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Dekonstruktion 1: Die ganz normale Glaubenskrise?

In schwierigen Lebenssituationen oder Umbruchzeiten können das Gebet und das Vertrauen im Glauben eine Ressource sein. Manchmal passiert aber auch das Gegenteil: Dass es sich so anfühlt, als schwebte man völlig im Leeren. Wenn schwierige Fragen einen nicht loslassen oder Gott weit weg scheint. 🖤

Wenn zu diesen Glaubensfragen auch noch zwischenmenschliche Enttäuschungen, Vertrauensbrüche in der Gemeinde kommen oder eine theologische Lehre, die nicht aufzugehen scheint, muss der Glaube neu sortiert, neu durchgedacht werden. Das ist etwas ganz normales: Studien von Entwicklungsforschenden zeigen, dass sich der Glaube im Laufe des Lebens immer wieder verändert.

Für die einen kann es eine Befreiung sein, Glaubenssätze loszulassen. Manchmal fühlt es sich aber auch an, als würde einem der Boden unter den Füssen weggerissen. Stück für Stück trägt der Glaube nicht mehr, wird hinterfragt, fällt weg – manchmal, bis nichts mehr davon da ist. Tabula rasa. 🌪

Am Schlimmsten in einer solchen «Dekonstruktion» des Glaubens sind neben den Zweifeln die Angst, ins Leere zu fallen. Doch Gott ist weiter als jedes Glaubenskonstrukt. Im Podcast erzählt Evelyne, warum sie fest davon überzeugt ist, dass es nicht das Ende ist, wenn man nicht mehr glauben kann. 🌱

Welche Fragen haben dich in der Entwicklung deines Glaubens bisher beschäftigt? Schreib gerne einen Kommentar!

➡️ Woher der Begriff eigentlich kommt, dazu hat Thorsten Dietz hier kürzlich einen Artikel geschrieben.

4 Kommentare zu „Dekonstruktion 1: Die ganz normale Glaubenskrise?“

  1. Frustration, Niedergeschlagenheit, Gott hat mich verlassen, was soll ich noch Glauben? Es gibt auch solche Tage! Wie soll ich mich verhalten, kann ich Gegensteuer geben? Wie komme ich aus dieser miesen Gefühlslage? Ich wechsle die täglichen Übungen, also etwas Ablenkung. Ich darf mich nicht fallenlassen. Emil, bitte kein Selbstmitleid 😉 Durchatmen, auf andere Gedanken kommen, lesen, was auch immer, Sport treiben. Es geht immer weiter, wir müssen diese Krisen aushalten, wir gehen durch diese Krisen, und werden auch immer stärker und belastbarer! Die Wolken ziehen vorbei.

    Ein Text, der mir immer wieder hilft und tröstet: Aus „Wolke des Nichtwissens“ eines unbekannten christlichen Meisters aus dem 14. Jahrhundert:

    Inneres Schweigen als Gebet
    Nur eines habe im Sinn: in deinem Herzen eine einfache, tiefe Sehnsucht nach Gott zu hegen. Denke nicht darüber nach, wer oder was er ist oder wie er sich in seinen Werken offenbart. Ruhe in dem einfachen Bewusstsein, dass ER IST.

    Das innere Hoch und das innere Tief
    Aber kaum hast du vielleicht eine oder alle Wirkungen erlebt, schwinden sie plötzlich und lassen dich wie leer zurück. Leer ist gar kein Ausdruck für dein Empfinden. Dein neuer Schwung ist wie weggeblasen. Selbst meditieren kannst du nicht mehr, trotz deiner langen Übung darin. Was nun? Wenn dies eintritt, verliere nicht den Mut. Halte durch und warte geduldig auf Gottes Wirken in dir. Du bist jetzt auf einer Art geistigen Ozeans, auf der Reise von einem Leben unter der Führung deines Eigenwillens zu einem Leben unter der Führung des Geistes Gottes. Mit Sicherheit kommen auf dieser Reise heftige Stürme und Gefahren auf. Du fühlst dich von allen verlassen, spürst weder die Hilfe der gewöhnlichen noch der besonderen Gnade. Trotz allem: Hab keine Angst! Lass dich dennoch nicht in Panik treiben, sondern vertraue einfach auf den Herrn. Versuche es jedenfalls, so gut es unter diesen Umständen geht.

    Solange dieses Glück währt, glaubst du dich geheilt und alles sei in Ordnung. Wenn du es aber am wenigsten erwartest, verlässt es dich. Verliere trotzdem nicht den Mut! Ich verspreche dir: Er kommt zurück, wenn er meint, es sei Zeit. Mächtiger und wunderbarer als je zuvor wird Gott dir zu Hilfe kommen und dich von deiner Qual befreien. Sooft Gott fortgeht, sooft kehrt er auch zurück. Nimmst du seine Abwesenheit tapfer und gelassen hin, wird jedes neue Kommen trostvoller und freudvoller sein als das vorherige. Merke dir: Was Gott tut, geschieht aus weiser Absicht. Er möchte, dass du geistig schmiegsam wirst, dich seinem Willen anschmiegst wie ein feiner Handschuh aus Saffian der Hand. So wird er gehen und kommen, dich durch seine An- und Abwesenheit reicher und reifer machen, dir Form geben und dich in der verborgenen Tiefe deiner Seele für sein Wirken öffnen.

  2. Meine Urfrage war: Ist Gott tatsächlich da? Ist er nicht das Produkt einer klug durchdachten Psychologie? Funktioniert Glaube nicht genau so gut als reine Psychologie in Antworten auf die Schuldfrage, die Frage nach der Zugehörigkeit, nach der Sehnsucht nach Ewigkeit? Ich habe jetzt keine rationale Antwort darauf. Was ich aber erlebt habe, ist es dass Gott sich nicht vor diesen Fragen fürchtet, dass ich sie stellen darf, und dass eine ehrliche Gemeinschaft solche Fragen zulässt. Gott hat sich nicht unbezeugt gelassen, aber nicht per rationalen Gottesbeweis, oder so. Und ich bin immer noch ein Mensch, dem Vertrauen unendlich schwer fällt, aber ich möchte Gott vertrauen. „Ich glaube, hilf meinem Unglauben“ aus der katholischen Liturgie spricht mich sehr an.

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