Wer heute reformierte Pfarrperson ist, kann sich die Gemeinde in der Regel aussuchen: Die Kirche leidet an Personalmangel. Damit rücken auch die Arbeitsbedingungen und die Zusammenarbeit mit den kirchlichen Behörden in den Fokus. Ein Artikel auf ref.ch sorgte kürzlich für Zündstoff, weil er dies thematisierte. Ein Pfarrer kritisierte das bestehende System scharf: Die Zusammensetzung von kirchlichen Behörden (Kirchenpflege) sei eine «Lotterie».
«Die Organisation der Kirchgemeinden ist ein grosses Problem. Das ehrenamtliche Leitungssystem braucht dringend eine Reform» – so zitiert der ref.ch-Artikel Thomas Schaufelberger. Er ist selber ordinierter Pfarrer, leitet die Abteilung Kirchenentwicklung der Zürcher Landeskirche und ist verantwortlich für Aus- und Weiterbildung der Pfarrpersonen in einem grossen Teil der Deutschschweiz.
Felix Reich, Chefredaktor der Zeitschrift «reformiert.» und Co-Host dieses Podcasts, sieht in der demokratischen Form der kirchlichen Behörden nach wie vor viel Potenzial.
Zusammen mit Evelyne Baumberger, die neben ihrer RefLab-Tätigkeit Theologie studiert und in der Ausbildung zur Pfarrerin ist, diskutieren wir über Konflikt- und Frustpotenzial in der kirchlichen Zusammenarbeit. Und darüber, was richtig gemacht wird, wenn diese Arbeit gelingt.
Was denkt ihr darüber? Schreibt uns gerne einen Kommentar!
P.S.: Der WM-Podcast kommt erst am 17. November (und nicht wie fälschlicherweise im Podcast erwähnt am 10. November).
3 Gedanken zu „Thomas Schaufelberger: «Die Strukturen von Kirchgemeinden brauchen eine Reform»“
Super Podcast
Erlebe ich alles gerade 1:1 in unserer Kirchgemeinde und im ganzen Bezirk; Konflikte werden immer aggressiver und verbissener und bis zum bitteren Ende geführt.
Meine Erfahrung: keiner will wirklich Verantwortung übernehmen und Führen: weder die Kipf, noch das Dekanat oder die BKP… keiner will “Schiedsrichter” sein. Zudem ist eine flache Hierarchie wohl einfach hier nicht mehr dienlich und auch Pfarrteams brauchen “ChefInnen” wie die SchulleiterInn in den Schulgemeinden…
“Aushandeln” reicht zum Teil einfach nicht, wie es auf dem Pausenplatz auch nicht funktioniert…
Es bedarf der Reformen: Klärung der Rollen und Kompetenzen und ja auch die Einführung einer Hierarchie im Sinne von Verantwortung übernehmen und tragen…
“Selber denken” ist für reformierte kirchliche Strukturen zum Bumerang geworden. Mündig Gewordene finden sich mit Ueberkommenem nicht einfach mehr so ab. Bald ein jedes hat seine eigenen Vorstellungen, was Kirche ist und was sie ausmacht. Ecclesia semper reformanda läuft quasi im overdrive. Aber den Konsens zu finden, WIE es anders weiter gehen soll und WER ALLES dafür mitzunehmen ist, ist ein Prozess, der unwahrscheinlich viel Zeit und Kraft verlangt. Ueberforderung damit ist der Grund für viele, den Verleider einzufahren an Kirche als INSTITUTION. Demokratische Strukturen sind langsam, aber auch für die Zürcher Landeskirche verpflichtend. Genau diese Kirche will jedoch nach Kirchenordnung GELEITET sein. Widerspruch? Kirchliche Strukturen müssen sich im Spannungsfeld von Nähe, Profil und Vielfältigkeit verändern und bewähren. UNTEN bewegt es sich von selbst. Dem Ganzen Richtung und Leitplanken zu geben, erfordert Weisheit und Umsicht von OBEN.
Danke für diesen zukunftsweisenden Beitrag! Eine kritische Bemerkung: dass in Freikirchen einfach der Herr Pastor sagt, wo es langgeht, ist sehr einseitig. In Freikirchen gibt es eine grosse Breite von Leitungsmodellen! Als Reformierte können wir viel davon lernen, gerade auch weil Freikirchen nicht derart in staatliche Strukturen verwickelt sind, wie die (CH-)Reformierten.