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Karl Barth – Theologie als Religionskritik

Andreas und Thorsten diskutieren seinen theologischen Aufbruch nach dem Ersten Weltkrieg, der mit seiner Orientierung an der Bibel und dem Bekenntnis zum dreieinigen Gott die Theologie seiner Zeit revolutionierte.

Sie würdigen seinen massgeblichen Einsatz für die Bekennende Kirche in Deutschland im Widerspruch gegen den totalitären Machtanspruch des Nationalsozialismus. Schliesslich fragen sie, ob seine Theologie auch heute noch herausfordernd und inspirierend sei – und wo sie inzwischen an ihre Grenzen gekommen ist.

12 Kommentare zu „Karl Barth – Theologie als Religionskritik“

  1. Danke für diese erneute Folge. Sehr lehrreich. Zum Thema „grösste Schweizer Theologen“, sind mir noch vor Barth der Toggenburger Zwingli und m.E. der Genfer Calvin (damals allerdings ein Franzose) in den Sinn gekommen ;-)… Noch was: Ich find die Schweizer Demokratie auch toll, aber euren immer mal wieder durchschimmernden Schweizgeist, hat auch noch ganz andere schwierige Seiten. Da darf, ja muss Ideologiekritik im Sinne Barths und anderer gerne auch zeitgeistkritisch genannt werden. Wir Schweizer geben uns gerne mal bescheiden und ach so klein (20. grösste Volkswirtschaft gemäss BIP), können aber auch als Gesellschaft sehr ausschliessend wirken (Judenstempel und Judengold im 2. Weltkrieg, Schwarzenbachinitiative und daran anschliessende auch politische Ausgrenzungen bis heute). Ach, am Schweizer Wesen, wird dann halt doch nicht die ganze Welt genesen…

    1. Ob wir die Zeit noch weiter zurückverfolgen und im 16. Jh. landen … keine Ahnung. Theologinnen und Theologen hätten wir dafür genug.
      Danke für den Hinweis, dass sich gerade auch von Barth her manch Kritisches zum „Schweizgeist“ besprechen liesse. Aber vor allem auch als Deutsche – auch wenn ich die Hälfte meines Lebens nun bald in der Schweiz verbracht haben werde – steht uns die Dankbarkeit mit einer Prise Begeisterung erst mal gut an. Übrigens hatte Thorsten in einer der früheren Folgen einen scharfen Kommentar zur Neutralität drin, nicht schweizbezogen, sondern allgemein, aber doch deutlich. Ungefähr: Wenn ich sehe, dass jemand vergewaltigt wird, und ich tue nichts, dann bin ich nicht neutral … Danke für die vertiefenden Hinweise.

  2. Vielen Dank für eure interessanten Beiträge!
    Bei dieser Folge habe ich – kurz nach dem Weltfrauentag – vergeblich darauf gewartet, dass ihr auf die Bedeutung von Charlotte von Kirschbaum für Karl Barths Theologie eingeht. Wolltet ihr vermeiden, etwas zur „Dreiecksbeziehung im Theologenhaus“ sagen zu müssen? Oder findet ihr die Bedeutung von Charlotte von Kirschbaum durch den „Zeitgeist“ unangemessen überhöht?

    1. Vielleicht hätten wir es deutlicher sagen sollen, dass uns Charlotte von Kirschbaum noch eigens beschäftigen wird. So viel von hinter den Kulissen: Thorsten und ich bereiten derzeit mehrere Folgen zur feministischen Theologie der Schweiz vor, lesen von Kirschbaums „Die wirkliche Frau“, fragen uns, was die Differenzen zwischen Barth und ihr sein könnten und werden in vier Wochen eine ganze Folge Geist.Zeit über sie machen. Danke für die hellwache Nachfrage und den zeitgeistaffinen Wink.

  3. Vielen Dank für den tollen, spannenden, lehrreichen und auch kurzweiligen Podcast Geist.Zeit. Ich höre ihn mit „Begeisterung“ und habe mich gefreut über die bisherigen Folgen – die Einblicke in den Glaubensweg von Andreas und von Thorsten, die Folge über Schlatter (der schon in meinem freikirchlichen Studium ein ’sehr Guter‘ war), über Kutter und Ragaz (fand ich stark inspirierend!), über Barth (auch er schon im Studium ein ‚Guter‘). Gerade beschäftige ich mich anlässlich einer Andachtsserie mit Otto Stockmayer, der ja u.a. in Beziehung zu Franz Eugen Schlachter stand und in der Schweiz gewirkt hat sowie dort gestorben ist. Er hat ja noch einmal einen speziellen Glaubensweg, nach dem Theologiestudium ist er später dann einen eher sehr frommen und auch einen konservativen Weg gegangen. Von der Pfingstbewegung hat er sich als einer der Leiter der Gemeinschaftsbewegung in Deutschland stark abgegrenzt…. Ein über seine Zeit hinaus einflussreicher Theologe wird rs eher nicht gewesen sein, aber sicher doch eine eindrucksvolle Persönlichkeit.

    1. Freut mich arg, dass Du den Podcast so gut erlebst. Und ein schöner Nebeneffekt ist, dass man durch den Austausch mit den Hörerinnen und Hörern auf weitere, weniger bekannte Theologinnen und Theologen stösst. Vielleicht sollte man die Serie fortsetzen und sich bewusst mal die Randerscheinungen vornehmen und solche Linien, wie diejenigen, die Du über Stockmayer andeutest, aufnehmen. Danke für alles Mitgehen und Mitdenken.

  4. Danke für diese erhellende und vertiefende Folge:
    Für mich ist Karl Barth eine Hassliebe: im Studium war ich mal wieder froh, dass jemand „Klartext“ geredet hat, um was es hier wirklich geht: um Jesus Christus; Alles an der Gestalt bzw. Offenbarung Christi auszurichten, finde ich spannend und inspirierend; auch ist das die klare Absage an eine krude Verbalinspiration der Bibel und die Weiterführung des reformatorischen Satzes: „Alles was Christum treibet“…
    Aber er weiss schon auch gerade sehr viel, der Karl, oder behauptet es zu wissen, dass zum Teil auch ein bisschen zu banal: zum Beispiel sein Beitrag zur Jungfrauengeburt- alles auf die totale Andersartigkeit Gottes zu schieben ist zu einfach und für den modernen Diskurs kaum zu brauchen… oder seine markigen Wortspiele: „Gott Gott sein lassen“; „Gott ist Gott“ klingen immer so wuchtig, tragen aber zum Teil inhaltlich wenig aus- da behauptet er einfach mal so ohne zu begründen…
    Trotzdem ist Karl Barth eine der inspirierendsten Theologen, die ich kenne!

    NB: Safenwil liegt im tiefsten Aargau und nicht bei Genf😁

    1. Danke, dass Du die Fäden der Folge aufmerksam aufnimmst. Mir selbst geht es ganz ähnlich mit Karl Barth, von dem ich insgesamt auch noch viel mehr lesen will. Einerseits eine befreiende Rückkehr zur Sache der Theologie. Daher habe ich bis zum Schluss seine „Einführung in die Theologie“ zur Pflichtliteratur in meiner entsprechenden Einführungsvorlesung gemacht und oft erlebt, dass den Student:innen das auch gut tut. Andererseits aber auch der Eindruck, dass die Kraft dieser – im Selbstbewusstsein gestärkten – Theologie im eigenen Haus merklich nachlässt, wenn man ausser Haus damit geht. Eine Selbstimmunisierungstendenz, die das Gespräch mit anderen erschwert.
      Sehr interessant finde ich einen Aufsatz des lutherischen Theologen Peter Brunner, in dem er der Frage nachgeht, wie weit er mit Barth mitgehen kann, und ab wann sich die Denkwege unterschiedlich weiter entfalten („Trennt die Rechtfertigungslehre die Konfessionen?“).

      Und haben wir Safenwil wirklich in den Kanton Genf verlegt? Peinlich, aber wir nehmen es mit Grinsen.

  5. Nettes Gespräch. Einiges war schon aus dem Worthaus-Vortrag zu Barth bekannt. Klang alles gut, aber man müßte Barth selber lesen. Wer sind denn die komischen Leute, die Barth radikal ablehnen?

    Alles Gute!

    1. Es gibt durchaus anspruchsvolle Barth-Kritik von liberaler Seite, Trutz Rendtorff und Friedrich Wilhelm Graf. Aus Barthfreundlicher Sicht kann und sollte da manches mitnehmen. Insgesamt überzeugt mich diese Kritik jedoch nicht. Fundamentalistische Kritik hat es auch immer wieder gegeben. Anders als die liberale finde ich sie nicht wirklich lehrreich… Francis Schaeffer wäre da zu nennen, der vielleicht noch einen Platz in unserer Serie findet. Da könnte man darauf genauer eingehen. Liberale Theologie kommt natürlich auch noch, daher hier nur kurz.

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