Ich glaube, dass es mehr gibt auf der Welt, als was man rational erklären kann. Dass ich eingebunden bin in ein grösseres Ganzes. Der Glaube an Gott gibt mir ein Konzept für dieses Gefühl, eine Art “Landkarte”. 🗺
Für mich eröffnet der Glaube Räume und Möglichkeiten, die ich sonst nicht hätte. Etwa die Hoffnung, das etwas doch noch gut kommt. Vielleicht sogar das Fünkchen Hoffnung, dass Wunder geschehen. Er gibt mir eine Sprache, in der “Vergebung”, “Nächstenliebe”, aber auch “Klage” vorkommen.
Es gibt in der Philosophie die Unterscheidung in “dünne” und “dicke Konzepte”: Ein dünnes Konzept wäre z. B. die Aussage: “Gott ist gut.” Als reiner Satz ist er nichts, woran ich mich im Leben und im Sterben halten kann. Es braucht dazu Geschichten, Erfahrungen, zu “dicken Konzepten” können auch Rituale, Lieder, Speisen gehören sowie andere Menschen, die in der gleichen Tradition unterwegs sind. 🕊
Meine “Landkarte” ist das Christentum: In der Bibel finde ich Geschichten von Menschen, die mit Gott unterwegs sind. Auch solche, in denen Menschen gescheitert sind, betrogen wurden, oder selber andere betrogen haben. Ich finde Gebete, mit denen ich mich identifizieren kann. Rituale, die mir wohl und bekannt sind. Ein Bild von Gott, das Liebe ist und an dem ich mich festhalten kann. ✝️
Ich finde Impulse für meinen Glauben aber auch ausserhalb: in der Natur, in inspirierenden Gesprächen, oder in Erfahrungen von Menschen anderer Religionen.
Ja, die Hirnforschung zeigt, dass manche Menschen religiös affiner sind als andere. Und natürlich sind wir geprägt von unseren Kindheitserfahrungen. Zu diesen erklärbaren Dingen kommen aber noch so viele andere: meine eigenen Intuitionen, meine Erfahrungen mit Gott, sodass es für mich durchaus Sinn ergibt, an Gott zu glauben. Und auch, mich dafür im Christentum zu beheimaten.
Wie ist das bei dir? Warum glaubst du (nicht) an Gott? Schreib mir doch einen Kommentar!
6 Gedanken zu „Warum ich Christin bin“
Also ich halte “Gott ist gut” keinesfalls für ein dünnes Konzept! Das, was als dickes Konzept von dir aufgezält wird, sind ja mE alles sehr greifbare Dinge. Wie steht es aber um meinen Glauben, wenn mir alles flöten gegangen ist, was ich selbst im Griff habe? Dann benötige ich eine Sicherheit, die ich mir nicht selbst gegeben habe.
Gruss
Danke für den Kommentar. Das verstehe ich tatsächlich anders. Ich halte Geschichten z. B. nicht für etwas, was ich “im Griff” habe. Und auch an einer Aussage wie “Gott ist gut” wirst du nicht festhalten können, wenn dahinter nicht Erinnerungen an Erfahrungen anderer Menschen stehen, oder entsprechende Bibelstellen o. ä. Und auch dann kann es sein, dass du das irgendwann nicht mehr glauben kannst…
Ich habe von der Unterscheidung bei John Swinton gehört, der damit z. B. einen (und das ist jetzt meine Sprache) neuen Synkretismus bezeichnet, wo man sich aus diversen Traditionen Dinge zusammensucht, aber eine tiefere Vernetzung oder Einbindung fehlt. Das hat mir sehr eingeleuchtet, und diese Einbindung finde ich persönlich im Christentum.
Das Problem an einer De- und Rekonstruktion des Glaubens ist mE immer: Wie belastbar ist denn der neue Glaube? Mein Punkt ist der: Gibt es noch etwas Belastbares, was mich trägt, wenn alles, an dem ich mich äußerlich festhalten kann, zusammengebrochen ist? So wie ich Röm 8 verstehe, kann der Glaube an Christus eben das: Gott ist für mich, wer kann gegen mich sein (vgl. Röm 8,31).
Vor langer Zeit habe ich mich von religiösem Ballast glücklicherweise trennen können.
Deshalb: mMn weder mit «dicken» noch «dünnen Konzepten». Am besten ganz ohne «Umwege».
Erklärung: man kann ganz gut ohne solche *aufgesetzten* Ideen leben. Ganz im Gegenteil, ohne ist es: direkter, echter und konkreter.
Warum ich Christ bin?
Da könnte ich die Wette von Blaise Pascal erwähnen, aber das trifft wohl auch auf andere Religionen zu.
Der Grund, weshalb ich Christ bin, ist ganz einfach Jesus Christus. Ich wüsste keine Alternative dazu, die mir halt gibt und trägt.
Lieber Christoph, danke für den Kommentar!