Der Erfolg dieser Folge hat uns selbst völlig überrascht. Über 50’000 Mal wurde sie bereits abgespielt – und bis heute erhalten wir Rückmeldungen von Hörerinnen und Hörern, besonders solche, die Manuel erklären, warum er Eckhart Tolle einfach nicht verstanden hat…
Auf jeden Fall hat dieses Gespräch über Eckhart Tolle denkwürdigen Charakter – nicht zuletzt, weil Stephan für Manuel nach langer Freundschaft noch einmal so richtig fremd geworden ist: Was in Gottes Namen findet er an Tolle so toll?
(Manuel hat sich auch in einem kritischen Blogbeitrag unter dem Titel «Eckhart nicht so tolle» noch einmal mit dem spirituellen Lehrer auseinandergesetzt. Ihr könnt ihn hier nachlesen.)
Und hier die ursprüngliche Kurzbeschreibung dazu – viel Spass und Inspiration beim Hören!
Heute geht’s um das bekannteste Buch des modernen Weisheitslehrers Eckhart Tolle. Das Gespräch findet allerdings unter sehr unterschiedlichen Voraussetzungen statt: Stephan ist das Buch in den vergangenen Jahren sehr wichtig geworden, während Manuel bis vor wenigen Wochen weder vom Titel noch vom Verfasser je etwas gehört hat.
Mit dem esoterischen Jargon kann er wenig anfangen, und auch sonst hat er einige kritische Anfragen an Tolles Spiritualität der Selbstfindung. Stephan liest ihn wesentlich wohlwollender und sieht zahlreiche Parallelen zur christlichen Tradition – sogar mit seinem Christusverständnis kann er erstaunlich viel anfangen…
Ein spannendes und spannungsvolles Gespräch, das auch jenen zu empfehlen ist, die das Buch nicht kennen.
2 Gedanken zu „Summertime-Special 6: «Eckhart Tolle: Jetzt! Die Kraft der Gegenwart»“
Danke für die intensive und dennoch wertschätzende Auseinandersetzung. Ich kenne weder Autor noch Werk. Erinnert hat es mich gleich mehrmals an Kierkegaards „Die Krankheit zum Tode“: „Das Selbst ist ein Verhältnis, das sich zu sich selbst verhält, oder ist das am Verhältnis, dass das Verhältnis sich zu sich selbst verhält; das Selbst ist nicht das Verhältnis, sondern dass das Verhältnis zu sich selbst verhält. Der Mensch ist eine Synthese von Unendlichkeit und Endlichkeit, von Zeitlichem und Ewigem, von Freiheit und Notwendigkeit, kurz, eine Synthese. Eine Synthese ist ein Verhältnis zwischen zweien. …. Verhält sich dagegen das Verhältnis zu sich selbst, dann ist dieses Verhältnis das positive Dritte, und dies ist das Selbst. … das Selbst des Menschen, ein Verhältnis, das sich zu sich selbst verhält und, indem es sich zu sich selbst verhält, sich zu einem anderen verhält.“
Der vorgebrachten Kritik an der Vernunftkritik ergänze ich, dass das gesamte Denkmodell eben an sich kein nicht kognitives, sondern ein zutiefst kognitives ist. Kritik an Vernunft setzt also immer Vernunft voraus. Und ist ohne Vernunft auch gar nicht möglich. Dass ich nicht nur Vernunft bin (cogito ergo sum), sondern eben auch das Ich, das sich im kierkegaardschen Sinne zu sich und der Vernunft verhält, ist eben mehr als diese Verneinung der in mir wohnenden Vernunft. Diese „Abspaltung“ von Ich und Selbst halte ich für falsch in dem Sinne, dass Ich und Selbst eben auch Teil dieses Verhältnisses sind, welches mich ausmacht.
Ein durch Sorgen oder negative Gedanken geschaffenes Vernunft-Ich, ist eben auch Teil des ihm kontradiktorisch gegenüberstehenden Selbst.
Auch teile ich Manus Kritik insofern, dass es an vielen Stellen als eine Art „Selbstheilung“ tönt, was der Herr Tolle da erläutert. Manchmal sogar noch mehr als „Selbsterlösung“ – also Erlösung des Selbst von vernunftgeleiteten Ich.
Ein grosser Yogi sagte zu seinem Schüler: “Setze dich bequem mir gegenüber, so, dass der Körper dich nicht stört. Schliesse deine Augen. Versetze dein Bewusstsein aus dem Kopf in das Herz, denn dort befindet sich das Selbst. Denke an nichts, nur an dein eigenes Selbst, bis du dein Selbst sein wirst” – Denn wer dies fertigbringt, der befindet sich bereits am Ziel. Der Meister erklärte nichts weiter. Nur wenn der Schüler innere Erlebnisse hatte, gab er ihm hie und da Anleitungen. (Yesudian/Haich)
Eigenlich ganz einfach, aber bei der Umsetzung stehen uns leider unsere Konzepte, Vorstellungen und Zweifel im Wege. Nur Geduld bringt uns weiter 😉