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Peter Widmer: Der Glaube an den Phallus

Ich habe Peter Widmer, der immer noch in Zürich eine psychoanalytische Praxis hat, in seinem Zuhause besucht und mit ihm eine TheoLounge aufgenommen. Der Fokus unseres Gesprächs liegt auf dem Ursprung der menschlichen Aggression und Gewalt. Hierüber handeln auch neue Bücher Widmers: «Jeder geht auf den Tod des Anderen» und «Destruktion des Ichs. Psychoanalytische Annäherungen an den Ursprung menschlicher Aggression». Letzteres ist kurze Zeit vor dem Angriffskrieg Putins herausgekommen.

Peter Widmer hat mit seinem 1990 erschienenn Buch «Subversion des Begehrens: Jacques Lacan oder Die zweite Revolution der Psychoanalyse» vielen den Weg gebahnt zu einer Annäherung an  den einflussreichen französischen Denker und Psychoanalytiker Jacques Lacan. Widmers Einführung, die komplexe Materie erstaunlich verständlich und bündig darlegt, wird immer noch gedruckt. Der Psychoanalytiker ist weit über die Schweiz hinaus bekannt.

Was theologisch als Vertreibung aus dem Paradies metaphorisch angedeutet wird, hört sich bei Widmer so an: «Durch die erforderliche Identifizierung mit dem Netz der Signifikanten wird jedes werdende Subjekt aus der als paradiesisch vorgestellten Unmittelbarkeit vertrieben, die Ganzheit wird zum Phantasma.»

Einige Grundbegriffe

  • Was ist ein Signifikant? Es ist ein Element, in dem sich ein Signifikat ausdrückt, das verschwunden ist; Patienten begeben sich auf die Suche nach dem verschwundenen Signifikat.
  • Was ist das objet petit a? Es ist ein Objekt, das wesentlich unerreichbar ist.
  • Wofür steht Phallus? Es ist u.a. ein Signifikant und Bild des Prestiges, imponierenden Auftretens, der Stärke und der Virilität. Aber der «imaginäre Phallus» steht auch in Beziehung zu Vorstellungen der Minderwertigkeit, des Versagens oder der Angst vor Verstümmelung. Ein riskantes Gebräu.

Musik: Incompetech, Thunderbird, Kevin MacLeod

SRF Sternstunde Philosophie: Lacan verstehen mit Peter Widmer und Andreas Cremonini.

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