Selfcare ist eins meiner Lieblingsthemen, auch eins der schwierigsten Dinge überhaupt: Klingt stets super easy und banal, ist in der Umsetzung aber eine grosse Herausforderung. Oft vergessen wir, dass wir auch «energetische Selbstsorge» brauchen.
Was meine ich, wenn ich von «energetischer Selbstsorge» und «Energie» im Allgemeinen spreche?
Ganz simpel könnte man sagen: Sowas wie die Atmosphäre in dir drin oder um dich herum.
Manche Räume haben eine angenehme Atmosphäre, manche weniger. In der Gegenwart einiger Menschen fühlen wir uns sofort wohl und geerdet, bei andern nicht. Dabei ist das eine nicht besser als das andere – es ist lediglich ein anderes Gefühl. Simpel.
Natürlich könnte ich noch viel viel mehr dazu sagen und ausführen, doch oft ist das wenig hilfreich. Darum: Bleiben wir bei den simplen, geerdeten Dingen, ja?
Also – hier sind 5 simple Hacks:
1. Miste regelmässig und grosszügig aus
Ich erinnere mich da gerne an mein Grossmami: Nach dem Tod meines Grossvaters begann sie, radikal auszumisten. Sie wollte so wenig wie möglich in ihrer Wohnung behalten.
(Er war da ganz anders und hatte im Keller fünf verschiedene Versionen desselben Gegenstandes – da waren zum Beispiel elend viele Koffer, niemand braucht so viele Koffer!)
Für mich und meinen Bruder war das jeweils chli wie Weihnachten, wenn sie beim Eintreten in ihre Wohnung meinte: «Ich han dänn imfall wieder öppis zum ruume!» Natürlich wanderten die Gegenstände schwupps in unseren Haushalt.
Heute bin ich da sehr viel radikaler unterwegs. Was ich nicht brauche oder was mir nicht jeden Tag Freude schenkt, das darf weiterziehen. Zu viele vor sich hinvegetierende Gegenstände belasten die Hausatmosphäre, machen die Energie deiner Wohnung schwer.
Da können wir ganz banal zum Beispiel beim Altglas anfangen oder beim Karton: Das sind Dinge, die sich bei mir gerne über Monate ansammeln und mich irgendwann richtig nerven.
Nicht weils keinen Platz dafür hätte. Aber es sind tote Dinge in meinem Feld, das heisst Dinge, die kein Leben mehr haben in meinem Zuhause. Dort haben sie ihre Aufgabe erfüllt und dürfen nun an einem anderen Ort weiterleben und sich transformieren.
Irgendwann traust du dich dann vielleicht auch an sentimentalere Dinge wie zum Beispiel Fotos etc. (Hier habe ich darüber geschrieben, wie wenig ich persönlich davon behalten habe beim Zügeln).
Im Moment bin ich übrigens bei meinen langen Haaren angelangt – muss ich die vielleicht behalten? Oder kann ich auch diese loslassen?
2. Lösche deinen Nachrichtenverlauf
Wenn du mal durch deine Nachrichten-App deines Vertrauens scrollst, hat sich wahrscheinlich auch bei dir zimli öppis angesammelt. Hier ein Chat mit einer ehemaligen Schulkollegin, da eine verflossene Liebe.
Ist es wirklich notwendig, dass die bestehen bleiben?
Anders gefragt: Warum behalte ich die Nachrichten eigentlich?
Für mich war es vor allem bei jenen herzlich-liebevollen Mitteilungen so, dass ich sie immer wieder las, wenn ich mich schlecht fühlte. Wie als Beweis dafür, dass ich tatsächlich geliebt und ein wunderbarer Mensch bin.
Heute «behalte» ich vielleicht zwei oder drei Nachrichtenfäden. Auch die könnten gehen, klar. Doch ganz ohne Attachments bin auch ich nicht unterwegs 😉
3. Verwandle dein Nachhausekommen in ein Ritual
Wenn wir von der Arbeit / unserem Tag nach Hause kommen, möchten wir eigentlich gerne alles, was war, vor der Tür lassen. Und nicht weiterhin mittragen.
Achte dich mal darauf, was als Erstes geschieht, wenn du durch die Tür kommst.
Mir gefällt die jüdische Tradition der «mesusot», der am Türpfosten angebrachten Schriftkapseln, die von manchen Gläubigen beim Betreten des Raums angefasst werden.
So kann jedes Eintreten zu einem bewussten Übergang werden, vom Draussen ins Drinnen, von der Welt ins Zuhause.
Zum Beispiel die stressgeladene Atmosphäre aus dem Büro, der Streit mit einem Velofahrer auf dem Nachhauseweg oder eine ungeklärte Situation mit einem Freund. Oder noch banaler: Na gschwind einkaufen gehen, wenn die ganze Stadt super hektisch auch am Einkaufen ist.
Solche Situationen können energetisch an uns «kleben» bleiben und fühlen sich einfach nicht so gut an. Nicht weiter schlimm, bloss unangenehm (das gilt für alle diese Punkte 😉).
Das Darüber-Nachdenken und Weiter-Daran-Kauen macht es nicht besser, im Gegenteil: Es gibt der Sache bloss noch mehr Futter und macht sie viel grösser, als sie eigentlich ist.
Da finde ich es extrem entlastend, über simple und einfache Ritualen wieder erden und präsent sein zu können. Aus dem Kopf, in den Körper.
Das Nachhausekommen ist eine körperliche Angelegenheit, es sind die Füsse, die über die Schwelle meines Zuhauses treten, nicht mein Gehirn.
4. Reinige die Atmosphäre deines Zuhauses
Damit meine ich nicht das blosse Putzen, sondern auch die Kunst, dein Daheim ein energetisch sauberer Ort sein zu lassen.
Für diese Art der Reinigung eignen sich Dinge wie Weihrauch, weisser Salbei, Rosmarin, Palo Santo, aber auch Lavendelöl oder Salz, das du in die Ecken der Räume streust bzw. tropfst (einige wenige Tropfen reichen).
In meiner Erfahrung braucht es keine spezifische Technik oder kompliziertes Vorgehen, du kannst da ganz intuitiv herangehen.
Einzig wichtig ist deine Präsenz: Ein halbbatziges Räuchern (i.e. wenn du in Gedanken ganz woanders bist) ist wenig effizient.
Die verwendeten Räucherwaren helfen dabei, die Raumatmosphäre ins Lot zu bringen – oder anders gesagt, die Atmosphäre «aufzumuntern». Was du genau verwendest, ist dabei deinen individuellen Vorlieben überlassen. Manche unter euch lieben vielleicht Weihrauch, andere erinnert der Geruch an unangenehme Momente.
5. Lass dich von der Stille waschen
Bis jetzt hast du vielleicht amüsiert mitgelesen und gedacht, ahja, das lässt sich easy ausprobieren.
Meditation hingegen ist mit derart vielen Geschichten beladen, dass es dir verständlicherweise schon beim Lesen des Wortes abgelöscht hat.
Mit Meditation meine ich kein anstrengendes Versuchen, nicht zu denken. Sondern etwas viel, viel Simpleres (was genau, kannst du hier nachhören). Dieses unangestrengte Sein in der Stille wäscht nach und nach und stets von Neuem weg, was dir nicht (mehr) dient.
Noch präziser ist es ein «Zurückgewaschen werden zu dem, was du eigentlich bist». Nichts wird zugefügt oder weggenommen, sondern lediglich wiederhergestellt, was bereits ist.
Wer und was du bist, ist ebenjene Stille. Das Leben. Die Aufmerksamkeit. Das Unangestrengte. Gott.
Das ist bereits Fakt, egal ob du in diesem Erleben lebst oder nicht. In diesem Sinne ist es ein Zurückkommen zum ursprünglichen, natürlichsten Zustand deiner selbst. Denn obwohl wir diesen Zustand niemals verlassen können, können wir for sure in einem ganz ganz anderen Erleben drin sein.
Kierkegaard nennt das «verzweifelt nicht man selbst sein zu wollen, oder verzweifelt man selbst sein zu wollen». Dieses aberwitzige Paradox zwischen dem, was du bist und dem, was du meinst zu sein und nicht loslassen willst.
Ein sich waschen lassen in der Stille find ich dabei unendlich erleichternd und hilfreich. Es zeigt jenem verzweifelten Ich stets von Neuem, wie aufgehoben, sicher und behütet es ist. Dermassen, dass sich die Verzweiflung Schicht für Schicht lösen darf.
Und wir so wieder zum Eigentlichen zurückkommen, nach Hause kommen können.
Foto von Ethan Hoover auf Unsplash