Less noise – more conversation.

 Lesedauer: 3 Minuten

Planet A. Die Klimakolumne: Mit Pilzen und KI die Welt retten

Gott leistet gute Arbeit

2000 Jahre nachdem Jesus zum ersten Mal seine Füsse auf Wasser gesetzt hat, versammelt sich die Trinität, um ihre bisherige Arbeit auszuwerten. Im Grossen und Ganzen sei es eine gute Bilanz, meint Gott: «Zusammen mit ein paar mutigen Menschen haben wir den Sklavenhandel verboten, die Demokratie verbreitet und dafür gesorgt, dass die Orgel weiterhin das meistbenutzte Musikinstrument in reformierten Kirchen ist.»

Tierschutz vs. Menschenschutz

Der Heilige Geist seufzt laut. Das sei ja schön und gut, aber die eine Baustelle, an der er schon seit Jahrzenten arbeite, gehe kaum voran. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts habe er einen Pfarrer in Stuttgart dazu inspiriert, sich für den Schutz von Tieren einzusetzen. Daraus entstanden die ersten deutschen Tierschutzorganisationen.

Ein Jahrhundert später erreichte das Tierwohl mit dem «Reichtierschutzgesetz» politischen Auftrieb – doch gleichzeitig wurde der Menschenschutz rückläufig: Wer ein Tier schächtete, kam ins Konzentrationslager.

Technische Innovation

Ähnlich vielversprechend schienen die Anfänge im Projekt «Klimaschutz». Schon als der Dampf der ersten kohlebetriebenen Maschinen in die Luft stieg, war dem Heiligen Geist klar, dass das nicht lange gut gehen konnte. Deshalb legte er schon früh den Grundstein für erneuerbare Energiequellen.

Einen jungen französischen Physiker liess er zufällig den photoelektrischen Effekt entdecken und ein knappes Jahrhundert später führte ein ebenso zufälliger Fehler in einem amerikanischen Labor dazu, dass die erste Silizium-Solarzelle entwickelt wurde.

Das Problem: Die Menschen

«Das sind ja tolle Fortschritte!», meint Jesus anerkennend. Doch der Heilige Geist schlägt verzweifelt auf den Tisch: «Erneuerbare Energien hätten längst den weltweiten Markt erobert, wenn Regierungen damit aufhören würden, fossile Brennstoffe jährlich mit 500 Milliarden Dollar zu subventionieren!»

Die Policy vom Freien Willen

Die Trinität schweigt ratlos. Der Heilige Geist räuspert sich und sagt vorsichtig: «Seit dem Beginn der Schöpfung wissen wir: Etwas an der Grundeinstellung der Menschen ist falsch. Könnten wir da nicht doch nochmals ein klitzekleines bisschen daran herumschrauben?»

Oder vielmehr hätte er das gesagt, wäre er nicht schon nach dem ersten Satz vehement von Gott unterbrochen worden: «Komm nicht schon wieder damit! Das verstösst gegen unsere Policy: Die Menschen müssen aus freier Entscheidung handeln.»

Wie wäre es mit Manipulation?

«Ich kann es ja so aussehen lassen, als hätten die Menschen selbst diesen Weg gewählt», versucht der Heilige Geist nochmals einen Vorstoss. «Sie könnten eine klimafreundliche künstliche Intelligenz erfinden, die alle ihre politischen Entscheidungen für sie trifft. Oder ich könnte überall ein paar bewusstseinserweiternde Pilze wachsen lassen, nach deren Trip man sich für immer komplett verbunden fühlt mit der Natur.»

Und was ist mit der Kirche?

«Was ist denn eigentlich aus unserem ursprünglichen Plan geworden?», mischt sich Jesus ein. «Wir haben doch damit begonnen, christliche Gemeinschaften zu bilden, die sich mit der Hilfe des Heiligen Geistes um das Wohl der Welt kümmern.»

Der Heilige Geist zuckt mit den Schultern: «Früher habe ich jeweils täglich mit ihnen telefoniert. Heute erreichen mich nur noch Push-Nachrichten: Von freien Parkplätzen bis zu einsichtigen Ehepartner:innen bitten sie um alles möglich, aber in der Rubrik ‹Klimakrise› erhalte ich selten eine Anfrage.»

Grafik: Rodja Galli

Alle Beiträge zu «Klimakolumne»

1 Kommentar zu „Planet A. Die Klimakolumne: Mit Pilzen und KI die Welt retten“

  1. Wie immer toll, deine Kolumne.
    „Trinität“ – verschiedene Schwerpunkte, verschiedene Herangehensweisen, ein Ziel (!?); ich bin gespannt ob es zu „Trinität“ eine Fortsetzung gibt, es würde gut passen.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

RefLab regelmässig in deiner Mailbox

RefLab-Newsletter
Podcasts, Blogs und Videos, alle 2 Wochen
Blog-Updates
nur Blogartikel, alle 2 bis 3 Tage