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Mittelalterliche Philosophie: Was gibt es im finsteren Mittelalter zu holen?

Wir steigen in eine neue Staffel von «mindmaps» ein – und müssen dafür vielleicht ein bisschen mehr werben als sonst. Denn es geht in den nächsten Folgen um die Philosophie des Mittelalters. Diese Epoche hat einen denkbar schlechten Ruf. Man spricht gerne vom «finsteren Mittelalter», denkt an Kreuzzüge und Hexenverbrennungen und kann sich schlecht vorstellen, dass es von dieser Zeit irgendetwas zu lernen gibt.

In dieser Einführungsfolge fragen wir darum zuerst nach den ideologischen Vorurteilen, die hinter der Einteilung der Geschichte und ihren Epochennamen stehen. Und dann zeigt Peter auf, wie bunt und dynamisch das Mittelalter war, und wie ernsthaft gerade in dieser Epoche um die Rationalität der eigenen Weltanschauung gerungen wurde. Die gängige Unterstellung, dass das Mittelalter die Abendländische Kultur weit hinter das geistige Niveau der antiken Philosophie zurückgeworfen und auf einen wissenschaftsfeindlichen Kirchenglauben verpflichtet habe, ist eben nur das: eine Unterstellung.

Trotzdem schließt die Folge mit einer klaren Kritik am verhängnisvollen Bettgemeinschaft von Kirche und Staat in dieser Zeit, die prophetische und systemkritische Stimmen innerhalb der Kirche nicht mehr zu Wort kommen liess – und wir fragen uns, wie denn in den heutigen Verhältnissen ein prophetischer Einspruch von Seiten der Kirche aussehen könnte, und wo er dringend nötig wäre…

 

Zu den Beitragenden

Manuel Schmid ist Co-Leiter von RefLab. Er wurde mit einer religionsphilosophischen Arbeit promoviert und liebt es, unsere Zeit und Gesellschaft durch vertieftes Nachdenken und angeregtes Diskutieren besser verstehen zu lernen.  

Heinzpeter Hempelmann ist Professor für Systematische Theologie und Religionsphilosophie, Autor von über 40 Büchern und 500 Aufsätzen (viele davon sind hier kostenlos abrufbar). Er ist ausgewiesener Experte in Fragen der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie sowie der Lebensweltforschung – und er hat eine Leidenschaft für die verständliche Vermittlung komplexer philosophischer und theologischer Sachverhalte.

4 Gedanken zu „Mittelalterliche Philosophie: Was gibt es im finsteren Mittelalter zu holen?“

  1. Von der heutigen Folge bin ich ein wenig enttäuscht. Erwartet hätte ich die Erklärung des “Aristotelischen” im Mittelalter. Bekommen habe ich eine Kritik der “links-liberalen” Kirchen und der sich aus dem gesellschaftlichen Diskurs zurückgezogenen Freikirchen. Beides ist viel zu einfach gesagt. Was mir auch fehlt, ist das von euch bzw. Peter Hempelmann geforderte “Eigentliche” des Christentums. Beispiele waren u.a. die “digitale Steuererklärung”, die überfordert. Sorry, das ist mir zu mager. Da sollen sich Kirchen engagieren?? Echt jetzt? Und entspricht dies nicht gerade dem Bemühen der Landeskirchen sozialdiakonisch tätig zu sein? Das sind sie ja exemplarisch. Und worin besteht jetzt nun der Unterschied zu den links-liberalen Anliegen?
    Ich äussere diese harte Kritik, weil ich Mindmaps eigentlich besonders mag, aber heute habe ich wirklich nicht bekommen, was versprochen wurde: Eine Würdigung der Scholastik und der artistotelischen Anliegen.

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    • Danke Samuel für die ehrliche und kritische Rückmeldung! Die Linien wurden zum Schluss nur exemplarisch und holzschnittartig ausgezogen, da gäbe es sicher viel mehr zu sagen und auch zu differenzieren. Die Scholastik und Aristotelik wird aber in kommenden Folgen noch eingehender behandelt – hier ging es um die Einführung und eine kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff des Mittelalters selbst.

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  2. Lieber Manuel
    Gerade der Transfer aus der Diskussion um die theol. Legitimation der mittelalterlichen Ständegesellschaft hin zur heutigen Kirche fand ich sehr inspirierend! Unser Kirchenrat sollte Hempelmann mal zur Beratung auch zum Thema Aktualisierung der Sinus-Studie, neue Formen der Mitgliedschaft etc. beiziehen…
    Und so arg mit dem Links-liberalen sehe ich es in unserer Kirche nicht: da gibt’s einen starken bürgerlich-konservativen Flügel… ist auch alles immer eine Frage der Perspektive: ich selber gelte bei vielen als wertkonservativ, liberal am Zeitgeist orientiert, links-sozial mit pietistischer Schlagseite, als Kirchenaparatschnik der in verkrusteten Strukturen denkt (😉), als Managertyp der alles optimieren will, als Militär und und und….eigentlich ein bisschen von allem 😁- gerade so, wie es sich das Gegenüber zu Recht legt.
    Aber auch Fragen zu Struktur- und Wertekonservativismus sind in unserer Kirche schon inhärent…aber zu dem sind die politischen Positionen unserer Kirche theologische seht gut fundiert, Beispiel die Ehe für alle…
    Danke und weiter so!

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