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Berthold Vogel: Einsamkeit und Ressentiment – undemokratische Gefühle?

Viele der bisherigen Antwortversuche bleiben an der Oberfläche und gehen nicht auf die tieferen – emotionalen, existentiellen – Ursachen ein. Das aber unternimmt die soziologische Studie «Einsamkeit und Ressentiment», die Jens Kersten, Claudia Neu und Berthold Vogel gemeinsam geschrieben haben.

Antidemokratische Einstellungen

Die Studie beobachtet einen Zusammenhang zwischen Ressentiment und Einsamkeit, der zu antidemokratischen Einstellungen führen kann. Ressentiment ist ein Groll, der sich nicht frei entfaltet, um danach aufzuhören, sondern der in wütendem Grummeln dauerhaft am Leben erhalten bleibt. Man fühlt sich verletzt, zurückgesetzt, ausgeschlossen und reagiert darauf mit einer konstanten Schlechtgelauntheit, die zu Rachewünschen und am Ende auch zur Wahl rechtsextremer Parteien führen kann. Forscher sprechen von einer «Verbitterungsstörung». Sie hat aber reale Gründe: Man ist abgehängt. Man ist einsam.

Der Göttinger Soziologe Berthold Vogel erklärt, was Einsamkeit mit Ressentiment zu tun hat, wo die realen Ursachen für beides liegen, ab wann es politisch gefährlich wird und was man als demokratische Gesellschaft tun kann.

2 Gedanken zu „Berthold Vogel: Einsamkeit und Ressentiment – undemokratische Gefühle?“

  1. ich bedanke mich bei Ihnen beiden für den lehrreichen Podcast. Eine Schlussfrage ist mir noch unbeantwortet geblieben: warum wählen diese Abgehängten, Einsamen mit Vorliebe Autokraten und wählen sie wieder (Erdogan, neu Trump, auch Putin würde wiedergewählt, afrikanische Autokraten…). Ich bin selber Politikerin und habe jahrelang die Demokratie vertreten, sogar den Export gefördert mit Leidenschaft. Aber offenbar wollen Mehrheiten keine Demokratie?

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  2. Vielen Dank für die Reaktion! Und ja, manchmal kann man den Eindruck gewinnen, als wollten viele Menschen die Demokratie abwählen. Das ist deprimierend, besonders wenn man sich selbst engagiert. Es ist wahrscheinlich auch eine Folge von Einsamkeit: das Ausbleiben von Resonanz, Selbstwirkungserfahrungen, kritischen Begrenzungen, dem Suchen nach einem konstruktiven Ziel. Wir sollten beides verbinden: das Engagement gegen Einsamkeit und für Demokratie.

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