Dein digitales Lagerfeuer
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Der Kunstvlog. Rio oder: Die Welt von morgen

Zum Abschluss des Jahres habe ich einige Momentaufnahmen aus einer der grössten Favelas Brasiliens, Rocinha, in einen Kunstvlog verarbeitet. Es ist der letzte Kunstvlog in diesem Jahr. Es ist zugleich ein Ausblick auf das Kommende.

Zwei Sätze und ein Künstler waren für mich inspirierend: Die Aussage des in Rio lebenden, international bekannten Anthropologen Eduardo Viveiros de Castro («Kannibalische Metaphysiken»), wonach wir im heutigen Brasilien einen Vorgeschmack auf die Welt von morgen bekommen. Die Feststellung des französischen Philosophen Alain Badiou, dass das Kapital immer weniger Arbeitskraft brauche und schon heute 2 Milliarden Menschen im kapitalistischen Sinne «überflüssig sind». Und die Kunst von Maxwell Alexandre, der sensibilisiert für die hartnäckige Whitenss des internationalen Kunstbetriebs.

Ungewöhnliches Totemmahl

Hier ist eine Dokumentation der faszinierenden Ausstellungseröffnung in der Favela Rocinha: Eine Gruppe junger Männer startet eine Prozession bei einer Kirche und zieht mit einer riesenhaften grüngelben Dino-Figur (von Danone) durch die Favela.

Anschliessend wird die Figur in Alexandres Galerie in Rocinha verspeist wird. Die Teilnehmenden an dem Happening, darunter viele Kinder aus dem Quartier, eignen sich die Kraft der Werbefigur rituell an.

In Rocinha hat Maxwell Alexandre kürzlich eine Kunstgalerie aufgemacht, der Favela, in der er aufgewachsen ist und wo er – obwohl er inzwischen Millionen verdient – immer noch lebt. Alexandres Aufstieg zu einem der gefragtesten Künstler der Gegenwart gleicht einem Märchen.

Ich danke Helmut Batista (CAPACETE/Rio de Janeiro) für die freundliche Einführung in Rios Kunstwelt, der Künstlerin, Aktivistin und Freundin Joulia Strauss, Gründerin der Grassroot-Universität Avtonomi Acadimia (Athen), für die Vermittlung der Kontakte und Denise Milfont, Galeristin und Betreiberin der Artist Residency Casa da Denise und eines Exhibiton Space. Ihr offenes Haus im Künstlervietel Santa Teresa erinnert mich an Isabel Allendes Geisterhaus.

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