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Witzig, oder?

Innerhalb der Nachruf-Welle auf Prinz Philip hat man sich auch an seine Flapsigkeiten und spitzen Bemerkungen, seinen schrägen und trockenen Humor erinnert. Ist das witzig? Und was macht guten Humor eigentlich aus?

2 Kommentare zu „Witzig, oder?“

  1. Danke für eure sehr interessanten und differenzierten Gedanken! Das mit den Tabubrüchen hat sicher was. Die Psychoanalyse erklärt sich den Humor auf diese Weise. Sachen die man nicht darf, geheime Wünsche, unterdrückte Triebe, Sticheleien gegen Obrigkeiten können über den Witz ein Stück weit ausgelebt werden. (Typisch Sigmund Freud halt😃) Es ist ein von der Gesellschaft akzeptiertes Mittel, um solche Impulse, Wünsche etc. auszudrücken. Ich denke dass dies zwar nicht die einzige Erklärung, aber schon ein Teilaspekt des Humors ist. Ich denke dass das Lachen ein tief verankerter archaischer Impuls ist. Darum lachen wir über Dinge, die wir vielleicht eigentlich moralisch nicht ganz in Ordnung finden. Das Gehirn schaltet sich quasi erst danach ein und sagt dir: „hey darüber lacht man aber eigentlich nicht!“ Auch das mit Prinz Philipp stimmt. Ein Witz funktioniert nur in der richtigen Umgebung, mit den passenden Protagonisten. An einem anderen Ort hätte er eine ganz andere Wirkung. Man könnte noch lange über den Humor sprechen, er ist wirklich ungeheuer vielfältig! Und natürlich bereichernd . Bin froh dass es ihn gibt😃Liebe Grüsse: Jakob

  2. Ich habe in meinen 3 Jahren Freiwilligenarbeit in Papua Neu Guinea gelernt, dass Schadenfreude die beste Freude ist. Für uns Westler ist das irgendwie unglaublich. Das Positive daran war der dauernde Wechsel. Ein Schüler, der von seinen Kollegen ausgelacht wurde, lachte 20 Minuten später über einen anderen Mitschüler und so wechselte es im Laufe des Tages dauernd ab. ich habe dort gelernt, dass wir Westler eine Minderwertigkeitsgesellschaft sind, wo es immer darum geht, oben zu sein, sprich: richtig zu liegen. Das permanente Beurteilen und Richtigstellen und Fehlervermeiden führt mehr und mehr zu einer „Correctness“, die zur moralischen Norm wird und dann als richtiges Verhalten als Denkframe in den Lebensvollzug einfliesst. Dar papuanische Humor hatte eine Qualität, die bei uns zunehmend fehlt: Er war nicht nachtragend. Er passierte, provozierte das Lachen und war passiert. 5 Minuten später war man bereits wieder an einem anderen Ort. Es ist also eine typische Kindsituation, wo die Zeitdimension keine Rolle spielt. Humor ist nie richtig, er geschieht und ist vorbei. Wenn Humor gut und richtig werden soll, dann war es das. Das verbindet ihn mit der Liebe. Satire ist von daher nicht einfach Humor. Sie macht Aussagen aus einer gewissen Position und darf das aus allen Richtungen. Humor ist nicht, wenn man trotzdem lacht. Humor ist wenn man lacht – und dann wars das. Alles Andere sind Kommunikationsformen, die sich dem Diskurs in der Gesellschaft stellen müssen – und dabei kann sogar Lachen geschehen. Humor ist nicht einfach Spassgesellschaft, sondern selbstbewusstes, selbskritisches Dasein.

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