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Special aus den USA: Brauchen wir ein «muskulöses Christentum»?

Viele theologische Bewegungen werden gegenwärtig kontextualisiert. Man versucht sie auf dem Hintergrund gesellschaftlicher Entwicklungen zu verstehen, zu deuten und auch wertzuschätzen. Könnte es unter diesen Voraussetzungen auch eine Neuentdeckung für religiöse Aufbrüche geben, die sich den Anliegen von Macherinnen und Weltveränderern zuwenden?

7 Kommentare zu „Special aus den USA: Brauchen wir ein «muskulöses Christentum»?“

  1. Nö, brauchen wir nicht. Ich kann das Anliegen verstehen, für Machertypen ein attraktives Angebot zu schaffen, deswegen braucht es aber kein ganzes Christentum. Zum einen, weil es dafür eine Leitungskultur braucht die die Macher nicht förmlich geradezu zur Machtübernahme auffordert und zum Missbrauch einlädt. Zum anderen, weil es um Veränderung der Persönlichkeit geht. Einen Gideon, einen David baut Gott auf, einen Saul verwirft er. Wohin das ganze führt, sieht man alleine schon daran, dass viel mehr biblische Leiter am Ende abgestürzt sind als das sie am Ende noch taten „was dem Herrn wohl gefiel“. Und wenn geistlich reife Macher mit stabilem Umfeld heute fallen (siehe Willow Creek u.v.a.), wie wird das mit frommen Einsteigern sein?Persönlich wäre eine nach fromm unterfüttertem Selbstoptimierungsprogramm riechende Struktur für mich ein Grund zum Austreten aus der Gemeinde.

    1. Danke lieber Peter für dein Feedback! Ich bin mir aber nicht sicher, ob sich die Frage so einfach erledigen lässt. Charakterveränderung, ja sicher, aber damit wird aus Machern, Performern ja (hoffentlich) nicht ein Häufchen handlungsunfähiger oder antriebsloser Opfertypen. Privilegien bleiben ja auch bestehen, und ebenso die Frage, welche Botschaft, welches „Evangelium“ ein neuerdings (zu Recht!) machtkritisches, opfersensibles, randgruppenorientiertes Christentum für Menschen haben, die sich insgesamt gesund und nicht diskriminiert fühlen, die anpacken und Dinge bewegen wollen.

  2. Lieber Manuel, ich verstehe dein Anliegen (glaub ich) schon. Sicher ist es nötig und auch möglich für proaktive Machertypen ein Format zu finden wo sie sich einbringen und wiederfinden können. Wenn wir von einem musculären Christentum reden, ist das aber nun deutlich mehr als eine Möglichkeit eine bestimmte Zielgruppe anzusprechen und in ein funktionierendes Gemeindeleben zu integrieren. Ich habe das in Varianten in charismatischen Freikirchen erlebt (G12 z.B.) nach dem Motto „Jeder Christ ist ein Jünger und jeder Jünger ist ein Leiter“. Da geht es dann schon um Grundwerte und Gemeindestrukturen. Und die müssen halt auch für alle anderen Typen funktionieren. Die zurückhaltenden, nachdenklichen, in ihren Möglichkeiten eingeschränkten sind nach einiger Zeit auf der Strecke geblieben. Genau so wie du es sagst, Jesus hat die 12 auch erstmal einfach nur losgeschickt („Mach mal“) und erst später kam die Unterweisung. Da wurden die Jünger von Jesus gezielt zum kontrollierten Scheitern geführt und anschliessend aufgebaut. Das muss die Gemeindeleitung auch können und wollen. So habe ich es leider nicht erlebt, was noch nicht mal unbedingt am guten Willen der Leitung lag. Es gab viel Zerbruch und ich wage es nicht zu beurteilen, ob es das wert war, bezweifle es aber sehr. Für den Glauben mit der Karte „Selbstverwirklichung“ zu werben führt in meinen Augen in die falsche Richtung, denn der Moment, an dem es heisst „Wer sein Leben lieb hat, der verliert es; und wer sein Leben auf dieser Welt hasst, der wird’s bewahren zum ewigen Leben“ wird kommen und das wird schwer werden wenn man schon jemand in der Gemeinde ist, glaubt alles richtig gemacht zu haben.

  3. Ich habe mir diese Staffel mit grossem Interesse angehört. Es würde mich nun interessieren, weshalb ihr trotz all dieser bemerkenswerten Kritikpunkten weiterhin glaubt. Was ist es, das euren Glauben lebendig hält? Danke für eure Antworten…

    1. Danke für die Rückfrage, lieber Claudius. Die Gründe für unseren Glauben sind sicher vielfältig – vielleicht könnten wir noch eine Folge nachlegen, in der wir dieser ausführlicher darlegen. Grundsätzlich habe wir aber in jeder Folge dieser Staffel ja auch zu zeigen versucht, warum uns die Einwände gegen den Glauben nicht oder nicht völlig überzeugen – und dass wir weiterhin glauben wollen.

  4. Lieber Manuel und Stephan, vielen Dank – der PC stand noch auf meiner to do-Liste, weil ich davon wirklich noch nie gehört habe. Habe ihn auf dem Hometrainer gehört… In der Sache kommt mir der Diskurs dann bekannter vor… Der PC regt zum Nachdenken an; an einigen Punkten würde man gerne heftig widersprechen bzw. nachfragen. Aber das ist gut so.

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