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Metaphysische Kritik: Das Leid dieser Welt widerlegt die Existenz Gottes (Teil 1)

Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht: Dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft,
Oder er kann es und will es nicht: Dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist,
Oder er will es nicht und kann es nicht: Dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott,
Oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt: Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg?

Diese berühmte Formulierung, die der christliche Apologet Laktanz (250-317) dem griechischen Philosophien Epikur (341-271 v.Chr.) zuschreibt, ist klassisch geworden und wird in den Diskussionen um die Theodizee immer wieder aufgegriffen und diskutiert. In dieser Folge lassen sich Manuel und Stephan auf die Problemstellung erst einmal ein, und sie diskutieren verschiedene geschichtliche und aktuelle Versuche, auf dieses Problem eine Antwort zu geben.

4 Kommentare zu „Metaphysische Kritik: Das Leid dieser Welt widerlegt die Existenz Gottes (Teil 1)“

  1. Liebe beide,

    erneut eine angeregte und anregende Diskussion — herzlichen Dank dafür.

    Es würde mir helfen, etwas klarer zwischen dem offenen Theismus und der Prozesstheologie zu unterscheiden. Denn während der Gott im offenen Theismus weitgehend dem klassischen Gottesbild entspricht, wenn auch mit unterschiedlichen Perspektiven auf die Metaphysik der Zeit, geht die Prozesstheologie von einem Gottesbild aus, in welchem ich den jüdisch-christlichen Gott kaum noch erkennen kann.

    Übrigens ist die Privatio boni keine Theodizee, sondern schlicht eine objektive Beschreibung des Übels im Zusammenhang mit dem Konzept eines guten Schöpfergotts. Denn wenn Gott die Welt erschafft und mithin das Prinzip allen Seins ist, und wenn er gleichzeitig auch das Gute verkörpert, dann folgt logisch daraus, dass ein Übel eine Abwesenheit von „gutem Sein“, also eine Abwesenheit Gottes ist.

    Damit ist noch nichts darüber ausgesagt, warum Gott diesen Mangel zulässt, und es bleiben alle Theodizeen möglich, wie etwa die von Euch angesprochene „free will defense“ oder etwa die „soul making theodicy“. Ich selber halte auch viel von etwas Bescheidenheit im Sinne des skeptischen Theismus, oder wie wir in der Wissenschaft sagen: „absence of evidence is not evidence of absence“.

  2. Danke, das war sehr interessant!

    Der offene Theismus kann nicht stimmen. Denn wenn eine kleine Monade namens Mensch in die Zukunft sehen kann, kann es eine höhere namens Gott auch. Und es kann keinen Zweifel daran geben, dass Kurt Hutten vor 80 Jahren sein Buch nach euch benannte: „Seher, Grübler, Enthusiasten“… 😉

    Freu mich auf die nächste Folge.

  3. In Jakobus 4,17 steht: „Wer da weiß Gutes zu tun und tut es nicht, dem ist es Sünde.

    Wenn das für uns unvollkommene Menschen gelten soll, dann muss es erst recht für einen vollkommenen Gott gelten.

    Gott wäre, hätte er sich je offenbart und sich damit ins Weltgeschehen eingemischt, der größte Sünder überhaupt. Wenn jemand die Höllenstrafe verdienen würde, dann dieser Gott.

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