Ein Café wird zum Schlachtfeld
Kürzlich habe ich sie wieder gehört: Die drei magischen Worte, die unseren Planeten retten werden.
Ich sitze in einem Café und beobachte, wie sich der Nebentisch in ein Schlachtfeld verwandelt. Mit etwas Cheesecake auf den Lippen erzählt eine junge Frau, dass sie am Morgen ihre Heizung aufgedreht habe. «Ich buche schon mal die Yacht für unsere nächsten Ferien – du scheinst ja gerade auf dem Luxustrip zu sein», entgegnet ihr Espresso trinkender Partner.
Wie ein militärischer Stratege hat er sich vorsichtig herangepirscht, indem er seinen Vorwurf als sarkastische Nebenbemerkung tarnte. Damit trifft er die Cheesecake-Geniesserin direkt an der Basis ihrer Emotionen. Mit messerscharfen Worten und pickelharten Gesichtszügen versucht sie zu verbergen, wie sehr sie der Vorwurf verletzt hat. «Immerhin kaufe ich nicht jeden Monat ein neues Küchengerät, das dann im Schrank verstaubt.»
Geht mich nichts an
Gespannt verfolge ich, wie sich das Wortgefecht immer weiter aufheizt. Natürlich geht es mich nichts an. Deshalb starre ich auch bereits seit fünf Minuten hoch konzentriert auf den Schaum meines Cappuccinos und zucke nur manchmal mit den Mundwinkeln, wenn die Cheesecake-Geniesserin einen besonders pointierten Treffer landet.
Drei Worte stiften Frieden
Doch dann erklingen die drei Worte, die alles verändern. Die Wangenmuskeln entspannen sich, die Waffen werden niedergelegt, die Wut versickert. Hätten ein Masseur, eine Paartherapeutin und eine Lavendel-Duftkerze gemeinsam versucht, wieder Harmonie herzustellen – ihre Wirkung wär verblasst neben dem Zauber dieser drei Worte: «Du hast Recht.»
«Du hast Recht», sagt die Cheesecake-Geniesserin in versöhnlichem Ton.
Aus dem Hals des Espresso-Trinkers erklingt das übliche Geräusch, wenn man einen Schwall von Worten runterschluckt, die man dem Gegenüber gerade an den Kopf werfen wollte. Dann herrscht Stille.
Die Kunst, sich zu irren
Beeindruckt ziehe ich die Augenbrauen nach oben und nicke meiner Cappuccino-Tasse zu. Die Cheesecake-Geniesserin hat gerade bewiesen, dass sie nicht auf ihrem Standpunkt beharrt, sondern nach gemeinsamen Lösungen suchen möchte.
Das ist eine hohe Kunst! Wenn es Schuldzuweisungen regnet und die Emotionen den eigenen Blick vernebeln, dann ist es nicht einfach, einzugestehen, dass man sich irrt. Diese demütige Haltung brauchen wir, wenn wir Krisen lösen wollen – von der Heizungskrise bis zur Klimakrise.
«Du hast Recht», wiederholt sie, «ich sollte meine nächsten Ferien auf einer Yacht verbringen. Wenn ich ohne dich gehe, kann ich mir das leisten.»