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 Lesedauer: 3 Minuten

«Don’t Look Up»

Der Komet ist zwar nur mit einem modernen Teleskop sichtbar, es verheisst aber nichts Gutes. Da kommen keine drei Könige mit Geschenken auf den Heiland zu, sondern ein Himmelskörper apokalyptischen Ausmasses rast auf die Erde zu. Was für eine Bescherung! Eine Katastrophe, die sämtliche Lebewesen auf dem Globus auslöschen wird, wenn die Menschheit nicht rechtzeitig darauf reagiert. Aber beginnen wir von vorne, bevor es vorbei ist.

Zwei Astronomen – zuerst eine Doktorandin (gespielt von Jennifer Lawrence), anschliessend ein Professor (Leonardo DiCaprio) – weisen auf die Unglücksbahn des Kometen hin, und zwar ein halbes Jahr vor dem terrestrischen Einschlag.

Sie werden für verrückt gehalten, diskreditiert und belächelt, müssen in TV-Shows auftreten, um ihre Meinung an Frau und Mann zu bringen, da die US-Präsidentin (Meryl Streep) das Weltuntergangsszenario weniger wichtig nimmt als die kommende politische Kampagne.

Die (sozialen) Medien werden von Meinungsmachenden (Cate Blanchett) und Influencer:innen dominiert, die lieber Sex-Skandale kommentieren oder über Verschwörungen debattieren, als sich mit einer deprimierenden und «unfundierten» Nachricht zu beschäftigen.

Wieder «crash, boom & bang»?

Im Vergleich zu den Katastrophen-Filmen von Roland Emmerich («Independence Day», «The Day after Tomorrow», 2012, usw.), bei denen insbesondere die Spezialeffekte im Vordergrund stehen, spielt die schwarze Komödie von Adam McKay vorwiegend mit Satire und lustigen Dialogen.

«Dont’ Look Up» trifft den Zeitgeist. Der Komet könnte gleichbedeutend mit einer Pandemie oder einer Klimakatastrophe sein, die Akteure würden dieselben bleiben:

  • Wissenschaftler:innen, die zunächst medial zu wenig beachtet werden, aber anschliessend selbst dem Narzissmus verfallen (Virologen…),
  • Politiker:innen, die die (vermeintliche) Katastrophe verleugnen, um dann diese bei anderer Faktenlage für ihre Zwecke zu instrumentalisieren (bei kontinuierlich steigendem Meeresspiegel kann man irgendwann nicht mehr auf Ebbe und Flut hinweisen),
  • Journalisten, die lieber auf die Einschaltquoten als auf die Relevanz ihrer Sendungen schauen (wer zahlt hier die Miete?),
  • Unternehmer:innen, die aus der Katastrophe Profit schlagen möchten (überteuerte Masken oder ein Covid-Testzentrum gefällig?),
  • Verschwörungstheoretiker:innen, die ihre Meinung ändern, als es vermeintlich zu spät ist (die Welt ist ja bekanntlich nicht rund, vielleicht haben wir Glück und werden vom Kometen nur gestreift).

Have a look!

Brauchen wir wirklich wieder einen Weltuntergangsfilm mit amerikanischen Helden und berechenbarer Dramaturgie? Und gerade jetzt, da Ablenkung vonnöten wäre? Meine Empfehlung lautet: Schau trotzdem rein! Denn diese Komödie ist lustig, aber nicht plump. Sie banalisiert und trifft gleichzeitig den Nerv der Zeit, spielt mit naiven Halbwahrheiten und dreisten alternativen Fakten. Have a look! Dann findest du auch raus, ob’s am Schluss wirklich zu Ende geht.

 

Bild: Netflix

1 Kommentar zu „«Don’t Look Up»“

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