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John Eldredge: Der ungezähmte Mann

Mit seinem Buch «Der ungezähmte Mann» hat der amerikanische Autor John Eldredge vor 20 Jahren einen internationalen Bestseller gelandet. Besonders in christlichen Kreisen stiess das Buch über die Entdeckung wahren Mannseins auf begeisterte Leser und führte zu einer regelrechten Bewegung.
Stephan und Manuel unterhalten sich über den Ratgeber, der wohl eher schlecht gealtert ist… Was ist dran an der Sehnsucht der Männer nach Abenteuer? Welche Berechtigung hat die These von der Feminisierung der Kirche? Und warum können viele Männer mit Gesprächskreisen und «gestalteten Mitten» so wenig anfangen?

6 Kommentare zu „John Eldredge: Der ungezähmte Mann“

  1. Was für eine tolle Folge:
    Mann sein und Kirche- was für ein leidiges aber eben auch wichtiges Thema…

    Was wir uns da in der Kirche nicht schon den Kopf darüber zerbrochen haben und es immer noch tun und was da zum Teil skurriles Dabei heraus kommt: Vom homoerotischen Kuschelcamp im Wald mit freikirchlichem/evangelikalen Flair (auch das ein Schutzraum…) über die Midlifecrisis- Runde von gestrandeten Wirschafts“Männern“ ums Lagerfeuer, die über ihre Potenzprobleme berichten und sich überlegen, ob sie jetzt doch eine Harley kaufen oder einen Marathon laufen wollen, über Feuerlauf und Initiationsrituale, den kleinen „Rotary- Club in der Kirche mit Zigarre und Whiskey und und und…
    Alles schon erlebt und selber gemacht und ich hätte da noch viele „lustige“ Geschichten dazu, wenn das Thema nicht auch etwas Tragisches hätte: Seelsorgerlich besteht da echt ein Bedürfnis in der heutigen Zeit, in der alles unscharf zu werden droht, auch die männlichen Rollenbilder… das ist eine grosse Herausforderung und man muss aufpassen, dass man nicht wieder in die alten Rollenbilder zurückfällt und die Klischees vom „ungezähmten“ und „wilden“ Mann neu bedient…
    Dass wir in der Kirche Angebote speziell für Männer machen sollten, halte ich deshalb für sehr schwierig…aber eben halt doch für bedenkenswert… eine befriedigende Lösung weiss ich bis heute keine…

    Nebenbei: Ich finde die Beiträge von Richard Rohr zu dem Thema mehr up to date…

    1. Danke Roland für die positive und auch sehr ehrliche Rückmeldung. Mir geht es da ähnlich: Es ist irgendwie einfacher zu sagen, wie es NICHT geht bzw. was NICHT zielführend ist, als auf Bedürfnisse von Männern wirklich angemessen zu reagieren im Raum der Kirche…

  2. Ein schöner Talk. Danke für die vielen persönlichen Anmerkungen aus Eurem Leben, Eure Reflexion über Männerarbeit und Attraktivität der Kirche. Und am Ende wirklich noch tiefgreifende Gedanken zum Heil werden. Ein großer Bogen, der aber für mich sehr rund war. Ich werde die Folge weiterempfehlen.
    Ich habe das Buch vor Jahren gelesen und fühlte mich dabei nicht wohl, weil das Männerbild mir nicht entspricht. Ja, und mich regts jetzt beim Hören Eures Podcasts furchtbar auf, dass hier 1. Mose 2 als Grundlage dient und – aus meiner Sicht – grundlegend verdreht wird. Denn Gott schafft den Menschen zwar in der Öde – aber dann schafft er für ihn den Garten und bringt ihn dorthin. Daraus kann man doch nicht schließen, dass der Mann für die Öde geschaffen wäre. Sondern genau das Gegenteil. Er ist für den Garten geschaffen.
    Abgesehen davon – und das macht ihr ja deutlich – muss jeder Mensch seinen eigenen Weg finden. Der ist sehr individuell. Solche verallgemeinernden Handreichungen sind da vollkommen kontraproduktiv und führen Menschen (Männer und Frauen) in die Irre. Eine Irre, die man auch als Öde bezeichnen könnte. Und da schließt sich der Kreis. Denn am Ende des Buches hat man zwar einen anderen, aber immer noch engen Horizont. Ich meine, Gott will Menschen in die Weite führen.

  3. Mich hat das Buch einerseits total angesprochen, und ich wollte es die ganze Zeit meinem Mann unterjubeln, der es aber uninteressant fand. 😀frustrierend war halt die Aussage vom
    Autor, das das nun ganz spezifisch das Herz eines Mannes anspricht, kann ich in der Realität auch nicht so sehen… Es geht da einfach um Menschen, die sich von außen aufdrängen lassen, wie sie zu sein haben. Ein grosses Problem für fast jeden und im evangelikalen Rahmen kommen einfach noch viele Erwartungen dazu.
    Ich fand dann noch ein anderes Buch von John eltheredge : „Ganz leise wirbst du um mein Herz“ das sich mal endlich an alle Menschen gerichtet hatte. Für beide Bücher bin ich echt dankbar. Das Frauen Buch war mir dann zu klischeehaft… Und ich seh mich auch eher als Gefährtin und nicht Prinzessin.
    Horizoterweiternd fand ich im wie Männer Buch, wie der Autor wirklich toll und auch autobiografisch Entwicklungen und Fehlentwicklungen beschreibt und z. B. Jungs Archetypen einem christlichen Leser beschreibt (wo Psychologie oft sehr kritisch gesehen wird). Im anderen Buch beschreibt er seinen Weg, wie er aus einer frommen Pflicht-Rolle den mystischen Weg entdeckt. (Was ebenfalls für sehr seeeehr gefährlich gehalten wird).
    Also ich habe ihm seine Klischees nachgesehen, was vielleicht andere abgestoßen hat und mir die Anregung geholt, mich mit Psychologie und Mystik zu befassen
    Dafür bin ich ihm echt dankbar.

    Ihr habt noch so einiges dazugepackt, z. B. Die Aussage, dass Frauen nicht das Abenteuer sein wollen, sondern zusammen Abenteuer erleben. Das gefällt mir sehr gut.
    Nur befürchte ich, dass wir es uns alle abtrainieren lassen haben das „wilde“ Herz.

    @ Roland: Warum meinst du, braucht es unbedingt eine spezielle Männer Arbeit? Deine Ideen würden sehr vielen Frauen auch gefallen… Das Bedürfnis, mal was nur mit Männern bzw. Nur mit Frauen zu machen, ist jetzt das, was ich nachvollziehen kann., gerade wenn es um sensible Themen geht. Schutz – Räume eben…
    Aber es sollte halt nicht so weit gehen, dass die Männer die coolen Feuerriten machen dürfen und die Frauen die gestaltete Mitte.
    Ja, Richard Rohr hat ähnliche Aussagen, hab ich auch gedacht.
    Und eigentlich geht’s bei allen Riten auch drum, sich auf ein Leben einzustellen.. Eine Aktion, oder eine Herausforderung, im Glücksfall auch ein Abenteuer

    Auf jeden Fall… Sehr inspirierende Folge. Vielen Dank dafür.

  4. Zuerst kommt das Lob: ich finde Eure Podcasts echt spitze, vielen Dank, dass Ihr somit Eure Gedanken teilt.

    Wenn ich wie bisher nicht kommentiere, könnt ihr das grundsätzlich als „Lob“ anschauen, dann fand ich das Gespräch hörenswert. Heute kommentier ich aber 😊.

    Ich habe das Buch auch vor Jahren gelesen und finde, ihr werdet diesem nicht ganz gerecht. Einerseits muss man berücksichtigen, dass es vor ca. 20 Jahren geschrieben wurde und es um ein gesellschaftliches Thema geht, und die Gesellschaft verändert sich sehr schnell. Vermutlich würde Eldredge das Buch heute auch anders schreiben.

    Andererseits bin ich mit Euch einig, dass viele männliche Eigenschaften oder Bedürfnisse zu Klischeehaft dargestellt werden. Ja, auch Frauen lieben „die Wildnis“ oder Abenteuer in der Natur. Dazu möchte ich jetzt aber folgendes sagen: Männer und Frauen sind ja doch irgendwie unterschiedlicher Natur, und dies meine ich jetzt nicht biologisch, sondern generell. Klar kann man dies nicht eindeutig und für alle geltend sagen, aber ich vermute doch, dass es gewisse Eigenschaften gibt, die eher auf Männer oder halt eher auf Frauen zutreffen. Insofern frage ich mich, ob Eure Kritik diesbezüglich nicht etwas zu vernichtend war.

    Mein zweiter Punkt: inhaltlich seid ihr eigentlich kaum auf Aussagen des Buches eingegangen. Wenn man die Sache mit Mann/Frau einfach mal beiseitelegen würde, und sich einfach mal fragt: verpass ich nicht etwas in meiner überzivilisierten, geordneten, bürgerlichen „Bürogesellschaft“? Hat es nicht auch einen vielversprechenden Ansatz, Gott in der Natur, in der Wildnis, im Abenteuer, in der Entbehrung zu suchen als einfach nur im Gottesdienst oder im Worship?

    Und jetzt noch ein letzter Punkt: ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Kirche ein Männerproblem hat. Klar hat es überall auch Männer, vor allem in Führungspositionen. Aber wenn man jetzt einfach mal die Gottesdienstbesucher (sogar weltweit) zählen würde und nach Männchen und Weibchen auflisten würde, ich bin mir sicher, dass mindestens 2/3 Frauen sind. Für mich ist die Frage schon berechtigt: warum spricht ein herkömmlicher Gottesdienst denominationsübergreifend tendenziell eher die Frauen an? Dass Eldrege dieses Thema anpackt und die Männer „zurückgewinnen“ möchte, finde ich positiv.

    1. Danke, lieber Daniel! Zum ersten Punkt: Ich habe wirklich recherchiert und Eldredge sieht es heute keinen Deut anders 😉 Im Gegenteil: Es sei noch wahrer! Zu den anderen Punkten: Ich glaube, das trifft ziemlich genau Manus Standpunkt. Ich selbst sehe es wirklich anders. Ja, wir brauchen Abenteuer. Aber: Wir können die zusammen erleben. Stuhlkreise sind auch für Menschen mit Gebärmutter nicht immer anziehend. Warum hat es mehr Frauen in Gottesdiensten? Ich tippe mal: Durch Erziehung höhere Frustrationstoleranz gelernt und als Erwachsene stärkerer sozialer Kontrolle ausgeliefert 😉
      Herzlicher Gruss, Stephan

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