Soeben habe ich meinen Twitter-Account gelöscht. 14 Jahre, 15’000 Tweets, ein begonnenes und abgeschlossenes Studium, eine Pandemie und 238 blockierte Accounts, nachdem ich beigetreten war.
Es war einmal so schön. «Twitter gehört für mich genauso zum realen Leben wie das RefLab-Büro», schrieb ich hier noch 2021.
Vergiftetes Klima
Seither war Covid, der Sturm aufs Kapitol und der Angriffskrieg auf die Ukraine – als die Hamas Israel angriff, war ich schon ziemlich inaktiv auf Twitter und habe deswegen die Kontroversen darum auf der Plattform, die heute «X» heisst, nicht mehr mitgekriegt.
Vom Algorithmus geförderte Polarisierung und Bots haben das Klima vergiftet und viele ehemals begeisterte Nutzer:innen vertrieben. Meine Timeline war zuletzt eine Mischung aus billigen Clickbait-Artikeln, Werbung für Crypto-Währungen und uninteressanten Retweets einzelner noch aktiver Accounts, denen ich folge.
So liest sich der Artikel, in dem ich Twitter damals als ein Dorf beschrieb, in dem man angeregt diskutiert und einander freundlich aushilft, heute wie ein Nachruf.
X ist schon lange nicht mehr, was Twitter mal war. Und auf den Alternativen wie Mastodon und Bluesky bin ich nicht so wirklich angekommen.
Live-Twitter über Fussballmatch und Theologiekongress
Mit dem Deaktivieren meines Kontos vollzieht sich für mich das Ende einer Ära, das sich schon längst anbahnte.
Über Twitter habe ich Bücher getauscht und ein Sprossenglas geschenkt erhalten, meinen RefLab-Job verdanke ich indirekt Twitter, ebenso eine meiner besten Freundinnen.
Als ich mein Theologiestudium begann und freudig darüber twitterte, lud mich eine ebenfalls auf Twitter aktive Dozentin der Fakultät auf einen Kaffee ein. Es war dieselbe Dozentin, die später meine Masterarbeit betreute.
Während des Studiums beantwortete mir die «TheoBubble» sehr schnell akute Wissensfragen, halt mit Literatur-Tipps und stieg auf Blödel-Ideen wie «Clickbait Theology» ein. Ich habe theologische Tagungen und meinen ersten Fussballmatch live-getwittert. Und als ich umzog, fühlte ich mich dank der Kontakte auf der Plattform am neuen Wohnort schon fast heimisch.
Der Tropfen, der das Fass überlaufen liess
Nun war das Bürgerkriegs-Geschwafel des unsympathischen X-Besitzers der Tropfen, der für mich das Fass zum Überlaufen brachte. Auch wenn es keinen Unterschied machen wird – ich will durch meine Zeit auf der Plattform nicht dazu beitragen, dass dieser Mensch (und mit ihm andere Egomanen) Aufmerksamkeit erhalten.
Ich habe Schluss gemacht: X ist jetzt ein Ex. 💔
8 Gedanken zu „Ade Twitter: «X», mein Ex“
Gratuliere! #guteEntscheidung
Bravo!
Danke!
Was denkst du zu den Twitter-Files?
Habe ich mich nicht damit beschäftigt… Was denkst du denn darüber?
Als E.M. Twitter kaufte, habe ich meinen Account gelöscht – dich habe ich auch dort kennengelernt!
Oh, Änn, schön, von dir zu lesen! In welchem Social-Media-Universum bewegst du dich heute?
Die Neu- Ausrichtung von twitter (jetzt X), begann damit, dass E.M. die Redaktionellen Mitarbeiter(stellen) um 95% gekürzt hatte. Die IT- Mitarbeiter/innen wurden bei Kritik entlassen. Nur um den technischen Standard aufrecht zu halten, wurde der Mitarbeiter-Pegel wieder angehoben. Aber nicht auf dem Level wie damals. Die Postings haben ein Niveau erreicht, wo man sich fragt, wie so etwas verbreitet werden kann.
Ich bin zwar noch bei twitter, aber nur aus nostalgischen Gründen. Auf X gehe ich nicht mehr.