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Böse beten

Beten gilt als brav. Zu Unrecht. Beten ist mehr als Ja und Amen. Zum Gebet gehören immer schon zornige Ausbrüche, böse Gedanken, Trotz und Trostlosigkeit, Feiern und Fluchen.

Gemeinsam mit ihrer RefLab-Kollegin Johanna Di Blasi fragen Andreas und Thorsten nach den dunklen Seiten des Gebets. Sie zeichnen nach, wie das Beten in der Geschichte durch fromme Tabus immer langweiliger gemacht wurde. Und sie lassen sich vom Alten Testament wie auch von anderen spirituellen Erfahrungen anregen. Denn im Gebet geht es auch um diejenigen, die unterdrückt und totgeschwiegen worden sind. Böse beten ist ihre Sprache.

Zu Johanna Di Blasis dreiteiliger Blogserie «Böse beten» geht es hier: Teil 1 «Versuch’ es mit Fluchpsalmen», Teil 2 «Ich mach’ aus dir ein Mandala!», Teil 3 «Füttere deinen Dämon!».

3 Gedanken zu „Böse beten“

  1. Vielen Dank für diesen neues Aspekt des Betens, der ja schon in dem einen oder anderen Podcast zum Beten thematisch immer mal wieder angeklungen ist.
    Gerade letzte Woche kam ich mit jemanden ins Gespräch, der mit einigen schweren Schicksalsschlägen zu kämpfen hat. Auf meine Frage, ob er denn Gott auch seinen Zorn und seine Wut spiegeln würde, sagte er, ja, auf jeden Fall. Aber das die Bekannten im Hauskreis das Äußern seiner Wut auf Gott gar nicht verstehen könnten.
    Auch ich selbst bin immer noch auf der Reise, um zu lernen und erleben, wie Wut, Trauer Zorn und Vergebung auf die Kette zu kriegen sind. Denn tiefe Einschläge im eigenen oder im Leben derer, die wir lieben und beschützen wollen/sollen, bringt die „heile fromme Welt“ ziemlich durcheinander. Das Liebesgebot und die eigene Wut zu vereinbaren klingt theoretisch prima, ist praktisch ein kraft- und nervenzehrender Akt.
    Glauben schenken ist für erlebten Missbrauch die Grundlage zur Vergegenwärtigung und Bearbeitung für das Opfer. Hier haben nicht nur die Kirchen aller Couleur, sondern alle Institutionen und Gruppierungen noch viel nachzuholen. Wir beschäftigen und zu gern mit den Tätern und vergessen darüber sehr oft die Opfer. Ist aber (leider) gelernte juristische Praxis.
    Meinem oben erwähnten Gesprächspartner habe ich versprochen, diese Wut auf Gott in einer Predigt mal zu thematisieren. Jetzt habe ich weitere, sich öffnende und erläuternde Aspekte hinzugewonnen.

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  2. Danke für diese großartige Folge von GeistZeit.
    Die Ambivalenz des Betens finde ich übrigens auch im hebräischen barach wieder, das sowohl segnen als auch fluchen bedeuten kann, je nach Kontext. “Segne/fluche Gott und stirb!” sagt seine Frau zu Hiob. Hier kommt die ganze Zerrissenheit des Menschen Hiob bzw. seiner Frau zum Ausdruck, und zwar so kompakt, wie es wohl nur im Hebräischen funktioniert.

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