Eckhart Tolle sagt:
I have lived with many Zen masters, all of them cats.
Ja, je länger ich mit Katzen lebe, desto mehr schaue ich von ihnen ab. Lasse mich inspirieren von ihrer Lebensweise.
Es war jedoch eher eine bumpy road, meine Reise mit den Katzen: die Erste, die nach langem Betteln endlich bei uns einziehen durfte als ich neun war, fiel vom Katzenbaum und starb. Danach zog der liebste und verschmusteste Kater ever ein, mit dem schwierigen Namen Bimbo. Er wurde 18 und ich kümmerte mich leider doch nicht so sehr um ihn, wie erwartet. Tja. Dann, Jahre später, stürmte ich wieder, diesmal lag ich meinem Partner in den Ohren. Endlich gab er nach und wir suchten uns eins aus, meine Tante hatte gerade einen Wurf. Wenig später starb mein Partner.
Lotti & Babettli
Aus einer Katze wurden zwei, wurden vier, was dann doch etwas zu viel war, aber in jenem Moment notwendig. Nach einiger Zeit reduzierte sich die Zahl auf drei, letztlich zwei. Jeder dieser Schritte war mega schwierig, aber auch wieder notwendig. Ech. Manchmal trifft man nicht auf Anhieb, was richtig ist. Heute lebe ich mit den beiden Katzendamen Lotti (ja, sie schielt) und Babettli (deren Bruder natürlich Hansjakobli, Köbeli, heisst).
Ihre Ruhe und Unmittelbarkeit haben mich seit dem ersten Tag dabei unterstützt, nochmals von vorne anzufangen.
Mit Katzen zu meditieren ist fast ein bisschen bschiisse – sie sind so still und präsent, du kannst gar nicht anders als mitzumachen. Sie kennen kein «ich sollte zuerst» oder «ich müsste dann noch», sondern werfen sich zum Beispiel einfach in einen Fleck Sonnenlicht und sind dann dort erstmal. Dieses unmittelbare Sein, davon kann ich mich nicht genug inspirieren lassen.
Einfach leben
Wie oft unterdrücken wir Menschen Signale unseres Wesens oder unseres Körpers «weil es jetzt gerade nicht so gut passt»? Simple Dinge wie Hunger, Müdigkeit, Bewegungsdrang, den Wunsch nach Berührung, sich hinzulegen? Mehr als nicht würde ich mal schätzen. Dabei ist es so wohltuend auf ganzer Ebene, wenn wir uns tatsächlich um uns kümmern, jene simplen Dinge nicht mit dem Kopf zur Seite schieben, mit «später» und «nerv jetzt nicht». Denn damit geben wir uns selber ständig das Signal «du bist nicht wichtig», «deine Bedürfnisse zählen nicht». Und das ist wüki nicht nett, oder? Vielmehr, es führt niemals dazu, dass wir unsere eigentliche Freiheit oder Berufung entdecken könnten. Niemals.
Selbstbestimmtheit
Ich habe auch über die Büsischätzelis gelernt, genauso lieb mit mir zu sein, wie mit ihnen. Es ist mega einfach, so ein Fellhüüfeli zu lieben und ihm alles geben zu wollen, was es braucht. Sie zu bewundern für ihr Sein. Und irgendwie hat diese Liebe auch abgefärbt – ihre Pfötlis sind sicher die herzigsten auf der ganzen Welt, kann ich auch meine Hände und Füsse mit derselben liebevollen Neugier sehen? Ja, heute schon. Auch das fühlt sich nach sehr viel Freiheit an.
Womit wir beim nächsten Punkt sind: Ich bewundere die Selbstbestimmtheit von Katzen. Die wird gerne als Egoismus, Herzlosigkeit oder Opportunismus missverstanden: «Katzen wollen bloss Futter von dir, die mögen dich nicht und haben keine Beziehung zu dir.» Sonen Blödsinn.
Bloss weil sie nicht machen, was ich will, heisst das noch lange nicht, dass sie mich nicht lieben.
Genauso wie wenn ein Mensch nicht das macht, was ich von ihm erwarte. Was ich mir in meinem Kopf zusammenreime, ist in erster Linie nicht mehr als das: Ein Reim in meinem Kopf, der nichts mit der Realität zu tun hat. Und nichts aussagt darüber, ob man geliebt oder gemocht oder respektiert ist. Vor langer Zeit lernte ich, dass es einfach nur anstrengend ist, alles ständig persönlich zu nehmen. Anstrengend für dich selbst, und für alle um dich herum. Wenn Lotti also gerade keine Lust hat, gestreichelt zu werden – heisst das nichts weiter als «jetzt nicht, danke».
Heilige Hingabe
Und wenn es dann Zeit ist, sie Kontakt sucht, dann ist ihre Hingabe und Liebe so deutlich spürbar – und so heilig, ufenart. Eine schnurrende Katze lässt mich diretissimo wissen, wie sehr der Moment / Gott / das Leben mich liebt. Diese Vibration von bedingungsloser Liebe schwingt mit jeder Zelle, der kleine Fellknäuel zusammen mit meinem, zusammen mit Allem.
Ja, ich glaube die Weisheit der Büsis lässt sich in etwa so zusammenfassen: Alles hat seine Zeit. Und es lohnt sich, hinzuhören, dabei zu sein. Wussten schon die Alten, die an der Bibel mitgeschrieben hatten, nöd wahr.
(Nächste Woche ist der Katzenpsychologe und Biologe Dennis Turner zu Gast bei Holy Embodied – nicht verpassen!)
2 Gedanken zu „Meine Büsis – die wahren Meisterinnen“
Wunderschön Leela! Man möchte sich auf der Stelle mit Katzen resp. Zenmeister*innen umgeben. Sind die Fellhäufchen manchmal sehr wild, wenn du schlafen möchtest? Und noch eine praktische Frage: Wo finden das/die Katzenklo(s) Platz – ohne dass es stört?? Möglicherweise scheitert mein Katzenwunsch traurig-banal an Letzterem.
Liebe Johanna
Oooh da schreibe ich dir doch gleich eine ausführliche Antwort per Mail – so dass dein Katzenwunsch hoffentlich nicht am Praktischen scheitert;)