Less noise – more conversation.

«Heart of Worship» («When the Music Fades»)

Das heutige Lied hat eine bemerkenswerte Hintergrundgeschichte. In der Kirchgemeinde des Musikers Matt Redman in England schienen sich die Gottesdienste ausgehöhlt zu haben. Man sang immer noch dieselben Lieder und bot den Besuchern eine anständige Performance – aber irgendwie fehlte der Musik auf einmal «die Seele». Eine zeitlang wurde in der Kirche darum gar keine Musik mehr gespielt, bis dann Matt Redman mit dem Lied «Heart of Worship» zum Ausdruck brachte, wonach sich die Gemeinde sehnte: Eine Rückkehr zum «Herz der Anbetung», eine neue Ehrlichkeit und Echtheit im Singen geistlicher Lieder…

Manuel und Stephan diskutieren angeregt über das Anliegen dieses Liedes – und sie kommen bei aller Würdigung nicht umhin, auch die Gefahren der (post)modernen Authentizitäts-Diktates anzusprechen und deutlich zu machen, dass die Kritik der biblischen Propheten an den Gottesdiensten des Volkes Israels nicht einfach auf die Innerlichkeit zielte, sondern auf die Frage nach der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit im sozialen Alltag… Ganz nebenbei lernt man dann auch noch, warum dieses Lied ein klassischer «performativer Selbstwiderspruch» ist…;-)

Hier geht’s zur Spotify-Playlist dieser Staffel, auf der du alle besprochenen Lieder anhören kannst…

… und hier der Text zum Lied dieser Episode:

«Heart of Worship» (Matt Redman, 1999)

When the music fades
and all is stripped away
and I simply come.
Longing just to bring
something that’s of worth
that will bless Your heart.

I’ll bring You more than a song,
for a song in itself
is not what You have required.
You search much deeper within,
through the way things appear,
You’re looking into my heart.

I’m coming back to the heart of worship
and it’s all about You, it’s all about You, Jesus.
I’m sorry, Lord, for the thing I’ve made it
when it’s all about You, it’s all about You, Jesus.

King of endless worth,
no one could express
how much you deserve.
Though I’m weak and poor,
all I have is Yours,
every single breath!

6 Kommentare zu „«Heart of Worship» («When the Music Fades»)“

  1. Ja und Amen zu dieser Folge.
    Die Wohrshipleiter sollten diese Folge mal hören!
    Dieser «performativer Selbstwiderspruch» wäre bei andern Songs auch anzuwenden. Sie nahmen eine andere Wendung als der Schreiber vielleicht wollte. Ein bisschen mehr Freiheit würde zum Wachsen des Reiches Gottes beitragen. Danke Manu und Stefan!

  2. Bevor ich meine kritisch fromme Frage äußer: vielen Dank für eure kritische Sichtweise, die für mich WEIT über meinen immer noch irgendwie evangelikal/charismatisch gepärgten Tellerrand hinaus geht.
    ABER: ich weiß, ihr lest die Bibel ganz anders als ich es gewohnt war. Aber, WENN ihr eine Aussage wie „Amos 5:23 Tue nur weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Psalterspiel nicht hören! Tue nur weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Psalterspiel nicht hören! Hinweg von mir mit dem Geplärre deiner Lieder; das Rauschen deiner Harfen mag ich nicht hören!“ lest, passt das zu eurer Aussage, dass JEDE gute Musik Gott wohlgefällig ist? Wie würdet ihr so einen biblischen Text einordnen? Seht ihr ihn historisch in einem anderen Kontext, interpretiert ihr ihn anders oder meint eure Aussage vielleicht noch mal etwas ganz anderes, als das was ich hier in Amos rauslese, nämlich, dass „Gute Musik“ allein eben doch nicht „ausreicht“ … ? Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen! Oliver

  3. ups… ich hätte die Folge erst mal zu Ende hören sollen 🙂
    Wenn ich es richtig verstehe (und dem würde ich zustimmen), ist Lobpreis dann „nicht wohlgefällig“ wenn er nicht mit einem wohlgefälligem Lebenswandel zusammen geht. Und der besteht vor allem in „diakonischem“ Handeln, (Nächste)Liebe, Gnade, Barmherzigkeit üben … !?!
    Oliver

  4. Sehr spannende Diskussion: Stephan bringt’s wieder auf den Punkt, auch wenn er es wieder möglichst „nett“ sagt: „Mich würde es gruseln…“; Jesus würde das alles wohl „unverständlich“ finden; „Opfergedöns“… auch meine Ansicht als postevangelikaler Ex-Kathole: Das stört mich an diesem „Lobpreis“ generell, dieses verzückte Sich- „ganz“- hingeben und dann im Alltag nix ändern zu wollen, auch politisch nicht…
    Als religiös- sozialer Theologe finde ich es eben mit den Propheten im Hintergrund schon fast Hybris…: Botschaft nicht verstanden, sondern fürs eigene „Wellbeeing“ missbraucht!
    Als Landeskirchler ist das jetzt ebenfalls fremd und weit weg… ich denke, dass es auch für 80-90 % unserer Mitglieder ebenfalls befremdlich ist: „Lobpreis“ in der Art macht man nur in Freikirchen und/oder bei den „Stündleren“, wie mein Vater zu sagen pflegte…
    Ich teile ebenfalls die Meinung: Gott freut sich über Musik generell und es gibt säkulare Musik, mit mehr religiösem Tiefgang hat (Leonard Cohen, U2, Johny Cash…Bob Dylan…).

  5. Ich empfinde dies als sich lächerlich machen über dieses Lied und der Geschichte dahinter. Meistens in eher charismatischen Kirchen gesunden. Reflab ist ja ein Podcast der Reformierten. Wird auch über Lieder der Reformierten Kirche reflektiert? Werden dort überhaupt noch Lieder gesunden oder ist es wegen zu hohen CO2 Ausstoss verboten?

  6. Das ist ein Worshipsong , den ich heute noch mag und nicht peinlich finde , im Gegensatz zu vielen anderen . Der Text spricht etwas aus , was mich beschäftigt , aber selten so klar ausgesprochen wird : ich möchte mich im GoDi auf Gott konzentrieren und kreise doch um mich selbst , ich kann nicht anders . Andererseits der Frust , dass ich Gottesdienst , egal in welcher Form , oft als (absurde) Theaterinszenierung empfinde . Dieses Lied vermittelt mir , dass das schon in Ordnung ist und der gute Wille zählt , es holt ab und versöhnt . Ein Klagepsalm für postmoderne individualistische Gläubige , das fällt mir dazu ein .

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