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Feministische Theologie im Rückspiegel – von innen und aussen

In der 11. Folge schauen sich Andi und Thorsten die Feministische Theologie noch mal im Rückspiegel an. Mit dabei ist Irene Gysel, eine Frau, die wie kaum eine andere feministisch-theologische Aufbrüche in der Reformierten Kirche miterlebt und gestaltet hat. Als Sprecherin des Wortes zum Sonntag und langjährige Redakteurin beim SRF ist sie weit bekannt. Viele Projekte kirchlicher Frauen- und Bildungsarbeit hat die Pfarrfrau und Lehrerin mitbegründet. 16 Jahre war sie als Kirchenrätin Teil der Kirchenleitung der Reformierten Kirche im Kanton Zürich.

Was hat sie in den Aufbruchsjahren der Feministischen Theologie begeistert? Wie beurteilt sie die weiteren Entwicklungen heute? Warum wünscht sie sich ein stärkeres theologisches Profil ihrer Kirche?

6 Kommentare zu „Feministische Theologie im Rückspiegel – von innen und aussen“

  1. „Gegen eine Herausforderung kann eine Frau sich wehren, gegen geschont werden nicht.“

    Mit diesem Satz endet diese Folge. Leider fasst er meines Erachtens keineswegs die vorangegangene Diskussion zusammen. In dieser Folge wurde geschont, beigepflichtet und konträre theologische Positionen stehen gelassen. Kritische Rückfragen, tiefe theologische Auseinandersetzungen oder gar ein Streiten um Wahrheit sucht man vergeblich. Vielmehr werden konträre Deutungen der Auferstehungen Jesus benannt und im Sinne der Vielfalt stehen gelassen.
    Irene Gysel fordert am Ende eine neue Diskussions- und Streitkultur. Leider hat es diese Folge verpasst, einen ersten Schritt in diese Richtung zu gehen.
    Am nächsten kommt Irene Gysel diesem Versprechen selbst, in dem sie aktiv die beiden Moderatoren herausfordert und kritisiert (hinsichtlich der Deutung der Auferstehung Jesu)

    Thorsten Dietz und Andreas Loos ihrerseits lassen eine kritische Perspektive leider komplett vermissen. Sie Loben und Würdigen. Sie lassen sich kommentarlos kritisieren. Sie habe scheinbar nicht den Mut als „alte weisse Männer“ die feministische Theologie auch fundamental zu hinterfragen oder im Sinne einer Wahrheitssuche zu kritisieren. Schade eigentlich. So wäre das sicherlich eine spannende Diskussion geworden.

    In diesem Sinne fasst der letzte Satz den Podcast korrektiv zusammen:

    „Gegen eine Herausforderung kann eine Frau sich wehren, gegen geschont werden nicht.“

    1. Lieber Samuel Schulze, Danke für Deinen Kommentar! Ich habe mir die Passage noch mal angehört. Nein, wir loben und würdigen nicht einfach ihre Berufung auf Johannes Fried. Wir stellen andere Perspektiven daneben, die deutlich machen, dass wir ihr hier nicht folgen. Aber wir bleiben zugleich in einem Gespräch, das von Zuhören und Respekt geprägt ist. Daher verstehe ich die Einseitigkeit der Beschreibung in diesem Kommentar gar nicht. Irene Gysel beschreibt, wie Karfreitag und Ostern für sie durch neue Gedanken eine ganz neue tiefe gewonnen haben, und das im Pensionsalter. Da ist es nicht mein erster Impuls, das „fundamental zu hinterfragen“. Ich sehe es anders, aber zuerst möchte ich hinhören, verstehen, nachvollziehen können. Und: es hätte an dieser Stelle sowieso nicht darum gehen können, „die feministische Theologie“ zu kritisieren. Sie beruft sich hier auf die These von Johannes Fried (Kein Tod auf Golgatha, 2019), die in den letzten Jahren ausführlich debattiert wurde und an der an sich nichts feministisch ist. Darum haben wir nach schon 45 Minuten Gesprächsdauer auch nicht die ganze restliche Zeit nur für diese Frage verwandt.
      Dass die Frage nach Kreuz und Auferstehung sehr relevant ist und wir darüber inhaltlich diskutieren sollten – ist ihre These und ihr Anliegen; und unseres ebenso. Und dafür werden wir uns bei Gelegenheit ausführlich Zeit und Raum nehmen. Vermutlich schon in den nächsten Podcast-Folgen, aber auch in anderen Formaten.

      1. „Gott hat nur meine Hände“ reduziert Gott auf menschliches Handeln, Tun und können. Aber wenn man/frau nicht an eine Auferstehung der Toten glaubt, und den tatsächlichen Tod und Auferstehung JX leugnet, trotz und entgegen biblischen und ausserbiblischen Zeugnissen abstreitet, muss man/Frau wohl zu diesem Schluss kommen. Die Vorstellung wäre für mich unerträglich, auch die Vorstellung, dass all die Not, die unsägliche Ungerechtigkeit, das unbeschreibliche Leid, nicht in einem letzten Gericht, wo Opfer gegenüber Tätern Genugtuung widerfährt, wo Täter, auch auf dem Hintergrund auf einer letztlichen Allversöhnung, mit tiefem Schrecken selbst durch eine Art Hölle gehen müssen. Einfach Tod und dann Ende? Nichts? Es würde diesem Leben hier und jetzt, diesem komplexen, unendlich vielschichtigen, dem im wunderbar schönen und gleichzeitig tief schrecklichen Leben schlicht nicht gerecht, wenn nach diesem Leben einfach „Schluss“ ist. „Gott hat nur unsere Hände“ ist meines Erachtens auch eine sehr überhebliche, sich masslos selbst überschätzende Haltung, als ob wir uns selbst retten könnten/müssten, auch wenn es „nur“ für diese Welt, Erde ist. Wo waren den „unsere Hände“ bei der Schöpfung? Die Frage stellt Gott ja auch Hiob. Gott hat die Welt und uns alle, durch Tod und Auferstehung JX von den echt Toten, gezeigt, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Hier zeigt sich die unendliche und selbst den Tod überwindende Liebe Gottes, wo gleichzeitig Gott Gott, und Mensch Mensch bleiben lässt.

  2. Ja, wenn man wüsste, was nach dem Tod kommt. Vielleicht bleibt all das Leid unversöhnt und Gott hat „nur“ unsere Hände. Ich denke je länger desto mehr so. Und verliere so die Angst vor der Hölle, die mich lange geprägt und verängstigt hat.
    Und: Thorsten und Andi gehört ein Riesenlob, dass sie immer wieder den Spagat wagen mit allen wichtigen Stimmen im Dialog zu sein. Ich bewundere euch dafür und es würde sehr viel fehlen, gäbe es diese Stimmen zwischen Evangelikal und dem Rest nicht. Alle Kritik, es sei nicht ausgewogen- ja, gar einseitig – was die beiden machen, verstehe ich überhaupt nicht. Ich denke vielmehr, dass die beiden immer wieder zwischen Stuhl und Bank geraten. Dafür nochmals ein grosses Danke. Auch wenn ich pessimistischer unterwegs bin als die beiden.

    1. Lieber Simson, ich bin auch Post-evangelikal unterwegs. Ein „Nichts“ nach dem Tod ist natürlich für uns wohlstandsgenährte„Westler“, sehr bequem. Warum sollte ich irgendetwas ändern wollen, wenn es letztlich ja überhaupt nicht darauf ankommt. Pech halt für all jene, die heute woanders auf die Welt kamen, in irgendeinem Hingers- oder Kriegsgebiet. Ja weshalb irgend ein ethisches Leben. „Lasst uns Fressen uns Saufen, denn morgen sterben wir….“.? LG. Olivier

      1. Nein, bequem ist es nicht. Das Leben hier auf dieser Erde, ist f¨ür viele Menschen die Hölle. Da kann die Hoffnung auf ein Jenseits Zuversicht schenken. Nur ist das natürlich kein Beleg dafür, ob es mal so sein wird. Zu rechnen ist mit allem, bis es ausgeschlossen ist (vgl. Hume und Popper). Ich stütze Feuerbach, Marx und den Existenzphilosophen darin, die Angst und die Vertröstung auf ein Jenseits aufzubrechen und abzulegen. Wem ein Jenseits Hoffnung: Geschenk und gerne. Nur habe ich sie einfach nicht. Saufen und Fressen, ja das tun wir gerne, da gebe ich dir gerne recht. Herzlich, Simson P.S. Ich würde mich glaub nicht als Post-Evangelikal bezeichnen. Ich war nie evangelikal unterwegs. Also kann ich auch nicht von „Post“ reden. Ich würde meine Haltung so beschreiben. Ich kann nicht mehr mit der Kirche, aber noch weniger ohne.

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