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 Lesedauer: 5 Minuten

Ein Roman von Rob Bell – und erst noch Science Fiction

Im Traum habe er zwei Typen gesehen, erzählt Rob Bell über die Idee zu seinem neuen Buch, und der eine habe den anderen gefragt, wo er sein Raumschiff geparkt habe. «Where’d You Park Your Spaceship?» – die Frage aus dem Traum wurde zum Titel und inhaltlichen Angelpunkt des SciFi-Romans.

Und der erste Satz: «The earth didn’t make it.» – «Die Erde hat’s nicht geschafft.»

Die Erde hat’s nicht geschafft

Ganz kurz der Plot: Die «Chairs» des Universums, ein ominöser «Vorstand», lenken aus dem Hintergrund alles, was auf den von Menschen inzwischen besiedelten Planeten geschieht. Heen Gru-Bares vom Planeten Lunlay wird von ihnen angeheuert.

Nachdem er mehrere Schicksalsschläge erlitten hat und keinen Grund mehr zum Leben sieht, erscheint ihm dies ein Ausweg – eine Ablenkung, um nicht über die Verluste nachdenken zu müssen.

Er reist undercover von einem Planet zum nächsten. Sein Job ist eine Mischung aus Spion und Ethnograf: Getarnt als Bäcker lebt er in den «Circles» und berichtet den «Chairs», wie der Alltag der jeweiligen Bevölkerung aussieht. Seine Forschung dient dazu, das Leben im Universum zu optimieren.

Heen ist gut darin, er ist der Beste – doch auf dem Planeten Firdus gelingt es ihm plötzlich nicht mehr, eine professionelle Distanz zu wahren. Es geschieht etwas mit ihm, er lässt sein verletztes Herz wieder weich werden, und bringt damit sich und andere in Gefahr.

 

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Ein Häretiker in Gesellschaft von Gurus

«Where’d You Park Your Spaceship» ist der erste Roman des amerikanischen Autors und Ex-Pastors und, so kündigt er an, der erste Band einer Serie.

Populär wurde Bell mit seinen Büchern und Videos zu theologischen Fragen, in denen er u. a. erklärt, warum er glaubt, dass dereinst alle Menschen in den Himmel kommen, oder warum die amerikanischen Christ:innen umdenken sollten in Sachen Homosexualität.

Es gibt unter denen, denen Bell ein Begriff ist, kaum eine neutrale Meinung über ihn. Für die einen ist er ein Ketzer, für die anderen ein begnadeter Glaubenskommunikator.

Die einen halten seine Podcasts und Videos, in denen er immer mal wieder in ein leicht verrücktes Lachen ausbricht, für theologisch schädlich oder bestenfalls irrelevant.

Doch seine unterhaltsamen Predigten und Bücher mit den eingängigen Bildern trugen bei vielen auch dazu bei, dass sie in der heutigen Zeit überhaupt noch an Gott glauben können.

Bell war nie der theologische Systematiker, sondern immer der Geschichtenerzähler.

Damit bewegt er sich in den Zirkeln von Oprah Winfrey, Elizabeth Gilbert, Glennon Doyle; der Gilde der US-amerikanischen spirituellen «Gurus» unserer Tage. Alle bewegen sich an der Schnittstelle zum Christentum und erreichen gleichzeitig ein Millionenpublikum mit ihren Messages von Solidarität, Selbstvertrauen und Menschlichkeit.

In ihren Podcasts und TV-Shows sprechen sie von Spiritualität statt Religion, mit ihren Büchern bewegen sie sich in der Popkultur statt in der akademischen Welt, sie vermitteln Empathie statt Theologie.

Rosmarinbrot und ein verstecktes Raumschiff

Ich muss zugeben, erst ein Buch von Rob Bell gelesen, bzw. als Hörbuch gehört zu haben. Zwar höre ich immer mal wieder in seinen Podcast rein, doch auch dieses Buch hätte ich wohl nicht gelesen, hätte ich es nicht geschenkt bekommen.

Doch ich habe mich in die Charaktere verliebt: in Borns und Bobby Freelance, Ziga Mey, Dill Tudd.

So witzig wie die Namen ist die Story, an vielen Stellen habe ich laut herausgelacht und an anderen einen Kloss im Hals verspürt.

Ich habe den Duft von Heens Rosmarinbrot gerochen und mit ihm gebangt, als er mit einem Suchtrupp nach Borns verschwundenem Sohn Lines suchte. Ich habe mit ihm über die morgendlichen Begrüssungssprüche in der Bäckerei gelacht und mit ihm gehofft, dass niemand sein verstecktes Raumschiff findet.

Die 500 Seiten habe ich innert weniger Tage verschlungen.

Wo finden wir Heilung?

Im ersten Drittel von Rob Bells Space-Roman wird man angefixt vom Humor und den wunderbaren Figuren. Im zweiten hat man den Eindruck, etwas wirklich Bedeutsames zu lesen. Im dritten Drittel überwiegt die Spannung, bevor es auf den letzten 30 Seiten – vor dem etwas zu abrupten Schluss – nochmals richtig dicht wird.

Und auch wenn im Buch Gott kein einziges Mal erwähnt wird, ist es doch tief geprägt von Rob Bells christlicher Weltsicht und Anthropologie.

Er stellt sich damit in die Tradition etwa von C. S. Lewis‘ Narnia-Serie – oder auch das biblische Buch Esther, in dem Gott mit keinem Wort erwähnt wird. Trotzdem können auch diese Werke als theologisch bezeichnet werden («Theologie» heisst «Sprechen von Gott»).

Aber vor allem ist «Where’d You Park Your Spaceship?» eine Liebeserklärung an die Welt und an die Menschlichkeit. Was macht uns Menschen aus? Wozu sind wir geschaffen worden? Wo finden wir Heilung und Erlösung? Und worum geht es im Leben – im Zusammenleben – wirklich?

 

Rob Bell: Where’d You Park Your Spaceship? BackHouse Books, 2023.

Unter diesem Link erhält man gegen die Anmeldung für Rob Bells Newsletter einen Downloadlink für die ersten hundert Seiten. Und in diesem Video erzählt Bell die Entstehungsgeschichte des Buches (auch als Podcastfolge von «The Robcast», Episode 354). Auf seinem Instagram-Kanal liest er immer wieder Seiten daraus vor.

Ausgeglaubt-Folge zu Rob Bells «Love Wins»

Foto: Phil Hearing/Unsplash

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