Dein digitales Lagerfeuer
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Politik

Ob Josef Hochstrasser selbst auf die Idee gekommen ist auch noch zum Rücktritt von Gottfried Locher Stellung zu nehmen? Es ist zu befürchten. Und sicher hat der Tagesanzeiger händeringend nach einem eigenen Gegengewicht gesucht. Da ist es verständlich, dass man diesem illustren Rentner am Pfingstmontag einen Gastkommentar offeriert. Was Hochstrasser aber darin schreibt, ist schockierend.
«Fernschreiben aus dem Wald» ist eine Kolumne von Jürg Halter. Halter ist Schriftsteller, Spoken Word Künstler und Speaker. Er gehört zu den bekanntesten Schweizer Autoren seiner Generation und zu den Pionieren der neuen deutschsprachigen Spoken-Word-Bewegung.
«Also, wie kann das sein, dass 'unser' Daniel Koch behauptet, Grosseltern dürften ihre Kinder in den Arm nehmen, während der Superstar-Virologe Prof. Dr. Christian Heinrich Maria Drosten eine Studie erwähnt, die just jenen signifikanten Unterschied widerlegt?» «Weshalb erzählt man uns zuerst, dass Masken nutzlos seien und jetzt sollen wir im Öffentlichen Verkehr eine tragen?»
Die ganze Welt befindet sich im pandemiebedingten Ausnahmezustand. Und immer dringender und lauter wird die Frage: »Wie lange noch?« Das Bedürfnis auch in der westeuropäischen Bevölkerung wächst, die prekären Umstände hinter sich zu lassen und wieder zur Normalität zurückzukehren. Aber was ist schon normal?
Drei Gespräche mit guten Freunden in einer Woche haben mich stutzig gemacht. Zum Beispiel als ich Verständnis zeigte, dass manche die BAG-Kommunikation über die Nützlichkeit von Masken etwas diffus finden. «Die Menschen, also mindestens 80% von ihnen, sind zu doof für die Wahrheit. Man muss sie lenken, nicht aufklären.» Oder als ich mich darüber gefreut habe, dass das Parlament wieder tagt und um Massnahmen auch politisch gerungen werden kann. «Mir wäre die Verwaltung durch Experten auch langfristig lieber. Demokratie führt zu gar nichts.»
Die christliche Ethik unterscheidet zwischen einer „Freiheit von etwas“ und einer „Freiheit zu etwas“. Es ist dieser solidarische Gebrauch der Freiheit, der die Stärke liberaler Gesellschaften ausmacht, und der in der Coronakrise auf dem Prüfstand steht.

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