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Rita Famos: Unterwegs in reformierter Mission

Rita Famos ist Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS). Im Stammtischgespräch mit Felix Reich und Evelyne Baumberger erzählt sie, was sie unter einer «Volkskirche» in einer pluralistischen Gesellschaft versteht, aber auch, was für sie ganz persönlich Kirche bedeutet.

Wir fragen die Pfarrerin, wie sie mit dem Spagat umgeht, sich einerseits ökumenisch mit anderen Weltkirchen verbinden zu wollen, aber als Vertreterin einer theologisch liberaleren Kirche auch mit Differenzen konfrontiert zu sein. Und wir kommen im Gespräch der grossen, übergeordneten Story auf die Spur, von der die EKS – und jede:r individuelle Christ:in – ein Teil ist.

9 Kommentare zu „Rita Famos: Unterwegs in reformierter Mission“

  1. Vielen Dank für das Gespräch, welches ich mir interessiert angehört habe. Immer wieder gute knackige Fragen, vor allem von Felix Reich. In den Antworten meines Erachtens leider eine spürbare Orientierungslosigkeit.
    Bei Fragen, wo fröhlich eine grossartige biblische Wahrheit verkündet werden könnte, scheint es Frau Famos irgendwie peinlich zu sein, diese auszusprechen. Das Gespräch verlagert sich schnell von den konkreten Glaubensinhalten weg ins Reich der wagen, schönen Worthülsen. Das finde ich schade, und das möchte ich in kritischer Loyalität ansprechen.
    „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht…“ (Rö 1:16), ist ein Kernsatz von Paulus. Dieses Evangelium gibt Paulus immer wieder in Einfachheit, Klarheit und ohne Verfälschung weiter, wie er es empfangen hat: „Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen.“ (1 Kor 15,3-5). Dieses Evangelium mag den einen ein Ärgernis sein und den anderen eine Torheit (1Kor 1:23), aber sie ist eine ‚Kraft Gottes‘ (Rö 1:16) mit ’seligmachender‘ Wirkung (1 Kor 15,2).
    Wie will eine evangelische Kirche vorwärtsgehen und ‚Anschlussfähig‘ sein, wenn sie gleichzeitig kaum mehr innere Überzeugungen zu haben scheint (ausser das sie um jeden Preis Anschlussfähig sein will)? Wie will eine evangelische Kirche vorwärtsgehen, wenn ihr das Evangelium irgendwie peinlich ist, sie dieses nur noch in bekömmlich zurechtgestutzter Weise auszusprechen wagt, welche keinerlei Anstoss bewirkt und deshalb auch niemanden interessiert?
    Neben den Worten zur katholischen Kirche vermisse ich im Gespräch eine Äusserung zu den evangelischen Freikirchen. Diese haben meines Wissens an einem Wochenende mittlerweile über doppelt so viele Gottesdienstbesucher wie die evangelischen Kirchen. Zudem wären dort die Berührungspunkte eigentlich gross, denn es sind wohl immer noch viele, welche ihre geistliche Nahrung in einer Freikirche beziehen, aber dennoch bis heute Mitglied in der evangelischen Kirche bleiben (ich zähle mich dazu).
    Auch Freikirchen haben ihre Herausforderungen, keine Frage. Aber vielleicht finden Menschen in ihnen eher das, was ich in diesem Interview vermisst habe: Eine herausfordernde, ungezähmte und auch mal gegen die Philosophien der Zeit gebürstete Botschaft der Erlösung und Befreiung aus der Knechtschaft der Sünde in die Freiheit der Nachfolge von Jesus Christus.
    Diese Perspektive neu zu Entdecken, das wünsche ich unseren evangelischen Kirchen. Und von einzelnen ihrer Kanzeln erschallt diese Stimme auch immer noch klar und deutlich. Ich möchte den kirchenlichen Chefetagen Mut machen, sich zusammen mit den Christen aller Zeit dieser Botschaft zu stellen, sie zu Herzen zu nehmen, und sie fröhlich weiterzugeben.

  2. Ebenfalls danke für dieses interessantes Gespräch: Hier mal ein Echo aus dem Gemeindealltag und der Gemeindearbeit in der Landeskirche(!):
    Ich finde Rita macht einen super Job, könnte aber schon ab und zu mehr auf den „Putz“ hauen und „Tacheles“ reden- weil ich ihr das auch zutraue und sie das theologisch auch kann: sie könnte in Budapest öffentlich und theologisch fundiert die Haltung unserer Kirche zum Beispiel zu die Rolle der Frauen und der Kirche, Gender und Ehe für alle pointiert vertreten- auch wenn das nicht alle „verstehen“ wollen.
    Und ja, es mangelt hier ein bisschen an „Verbindlichkeit“: wir haben keine öffentlich anerkannten Glaubensschriften, aber stehen doch in der Tradition von Zwingli und Bullinger (steht so in der KiO der ref. Kirche ZH): ich hab‘ dazu gerade ein Vortrag von Opitz gehört; gerade die Idee von Zwingli von der Befreiung des Eigennutz zum Gemeinnutz- mit anderen Worten vom ich und dem was ich will hin zum „Sein für andere“ (Bonhoeffer) finde ich sehr wichtig! Wir leben in einer Zeit, in der der Individualismus bereits wehtut (Pfarrer Sieber). Diese reformatorischen Ideen können und müssen wir vielleicht mehr in die Welt hineintragen!
    Und hier wären wir bei dir Evelyne: „Es gibt immer mehr Menschen die wie ich Nomadenchristen sind“… wirklich? gibt’s da Zahlen dazu? oder ist das einfach deine Bubbel der „Postevangelikalen“? oder eben „Eigennutz“, das, was du meinst und willst? Gibt es zahlenmässig wohl nicht mehr übergewichtige Reformierte und Geschiedene? Was sind denn deren Themen? Du kennst meine Meinung zum „Nomadenchristentum“ und auch unsere „zwinglianische“ Tradition spricht da entschieden dagegen: es geht nicht immer um mich, sondern das Ziel ist mein Gegenüber, die anderen- wie es im Franziskanische Gebet im RG Nr 800 steht…- Glaube sollte kein Konsumgut sein.
    @Peter Bruderer: Hier ein entschiedenes NEIN!- der Weg zu einer Freikirche kann nicht der Weg der Landeskirche sein- schon gar nicht in theologischer Hinsicht (siehe Exegese, Ehe für alle, Frauenordination etc.); ich bin selber offen und lerne vieles- bei Freikirchen gerade wieder über die via negativa: die Causa Bigger ist gerade das beste Beispiel dafür.

    1. Evelyne Baumberger

      Lieber Roland, auch dir danke für den Kommentar. Es gibt zu Kirchenaustritten solide Zahlen und auch zur steigenden Zahl der Freikirchenaussteiger:innen zumindest Berichte, die zeigen, dass das nicht nur meine Wahrnehmung ist. Woran du festmachen würdest, dass mein Ziel mit meiner Arbeit nicht das Gegenüber ist (wer oder was denn sonst?), ist mir schleierhaft – und ich erhalte tagtäglich Nachrichten von Menschen, die mit mir in Kontakt treten, weil sie sich durch meine Videos und Podcasts verstanden fühlen und durch die Impulse auf ihrem Weg weiterkommen. Diese Rückmeldungen bestärken mich darin, in meiner Arbeit weiterhin auf diese deines Erachtens diffuse Gruppe der Nomadenchrist:innen einzugehen. Liebi Grüess, Evelyne

      1. Liebe Evelyne
        Vielen Dank für deine Antwort: die Berichte, auf die du hinweist, reden über Austritte aus FREIKIRCHEN- eben nicht um die Menschen unserer Arbeitgeberkirche… und natürlich reagieren „Postevangelikale“ positiv auf deine Podcast, weil Du sie ja genau damit abholst- wie der Hossa- Talk, auf den in den oben genannten Berichten verwiesen wird….
        Aber nochmals: was sind wir nochmal? Ah ja, die Landeskirche- hier gibt es auch sehr viele „Kirchenferne“ und/oder Milieus (siehe Sinus-Studie), die Beachtung verdienen- mehr vielleicht als „Exevangelikale“, wie sie hier unser Freund Jörg im Norden nennt… Erstere sind nämlich noch Mitglieder unserer Landeskirche, zweitere nicht- aber die könnten es ja noch werden- wenn das unter anderem auch deine Aufgabe ist😉.

        1. Evelyne Baumberger

          Lieber Roland, ich habe die Kirchenaustritte und die dazugehörigen Zahlen im betreffenden Satz ebenfalls erwähnt, hast du überlesen. Ich richte mich mit dem Podcast, der EINES der vielen Formate des RefLab ist, explizit nicht an Postevangelikale, sondern an Nomadenchrist:innen aller Herkunft. Davon gibt es unter den „Kirchenfernen“, wie du sie nennst und wie sie das erklärte Zielpublikum unserer Abteilung sind, viele. (Auch Menschen, die austreten/es sich überlegen, werden deswegen bestimmt nicht auf einen Schlag zu Atheist:innen, man könnte sie also ebenfalls zu dieser „Bewegung“ zählen, von der du bezweifelst, dass es sie gibt und dass sie relevant ist – das wollte ich mit dem Verweis auf die Statistiken eigentlich sagen.)

  3. Liebe Evelyne
    Ich habe nirgends gesagt, dass es sie nicht gibt oder sie nicht relevant wären…ich habe lediglich darauf verwiesen, dass es noch andere, zahlenmässig vielleicht grössere Milieus gibt- siehe dazu die Sinusstudie. Das hat auch nichts mit Manssplaining oder verkrustetem Denken zu tun, sondern sind Fakten; es geht mir
    nur darum, dass die nicht vergessen werden- aber vielleicht irre ich mich und alle meine Worte sollen zu Schoggipuding werden😉
    Wir müssen ja nicht immer gleicher Meinung sein: Also peace und weiterso😁

    1. Evelyne Baumberger

      Lieber Roland, ich glaube eben, wir SIND eigentlich einer Meinung und es ist nur ein anderes Wording 🙂 Schöns Wuchenänd!

  4. Liebe Evelyne
    Glaub‘ ich auch- sorry wenn ich vielleicht etwas „harrsch“ war -dir ebenfalls ein schönes und jetzt „ruhigeres“ Wochenende

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