spezifischen Weltallduft, wo sich Sternenfeinstaub, Asteroidennebel, Supernovarückstände und Reibungselektrizität mischen und das Resultat mit nichts vergleichbar ist, was wir von der Erde kennen und gewohnt sind.
Die Bandbreite der Beschreibungen des typischen Weltraumgeruchs reicht von heissem Metall und Ozon über Schmelz- und Schweissbrennergeruch bis zu Grillgeruch und versengtem Steakfleisch.
Peggy Whitson, die sich auf der Internationalen Raumstation ISS aufgehalten hat, beschreibt es so:«Es ist ein Geruch, wie man ihn riecht, kurz nachdem eine Pistole abgefeuert wurde.» Neben der rauchig-verbrannten Note wurden aber auch fast bittere Nuancen wahrgenommen und sogar Anflüge von Himbeere und Rum.
Der Astronaut Scott Kelly, der rund ein Jahr auf der Internationalen Raumstation ISS verbrachte, bemerkte den Geruch erst, als er die Luke einer Versorgungskapsel öffnete, die zuvor in Kontakt mit dem Weltall gewesen war. Ihn erinnerte der Weltraumgeruch an Wunderkerzen.
… nach Grillfleisch und Wunderkerze
Alexander Gerst, der deutsche Astronaut, Geophysiker und Vulkanologe, sagte: «Für mich riecht der Weltraum nach einer Mischung aus Walnuss und den Bremsbelägen meines Motorrads.» Sein US-Kollege Reid Wisemann fühlte sich an den Geruch «eines Stapels nasser Wäsche» erinnert – und Gerst räumte ein: «Da hat er nicht ganz unrecht.»
Vor einigen Jahren kreierte die Weltraumorganisation Nasa gemeinsam mit dem Parfümeur Steve Pearce ein Parfum mit dem spezifischen Weltraumgeruch. Die ursprüngliche Idee war es, mit dem Weltraumparfum Astronaut:innen besser auf ihren Aufenthalt im All vorzubereiten. Seit vergangenem Jahr ist das «Eau de Space» als Unisexparfum im Handel erhältlich. Das Parfum mit synthetisch-rauchiger Note vermittelt zumindest eine Ahnung davon, wie der Himmel riecht.
Foto: Nasa, Pexels