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Thorsten Dietz: Wie politisch ist Sex? Familienwerte und Kulturkampf

Thorsten Dietz und Tobias Faix haben den zweiten Band ihrer «Transformativen Ethik» veröffentlicht. Es geht um Liebe, Sex und Familie. Mit Janna Horstmann und Manuel Schmid diskutiert Thorsten in dieser Stammtischfolge, warum diese Themen noch immer die Gemüter erregen – und warum damit so vorzüglich Politik und Kulturkampf betrieben werden kann. Dabei kommen auch die tiefen Ängste zur Sprache, die sich mit den Themen Gender, Queerness und Sexualunterricht verbinden, und die politisch bewusst geschürt werden. Und Thorsten erklärt, warum er durch seine evangelikal-pietistische Sozialisierung besser auf die gegenwärtigen religiös-politischen Verhältnisse vorbereitet wurde als durch sein Universitätsstudium…

Wer in das Buch von Dietz und Faix reinlesen möchte, findet hier eine Leseprobe – und wer es bestellen möchte, kann das hier tun, oder überall, wo es Bücher gibt…

4 Gedanken zu „Thorsten Dietz: Wie politisch ist Sex? Familienwerte und Kulturkampf“

  1. Vielen Dank für diesen interessanten Podcast und den dabei gemachten Überlegungen bei denen ich mich gut wiederfinde.
    Aber ich finde ihr geht nicht tief genug: Die Angst vieler Menschen um ihre kulturelle Identität, um Stabilität im Leben etc. wird hier aus meiner Sicht zu wenig ernst genommen und ein bisschen schnell abgetan; ob diese Ängste berechtigt sind, finde ich schwierig zu beurteilen- sie sind offensichtlich da und sie einfach als “irreal” abzutun finde ich zu einfach; das wissen wir aus der Traumatologie und Seelsorge: Ängste sind einfach einmal da und ernst zu nehmen und haben ihre Gründe…sie können aber auch wieder verschwinden!
    Zur Frage, warum Menschen und gerade hochreligiöse immer noch Angst vor Sexualität haben: Sexualität ist ein wunderbares Geschenk und kann sehr erfüllend und Glücksspendend sein, sie hat aber auch ihre gefahrvollen Seiten: in der Sexualität ist man einem Menschen so nah wie sonst nie und dabei sehr verletzlich; Frau kann schwanger werden, was bis vor kurzem zum Teil auch heute noch eine Bedrohung an Leib und Leben bedeutet. Diverse Mütter aus meinem Bekanntenkreis hätten ihre Schwangerschaft vor 100 Jahren nicht überlebt. Von ungewollten Schwangerschaften und den damit auch gesellschaftlichen Implikationen wollen wir gar nicht reden. Und dann gibt es auch noch Geschlechtskrankheiten: Früher war Syphilis weit verbreitet und tödlich! Ich bin in der Generation aufgewachsen, in der AIDS eine riesige Herausforderung war- wir rechneten mit einer Pandemie mit vielen Toten und hatten Panik vor nicht savem Sex!
    Dazu kommt die soziale Dimension: Unkontrollierte Sexualität kann auch Gemeinschaften und Beziehungen gefährden und zerstören…
    Sexualität ist und bleibt ein Stück auch heute noch “gefährlich”- das ist so tief im Menschen drin.
    Ich würde auch zwischen gelebter Sexualität und Gender trennen und die Ebenen nicht vermischen… aber das zu diskutieren geht jetzt hier auch wieder zu weit…
    Dann noch kurz zur “Ehe” als lebenslangen Unterstützungsvertrag: das macht durchaus Sinn, sich mit einem Menschen zusammen zu tun und sich gegenseitig Beistand in guten wie schlechten Zeiten zu geloben, auch wenn man sich ab und zu auf den Mond schießen könnte oder halt nicht mehr “liebt”; ich erlebe es gerade in Pflegeheimen und Krankenhäusern und generell bei Hochbetagten: wenn da kein Partner oder keine Kinder sind, die schauen, dann passieren da ziemlich viele “Fehler”. Und “Freunde” können das nicht einfach ersetzten oder ich erlebe es bis heute nicht so. Wenn keiner da ist, übernimmt das meistens dann der Staat, bzw. das Sozialsystem oder die Gemeinschaft…und das auch nur “minimal”.
    Bei vielen dieser Themen steht aus meiner Sicht die Frage der Ressourcen die entscheidende Rolle: heute können wir es uns in der westlichen Welt Gott sei dank leisten, unsere Sexualität leben zu dürfen und möglichst unabhängig zu sein- dank Verhütung, Gleichberechtigung und Chancengleichheit.
    Aber eine vollkommene Unabhängigkeit und Gestaltungsfreiheit des Lebens gibt es nicht und kann es nicht geben, weil Gemeinschaft heisst auch immer Verzicht… aber das ist wieder ein anderes Thema…
    Danke für die anregenden Gedanken

    Antworten

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