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 Lesedauer: 3 Minuten

Himmlisches Zeugs: Magischer Würfel

Faszinierendes Drehpuzzle

Ich konnte anfangs schwer sagen, was mich an diesen bunten Zauberwürfeln so faszinierte. Auf jeden Fall erinnere ich mich, seit meiner Kindheit immer mal wieder einen Rubik’s Cube in Händen gehalten und mir gewünscht zu haben, ihn doch lösen zu können.

In den 80er-Jahren wurden die Knobelwürfel zu einem weltweiten Phänomen.

Millionen von Exemplaren wurden verkauft, zum klassischen 3x3x3-Würfel kamen solche mit 2x2x2 oder 4x4x4 Feldern dazu, bald auch exotischere Ausgaben in zylindrischen, pyramidalen oder runden Formen.

Erstaunliche Fingerfertigkeiten

Seit einigen Jahren sind sie nun wieder richtig hoch im Kurs. In globalen Meisterschaften versuchen fingerfertige Teenager, die Geschwindigkeitsrekorde ihrer Mitstreiter zu unterbieten.

Der aktuelle Rekord wird übrigens vom chinesischen Speedcuber Yusheng Du gehalten – er brauchte nur 3,47 (!) Sekunden, um das Drehpuzzle zu lösen.

Angesichts solcher Fingerfertigkeiten kann ich natürlich nur die Waffen strecken. Trotzdem hat mich vor einigen Jahren der Ehrgeiz gepackt, das Lösen des Zauberwürfels zu üben. Mithilfe von Youtube-Tutorials habe ich mir eine Einsteiger-Variante angeeignet.

Befriedigendes Rätsellösen

Das hat mehr Zeit beansprucht als ich anfangs dachte. Man muss eine ganze Reihe komplexer Algorithmen auswendig lernen, um den Würfel in seinen verschiedenen Konstellationen gezielt zu verändern.

Aber was soll ich sagen? Es tut einfach unverschämt gut, Ebene für Ebene (ja, ich weiß: Profis würden nie «layer by layer» vorgehen…) die durcheinandergebrachten Farbfelder des Würfels zu ordnen und mit anzusehen, wie wieder einheitliche Flächen entstehen.

So verbringe ich – zum Leidwesen meiner Frau, der das durch die Drehbewegungen ausgelöste Klicken zeitweise auf die Nerven geht – immer wieder Abende mit dem Lösen verschiedener Zauberwürfel. Unsere Kinder sind dann dafür zuständig, die gelösten Würfel wieder durcheinander zu mischen (zu «scramblen»)…

Japanische Psychohygiene

Das Ganze erinnert mich irgendwie an Marie Kondo. Die japanische Wohnberaterin und Stilexpertin hat mit ihrer Aufräum-Methode vor wenigen Jahren im Flug die Welt erobert.

Menschen auf allen Kontinenten haben auf einmal die psychohygienische Wirkung des Ordnens, des Aufräumens und Ausmistens entdeckt. Und sie kommen davon nicht mehr los.

In 27 Sprachen übersetzte und 7 Millionen Mal verkaufte Bücher, eine Netflix-Show mit Zuschauerrekord und die Prägung des englischen Verbs «to kondo» (= aufräumen, ordnen) bezeugen anschaulich, wie gut es uns offenbar tut, mit unseren eigenen Händen wieder Ordnung zu schaffen.

Heilvolles Aufräumen

Dass dabei nicht nur die Ansehnlichkeit des Kleiderschrankes oder der eigenen Wohnung wiederhergestellt wird, ist uns intuitiv klar. Und das würde ich auch vom Zauberwürfel behaupten.

Das Leben ist chaotisch. Dinge geraten durcheinander – nicht nur um uns herum, sondern auch in uns drin. Etwas Äußerlich-Welthaftes aufzuräumen, kann helfen, auch neue Ordnung in die eigenen Gedanken und Gefühle zu bringen.

Was man sich für die eigene Seele wünscht, spielt man gewissermaßen mit den Händen schon mal durch. Und ist dann überrascht, dass die physische Welt auf die phsychische Welt einwirkt, mit ihr in einem Wechselverhältnis steht.

Für mich jedenfalls sind Zauberwürfel irgendwie mehr als bloßer Zeitvertreib.

 

Photo by Donald Tran on Unsplash

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