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Rhonda Byrne: The Secret

Ausgeglaubt ist zurück! Und nach unserer Fastenzeit steigen wir wieder steil ein – mit dem weltweiten Bestseller der australischen Autorin Rhonda Byrne, die uns nichts weniger als das Geheimnis des Universums verrät!

Manuel und Stephan geben sich alle Mühe, zuerst das Wahrheitsmoment des Buches zu würdigen, sie kommen um eine radikale Kritik aber nicht herum. Was hier als das «Gesetz der Anziehung» beschrieben wird, ist eigentlich eine Zuspitzung des klassischen Tun-Ergehen-Zusammenhangs, der schon in der Bibel durch die Geschichte Hiobs widerlegt und dann auch von Jesus selbst aufgesprengt wird.

Warum aber übt gerade diese Form des gnadenlosen Erfolgsdenkens auf viele Christen eine derartige Faszination aus? Wie ist es zu erklären, dass breite Teile der pfingstlich-charismatischen Szene einer christlichen Version von «the Secret» nacheifern – und wie könnte eine Alternative dazu aussehen?

Rhonda Byrne, The Secret (2006)

 

Manuel Schmid hat auch einen Blogbeitrag zu «The Secret» verfasst – den findet ihr hier.

15 Kommentare zu „Rhonda Byrne: The Secret“

  1. Bin jetzt aus meiner Sinnkrise raus, weil endlich mal wieder eine neue Folge erschienen ist. Habe mir während der Fastenzeit tausend mal selber gesagt: Es wird wieder eine neue Folge erscheinen, und zack: Da ist sie. 😅
    Bin mitten am Hören, musste hier aber mal gerade diesen Vers zitieren:
    „Darum sage ich euch: Alles, um was ihr auch betet und bittet, glaubt, dass ihr es empfangen habt, und es wird euch werden.“
    (Markus 11, 24)

    Der wird auch ständig bei der Thematik herangezogen. Ich war auch ein paar Jahre in der charismatischen Szene mit einem amerikanischen Pastor unterwegs.

    Wie würdet ihr die Stelle interpretieren?

    Falls der Vers gleich noch erwähnt wird, hat es sich erledigt.

    1. Lieber Paul,
      Danke, das ist wirklich spannend! Ich deute diesen Vers als einen Ruf zu geistlicher Verantwortung: Ihr könnt verfluchen und ihr könnt vergeben! Wählt weise… Als reine Ermächtigung oder Einsicht in ein kosmisches Gesetz kann ich ihn aus dem Mund dessen, der ebenfalls sagte, dass nicht sein, sondern seines Vaters Wille geschehen soll, nicht lesen.
      Herzlicher Gruss, Stephan

    1. Wie schön, dass ihr wieder da seid.
      Bin noch nicht ganz durch, aber das „Schlachtfeld der Gedanken“ (Joyce Meyer) wird hart getriggert. Eine Welt, in der Sätze wie „deine Worte haben Macht“ ganz schön zwanghaft werden. Wo „ich habe Fieber“ schon verurteilt wird, weil er Realität schafft (und nicht eine schlichte Analyse der Realität ist).
      Im Prinzip eine Rezeptionsästhetik, die mich als Person zu 100% als Sender setzt. (Ah, bin jetzt doch gerade bei dem Proklamationspart angekommen…=P)

      Finde es aber selbst schwierig, dieses positivistische Denken von konstruktiven Ansätzen abzugrenzen. Denn natürlich ist eine defizitorientierte Weltsicht selten lösungsorientiert und ich bin handlungsfähiger, wenn ich konstruktive Ansätze verfolge, statt einfach nur gegen etwas zu sein (denke nicht an rosa Elefanten).

      Letzt Anmerkung: christliche Hoffnung finde ich viel umfassender als positives Denken und entspannter. So vom Prinzip: die Welt ist teilweise echt verkorkst, aber das Verkorkste wird nicht das letzte Wort haben.

  2. Booooaaah, das klingt ja ganz schön grottig!
    Und doch höre ich Euch beiden mit Vergnügen und Interesse zu – schön, dass Ihr wieder da seid!

  3. Die Rezension zu hören macht so Spass, dieses Mal habt ihr euch ja echt den übelsten Schinken rausgesucht, den es gibt. 😁 Der Tiefpunkt der Spiritualität… Um jetzt als nächstes den Bonhoeffer zu besprechen. Wenn das mal keine Extreme sind.

    1. Lieber Eli, ich befürchte, dass wir dich im Blick auf Bonhoeffer enttäuschen müssen: Wir haben ihn zwar angekündigt, aber in der Diskussion letzte Woche wurde uns klar, dass Bonhoeffer aus der Reihe dieser Bücher einfach zu sehr ausschert – bzw. dass er auf einer ganz anderen Flughöhe und historischen Bedeutungsebene liegt, so dass wir ihn wohl in eine neue Staffel auslagern werden, in der wir gewichtige theologische Klassiker besprechen…

  4. Wirklich ein schräges Buch…
    Ja, Eckart Tolle ist in der Tat anders – wobei er auch an einer Stelle im Jetzt!-Buch sagt, dass zB Krankheiten Manifestationen von bestimmten Gedanken und Gefühlen sind und (auch unterschwellig) zornige Menschen auch eher zornige Menschen anziehen (wenn ich ihn da recht verstanden habe).

    Zum Thema prosperity gospel ein tiefründiger und berührender TED Talk: https://www.youtube.com/watch?v=DTcJmIbn5nw
    Kate Bowler führt hier den Hang der amerikanischen Christen zum prosperity gospel auf die amerikanische Kultur, das Denken im „american dream“ zurück. In dem Sinne: Sag mir, wie du die Bibel liest, und ich sage dir, in welcher Kultur du lebst 🙂

  5. Ein Tun-Ergehen-Zusammenhang kann nicht geleugnet werden, da hilft auch Hiob nicht.
    In der Bibel heißt es: „Was der Mensch sät, das wird er ernten“ (Gal. 6,7) oder „Wer das Schwert nimmt, soll durch das Schwert umkommen.“ (Mt. 26, 52) Außerbiblisch nennt man diesen Zusammenhang „Karma“ oder auch „Ursache-Wirkung“.
    Das Buch Hiob sind theologische Überlegungen der damaligen Zeit. Übrigens habe ich darüber ein Büchlein geschrieben. Ich weiß nicht, ob ich darauf hinweisen darf: https://sites.google.com/site/erweckungunderneuerung/home

    1. Es gibt eine – sehr beschränkte – Berechtigung dieses Prinzips. Und es hat ja auch in der Bibel einige Bedeutung. Die traditionsgeschichtliche und theologische Pointe ist aber schon, dass der Tun-Ergehen-Zusammenhang aufgebrochen und kritisch überholt wird, nicht dass er bekräftigt wird. Das wird auch bei Jesus glasklar. Karma-Denken ist gnadenlos und zutiefst unchristlich.

  6. Ich kann mich den Vor-Kommentatoren anschliessen: Schön, dass Ihr wieder da seid!

    Und ja, es war wieder ein anregendes Gespräch, das anschaulich Unterschiede zwischen christlichem und magischem Denken beleuchtete.

    Am Ende des Podcasts war ich aber etwas überrascht, dass Ihr das Thema Beten nicht angeschnitten hattet. Denn viele Christen (und Nicht-Christen) verbinden magische Erwartungen mit dem Gebet — nicht ganz grundlos, finde ich, denn in der Bibel wird dem Gebet eine geradezu magische Wirkkraft zugesprochen, insbesondere durch Jesus selbst.

    Ihr habt zwar in den anfänglichen Episoden bereits ein bisschen das Beten reflektiert. Es wäre aber toll, wenn Ihr dieses Kernthema jeglicher Religion bei Gelegenheit vertiefen könntet.

    1. Sehr guter Hinweis – ja, das Thema Gebet bietet sich in diesem Zusammenhang tatsächlich an! Wir werden aber (Spoiler!) noch über das «Gebet des Jabez» sprechen… da kommt das dann knüppeldick…;-)

  7. Hallo ihr beiden,
    Ich habe mich auch sehr gefreut, dass es endlich weiter geht mit Ausgeglaubt, vielen Dank!
    Allerdings habe ich bei der heutigen Folge etwas gelitten. Ich möchte euch sagen warum, als konstruktives Feedback.
    Und zwar war es endlich das erste Buch einer Autorin und dann ist es total schlecht und wird direkt am Anfang als Pappkameradin abgeschossen und am Ende praktisch Niemanden empfohlen. Das hat mein feministischen Herz ganz schön getriggert. Auch das negativ Beispiel von „Trudi traurig“ und das positive Beispiel von „Oskar optimistisch“ hat mir in dem Zusammenhang aufgestoßen.
    Ich würde mich also sehr freuen, wenn noch ein bzw. mehrere empfehlenswerte Bücher von Autorinnen in der Staffel vorgestellt werden, die gibt es ganz sicher.
    Alles in allem fand ich das Thema absolut spannend und höre euch total gerne zu. Ihr gebt mir immer wieder Gedanken-Anstöße die mich wirklich weiter bringen!
    Ganz liebe Grüße
    Daniel H.

    1. Lieber Daniel, herzlichen Dank für deine ehrliche Rückmeldung! Wenn ich solche Kommentare lese, bin ich immer über die Selbstverständlichkeit meiner männlichen Perspektive erschrocken: Das wäre mir gar nicht aufgefallen, dass bisher keine Autorinnen zur Sprache kamen – und natürlich auch nicht, dass wir die bisher einzige Autorin dann gehörig getrasht haben. Danke für deine Hilfe, das zu sehen!
      Im Blick auf die Anlage der aktuellen Staffel bin ich dann aber unsicher, wie wir das anders hätten machen können: Wir haben uns vorgenommen, religiöse Bestseller der letzten Jahrzehnte in den Blick zu nehmen und kritisch zu diskutieren. Unter den Büchern, die wirklich ein Millionenpublikum anziehen konnten, sind aber (wie du mir gerade bewusst gemacht hast) offensichtlich fast nur männliche Autoren. Mit Ausnahme des Buches von Rhonda Byrnes – und das ist wirklich so scheisse, dass man es auch nicht aus Rücksicht auf die einzige Autorin retten kann.
      Du bringst mich aber auf den Gedanken, eine andere Ausgeglaubt-Staffel zu machen, in der wir bewusst spannende Autorinnen in den Fokus nehmen – unabhängig davon, ob ihre Bücher zu Bestsellern wurden oder nicht.
      Also nochmal: Danke für die Sehhilfe und den Anstoss!

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