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Gibt es das Böse?

Ist das Böse etwas, das es gibt? Oder ist es lediglich ein Begriff, mit dem wir beschreiben, dass uns etwas nicht gefällt, gut tut oder wir es ablehnen?

So richtig schwierig wird die Frage, sobald man sich zusätzlich vorstellt, dass es einen guten Gott gibt. Woher soll dann das Böse kommen? Und was hat Gott damit zu schaffen? Mit der Frage nach dem Bösen sind wir Mitten in den ganz grossen Fragen…

8 Kommentare zu „Gibt es das Böse?“

  1. Toller Beitrag und wie immer interessant erklärt…
    Ich denke aber, es gibt da auch noch einen vierten Ansatz: Gott ist eben nicht einfach der „liebe“ Gott oder gut oder böse und er ist, wenn er wirklich allein Gott ist, für alles verantwortlich! Die Idee, wie ich sie aus vielen freikirchlichen Kreisen kenne, das Gott das Böse „nur“ zulässt, finde ich zu banal und unbiblisch: im AT schickt Gott Hungersnöte und Seuchen, schlägt die Erstgeborenen und entzieht sich bei Hiob der Diskussion; Gott ist dann eben ganz Gott und niemandem Rechenschaft schuldig; es gibt also etwas „Dunkles“ in Gott, wie Luther es sagt. Aber hier bin ich dann wieder ganz bei Sartre, Camus und den Existentialisten: gegen einen solchen „Willkürgott“ muss man in die Opposition gehen…
    Liebe Grüsse und weiter so
    Roland

    1. Lieber Roland!
      In der Tat: Dieser Willkürgott wäre kaum auszuhalten… und in der Theologiegeschichte war es immer ein kurzer Weg von der „dunklen Seite Gottes“ zu „Gott, dem Pädagogen“ 😉 Ich selbst kann mir Gott nicht als unverständlich – jedenfalls nicht grundsätzlich unverständlich – denken. Dann lieber Agnostiker werden. Aber das bin ich auch nicht. Deshalb denke ich mir Gott in Bewegung: Er ist Gott, indem er das Böse überwinden wird.
      Lieber Gruss!

  2. Herzlichen Dank, Stephan und Manuel, für diesen spannenden, philosophischen Podcast!

    Obwohl das Leiden und das Böse natürlich zusammenhängen, ist es vielleicht hilfreich, die Frage nach einer Begründung des Leidens in der Welt (Theodizee) getrennt von der Frage nach dem Wesen des Bösen zu erörtern. Denn rein sprachlich tue ich mich ein bisschen schwer, Naturkatastrophen oder den Tod als „böse“ zu bezeichnen. Übel, die Leiden verursachen, sind es gewiss. Aber das Wort „böse“ würde ich eher für Akteure verwenden, die moralisch denken können. Ein solch moralisches Böse scheint mir als bewusster Entscheid gegen die Liebe bzw. für die Lieblosigkeit gut charakterisiert zu sein, was Eurem zweiten Erklärungsansatz nahe kommt und wo dann auch die Willensfreiheit eine wichtige Rolle spielt. 

    Eine Nachfrage aber zum Dualismus. Irgendwie sehe ich gar keine Möglichkeit, einen Dualismus mit dem christlichen Gott als allmächtigem Schöpfer zu vereinbaren. Denn entweder handelt es sich hierbei um einen echten Wettstreit mit offenem Ausgang zwischen dem Guten und bösen Mächten; dann wäre Gott aber eindeutig nicht allmächtig und seine Schöpfung auch irgendwie misslungen. Oder Gott ist allmächtig und der Wettstreit nur zugelassen oder gar inszeniert; dann ist das Böse aber nur eine Marionette mit instrumentellem Charakter, also kein echter Dualismus. Wie stellt Ihr Euch dies genau vor?

    1. Lieber Jean-Marc, Danke für deinen Kommentar! Zum ersten Thema (was ist das Böse) erscheint morgen mein Blogbeitrag. Ich glaube, das hat sich gewandelt: Früher war die Welt ein Handlungszusammenhang, heute nicht mehr. Heute ist sie eher eine Ereignisabfolge.
      Einen echten (!) Dualismius kann ich auch nicht denken. Dualismus und das Absolute – das bekomme ich nicht zusammen. Für mich ist der Dualismus eine Betrachtungsweise der Welt, wie sie sich Menschen nahelegt, die Glück und Pech, Freude und Leid erfahren und alles Negative nicht auf Gott beziehen wollen.
      Lieber Gruss!

    2. Eine, vielleicht erhellende Stelle zum Thema das Böse findest du vielleicht in
      Jesaja 45:6,7
      und in weiteren Jesaja Stellen, wo die Aussage gemacht ist:“ Ich (Gott) habe den Verderber erschaffen um zu verderben.
      Oder in Amos 3:6 steht auch eine sehr informative Stelle zum Thema „Unglück“

  3. Mit ‚Abwesenheit des Guten‘ wird das Böse ähnlich treffend dargestellt wie in der mittelalterlichen Kunst „der Tod“ – als Abwesenheit des Lebens – personifiziert in Erscheinung trat als Gerippe mit der Sense.

  4. Fragen als meine versuchten Antworten:

    „Das Böse“ gehört für mich zur Gruppe transzendenter Begriffe.

    So wie: das Wahre, Schöne, Gute, das Gelogene, das Grausame, und eben das Böse, Gedanken, denken, Gefühle und Emotionalität wie z.B. Angst, Freude, Zorn, Sanftmut, Barmherzigkeit, Unbarmherzigkeit, Hass, Liebe, Zuwendung, Abwendung, Moral, Unmoral, menschlicher Geist, menschlicher Ungeist u.v.m.

    In (unserem) religiösen Kontext kommen als transzendente Begriffe weiterhin dazu Gott, Teufel, heiliger Geist von oben, unheiliger Geist von unten, Himmel, Hölle, Sünde, Sündlosigkeit, Vergebung, Verdammung, Zorn, ewige Liebe, ewiger Zorn, Begreifliches, Unbegreifliches, Freiheit, Unfreiheit, göttlich unbelastet, teuflisch belastet u.v.m.
    -Konstruierter Dualismus.

    Transzendentes ist nicht fassbar.

    Realer Dualismus:
    Jeder Mensch er-lebt in sich und an sich „gut“ und „böse“, Schmerz und Nichtschmerz, beides aktiv und passiv.

    So trage ICH beides in mir und mit mir herum.
    Ich bin in meiner Einheit als Mensch zu „allem“ und ebenso zu „nichts“ fähig. Destruktiv wie konstruktiv.
    Transzendentes jeglichen Farbtons geht von mir aus und kehrt bei mir ein. Alles ist „G/gesetz/t“.

    Ich wundere mich sehr darüber, dass viele Kirchenväter diese Zweischneidigkeit EINES Menschen „im Namen Gottes“ sezierend in Schwarz und Weiß gespalten haben und damit aus Gott selbst im Rückschluß und folglich auch aus dem Menschen eine Wesenheit mit zwiespältiger Identität konstruiert haben.

    Wie bekomme ich die Kuh vom Eis?

    Thesen:
    Der Mensch ist eine Einheit von gut und böse. Er bleibt es bis zu seinem Tode.

    Der heilige, der heilende Geist ist flüchtig. Niemand kann ihn permanent für sich beanspruchen, für sich statisch konfiszieren. Nach christlichem Verständnis ist nur Gott allein gut und damit heilig. Es gibt keinen heiligen Menschen im Vergleich zu Gott. Selbst Jesus sagt zu Nikodemus: „Was nennst du mich gut? Allein Gott ist gut“. Damit wäre nebenbei im Umkehrschluß die Dreieinigkeit perdü…

    So what, wir bleiben allzumal Sünder.
    So sind und bleiben z.B. mit dem heiligen Geist vermeintlich permanent selbst Gesegnete mir ein Rätsel.

    Es erscheint mir praktisch selbstverführerisch und unsinnig, irgend eine Vorstellung transzentender Aspekte in Beton giessen zu können, geschweige denn zu sollen oder dürfen.

    Jesus bringt etwas für mich prinzipiell auf den Punkt als einen lebenslangen Prozess:

    Joh 14,21 Wer meine Anweisungen erhalten hat und sie in die Tat umsetzt, der zeigt damit, dass er mich wirk-lich liebt. Und wer mich liebt, der wird die Liebe meines Vaters erfahren. Und ich werde diesem Menschen meine Liebe zeigen. Ja, ich werde mich ihm selbst zu erkennen geben.« Übersetzung: DBU

    Tragisch, wäre der Umkehrschluß:

    Joh 14,21 Wer meine Anweisungen erhalten hat und sie *nicht* in die Tat umsetzt, der zeigt damit, dass er mich wirk-lich *nicht* liebt. Und wer mich *nicht* liebt, der wird die Liebe meines Vaters *nicht* erfahren. Und ich werde diesem Menschen meine Liebe *nicht* zeigen. Ja, ich werde mich ihm selbst *nicht* zu erkennen geben.«

    Ob lediglich ein einstudiert-geleiertes Bußgebet und ständig repetierte Lebensübergaben abends im Bettchen genügen?

    Nein. Es wäre böse.

    Bitte, helft mir beim w e i t e r denken und sortieren.

    Ps: ich freu‘ mich schon sehr auf den nächsten Beitrag dieser Staffel.

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