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Künstliche Intelligenz und was den Menschen zum Menschen macht

In dieser zweiten Ausgeglaubt-Folge zum Thema Künstliche Intelligenz nehmen Stephan und Manuel den Faden des letzten Gespräches auf – und fragen sich, ob die KI dem Menschen sein Menschsein streitig macht, oder ob sie ihn vielmehr darauf stösst, sich ganz neu zu entdecken.
So zeigt sich Manuel fasziniert von den ChatGPT-Versuchen, Witze zu generieren – und den teilweise wirklich lustigen Ergebnissen (Stephan hat dann auch gleich einen KI-Witz bereit, der ihn beeindruckt und amüsiert hat): Wie kann es sein, dass ein Computer plötzlich Humor versteht? Oder Poesie, Geschichtenerzählen, emotional intelligente Kommunikation usw.? Und ist das nicht auch irgendwie unheimlich – denn je mehr Künstliche Intelligenz in Bereiche vordringt, die man für genuin und konstitutiv menschlich gehalten hat, desto mehr scheint doch der Mensch sein Alleinstellungsmerkmal zu verlieren.
Der biblische Gedanke der Gottebenbildlichkeit spitzt diese Fragen noch einmal zu: Wenn sie nicht, wie man in der Theologie lange Zeit dachte, in der Rationalität, im Verstand oder in der Sprachfähigkeit des Menschen bestehen kann (weil das Computer inzwischen viel besser können…) – was zeichnet sie denn sonst aus?
Eine lebhafte Diskussion hat sich in diesem Zusammenhang zum Begriff des Bewusstseins entsponnen. Oft wird das Besondere des Menschen in seinem (Selbst-)Bewusstsein festgemacht, was natürlich die Frage heraufbeschwört, welche Minimalbedinungen denn erfüllt sein müssen, um einer Maschine Bewusstsein zuzusprechen. Manuel und Stephan zeigen auf, wie umstritten dieses Feld ist, und sprechen sich für eine Deutung aus, die über eine bloss naturalistische und neurobiologische Perspektive hinausgeht.
Was schliesslich das Zerstörungspotenzial Künstlicher Intelligenz betrifft, macht sich Manuel für den Slogan stark: «Das Gefährlichste an der Künstlichen Intelligenz ist die menschliche Dummheit (oder Bosheit), die sie benutzt…». Viel Spass mit dieser etwas nerdigen, aber spannenden Folge!

6 Kommentare zu „Künstliche Intelligenz und was den Menschen zum Menschen macht“

  1. Lieber Stephan und Manuel
    Danke dass ihr euch dem Thema annimmt. Ich bin ja ein grosser Fan eures Podcasts. Diese beiden AI folgen waren unterhaltsam aber die Tiefe und den Bezug zum Christentum habe ich etwas vermisst. Erste Anregung: Ihr unterhaltet euch so, als sei die AI fertig entwickelt. Dabei sehen wir noch nicht einmal ein Baby von dem was es einst sein wird. Vielleicht vergleichbar mit der Intelligenz einer Amöbe vs. dem Homo Sapiens. Wenn die AI in nicht all zu ferner Zeit 1000 ja 1 Mio mal besser ist, wo stehen wir dann? Ich noch nicht sicher ob man das tierische Gehirn als etwas grundsätzlich anderes als eine vernetzten Schaltkreis sehen muss. Es vielleicht einfach die heute technische Beschränktheit, welche das suggeriert. Was ist, wenn wir im Labor ein Gehirn oder Computer bauen basierend auf Neuronen ähnlichen Zellen? Hinsichtlich AI, finde ich das grösste Problem ist sicherlich das Alignment Problem zwischen AI und uns Menschen. Lex Freidman und Max Tegmark unterhalten sich da länger darüber. Hörenswert. Zweite Anregung, was mich für eine zukünftige Diskussion mit Technologiebezug interessieren würde: Ich glaube wir steuern auf eine Welt zu, vielleicht schon in den 2040-2050 Jahren, wo Menschen zu Cyborgs werden können. Mit einen Chip im Cortex versehen, könnte man sich jederzeit alles Wissen der Welt zugänglich mache und könnte ggf. auch nicht mehr unterscheiden, welche Gedanken von einem selbst oder von einer KI im WWW kommen. Meiner Meinung nach gebe es da gewissermassen super humans die schon fast eine neue Spezies darstellen und der Menschheit ohne diese technische Möglichkeit grundsätzlich überlegen sind. Unheimlich. Auf diese ethische Debatte sollte sich die Kirche unbedingt Vorbereitung und frühzeitig mitreden.

    1. Danke Nico für deine spannende Rückmeldung! Ja, da wartet einiges auf uns, und wir konnten in den Folgen tatsächlich nur an der Oberfläche kratzen… Deine Überlegungen regen zum weiterdenken an!

    2. Lieber Nicolas, danke für das ausführliche Feedback und deine Anregungen! über die Zukunftsvision mit Cyborgs werden wir in einer kommenden Folge zum Thema Transhumanismus voraussichtlich noch reden… und ja: was du beschreibst ist wirklich unheimlich…

  2. Hallo Manu und Stephan
    Danke für euer Engagement und die unterhaltsame Art intelligent Argumente zu präsentieren. Toll, ich höre gerne eure sympathischen Stimmen.
    Bei der 2. KI Folge kam mir ein Gedanke wären ihr über das Selbstbewusstsein der KI gesprochen habt:
    Wir Menschen stehen immernoch vor gewaltigen Rätseln, je tiefer wir versuchen zu verstehen wir wir bis ins Detail funktionieren. Unser Wissen ist nachweislich beschränkt, daher können wir nur beschränkte Inhalte aufschreiben, die dann eine KI zu essen bekommt. Mir ist von der Logik nicht klar wie eine KI diese Beschränkung dann überhaupt, oder weit überwinden kann.
    Und: (ich bin in südamerika in der wüste aufgewachsen, wo weder elektrisches Licht noch Wasser selbstverständlich waren,) daher denke ich auch immer: schalte der schlauen KI den Strom ab, so lebt sie nur noch einen Akku weit. Dann haben viele ein Problem, sie leben aber weiter, die Menschen 😉

  3. Vielen Dank, dass ihr euch sachlich und engagiert mit dem Thema KI auseinandersetzt!

    Ich würde es als IT-ler für die Einordnung von KI sehr wertvoll finden, wenn ihr Theologen eine Skala zur Messung der ‚Kreativität‘ definieren könntet. Dabei meine ich Kreativität im engen Sinne, also die Schöpfung von etwas komplett Neuem. Dadurch würde sich einschätzen lassen, ob es sich bei generativen KI-Inhalten wirklich um Neues handelt oder ob es nicht eher eine gelungene Synthese von Bestehendem ist (oder beides). So müssten wir die KI nicht verteufeln, aber uns auch nicht davor verneigen.

    Dieser Input müsste naheliegenderweise von der Theologie kommen, einerseits wegen des Aspekts der ‚Schöpfung‘. Andererseits liegt aber gerade bei IT-Themen die Verbindung zum Schöpfungsbericht des Johannes-Evangeliums (‚am Anfang war das Wort…‘) auf der Hand. Grundbaustein der IT ist die (Programmier-)Sprache, genauso wie bei Johannes. Man kann das natürlich nicht eins zu eins übertragen, aber darüber nachzudenken würde sich schon lohnen.

    1. Lieber Christoph, vielen Dank für deine Rückmeldung und deine eigenen Überlegungen zu den Parallelen zwischen Schöpfung/KI! Ja, ich sehe auch ein Grundproblem darin, Kreativität eindeutig zu definieren. Daran hängt entscheidend die Antwort auf die Frage, ob KI kreativ sein kann oder nicht…

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