Jetzt wird’s persönlich, liebe Freund:innen der Streaming-Kultur. Popcorn Culture war beim Seelenklempner, auf Englisch Shrink. Und damit sind wir auch schon bei dem Thema dieser Folge. Shrinking, die neue Dramedy-Sitcom von AppleTV, führt uns geradewegs auf die klischeebehaftete, ominöse Couch und will mit uns über Gefühle sprechen. Aber nicht über unsere.
Erzählt wird die Geschichte des Therapeuten Jimmy, gespielt von Jason Segel. Nachdem seine Frau verstorben ist, müsste sich dieser eigentlich mit seinen eigenen Gefühlen auseinandersetzen. Stattdessen beschliesst er lieber seinen Patient:innen zu sagen, was sie tun sollen, damit es ihnen besser geht. Und zwar mitunter mit zweifelhaften und unorthodoxen Methoden. Und zum Unmut seiner Kolleg:innen (gespielt von Harrison Ford und Jessica Williams) und Freunde.
Ihr merkt, es geht um Menschen, ihre Probleme und ihre Liebsten. Dabei fragt sich Manuel, ob der Therapiebesuch nicht mittlerweile zum guten Ton gehört. Jay ist irritiert von der Inszenierung psychischer Krankheiten auf Social Media und Janna stellt fest, dass Menschen wohl nicht umhin kommen, sich in das Leben ihrer Liebsten einzumischen.
2 Gedanken zu „Shrinking. Oder: Eine Serie für einen Therapiebesuch.“
Toller Podcast, danke!
Ich fand die Serie toll und unterhaltsam und teile aber auch die kritischen Anmerkungen von Jay und Manu: zum Teil wird hier ziemlich schnell und glatt “vergeben”…
Leider werden psychische Erkrankungen bzw. psychologische bzw. psychotherapytische Betreuung bis heute in weiten Kreisen immer noch sehr kritisch betrachtet- auch bei uns in der Kirche! Ich erlebe das gerade mit einem Gemeindemitglied- manisch- depressiv- das schwierig zu integrieren ist: nicht wegen dem Gemeindemitglied, sondern wegen den “anderen”, die ihre “Ruhe” haben wollen und schlichtweg überfordert sind- aber in der Landeskirche sind wir da dran und bieten neu Kurse an!
Leider werden Menschen mit Burnout oder Klinik- Aufenthalten auch “inside the church” nicht mehr “gleich” behandelt und gelten als “nicht belastbar”…
Meiner Sicht nach befinden wir uns eigentlich in einer Nach- Psychiatrischen/Psychologischen Ära: es wimmelt von Coaches und LebensberaterInnen- teilweise mit fragwürdigen Kompetenzen und Ausbildungen und einem Hang zum Esoterischen: neu gibt mir mein toller, sportlicher Midlife- Coach tausend Gründe, warum ich ein egoistischer A… sein kann und warm meine Eltern an meinen Problemen Schuld sind und warum nicht ich ein Problem mit mir habe, sondern die anderen- und das sagt halt nicht mehr mein/e PsychiaterIn sondern eben jetzt mein Lebenscoach…
NB: Die Serie zeigt mir auch, wie gespalten die amerikanische Gesellschaft ist: hier die psychologisierte, woke Mittelstandsgesellschaft in Pasadena- da die rechts-evangelikale konservative Landbevölkerung und z.T. auch das Establishments.
Danke euch für die tolle und vertiefende Diskussion!
Lieber Roland,
Vielen herzlichen Dank für deinen Kommentar! Ich teile deine Meinung. Nach wie vor werden Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Krankheitsgeschichte stigmatisiert, auch in kirchlichen Kontexten. Gleichzeitig ist es gut, dass zumindest über das Thema gesprochen wird, wenn auch nicht immer vorurteilsfrei. Aber ja, es wäre wünschenswert, wir wären diesbezüglich schon etwas weiter…
Liebe Grüssse,
Janna