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Politische Kirche?

Immer wieder fordern Politiker:innen, die Kirche möge doch bitte zu politischen Geschäften schweigen und sich auf ihr Kerngeschäft beziehen. Tatsächlich hat die Reformierte Kirche aber eine starke Tradition, die dieser Perspektive genau zuwiderläuft: Der Religiöse Sozialismus. Mit Daniel Oswald, Theologiestudent und Mitglied der religiös-sozialen Fraktion sprechen Felix & Stephan über die Art und Weise, wie Kirche politisch sein soll, Themen, die Kirche einzubringen hat und eigene Einschätzungen über die politischen Entwicklungsfelder unserer Gesellschaft.
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1 Kommentar zu „Politische Kirche?“

  1. Giorgio Girardet

    Eine sehr schöne Episode des neuen Stammtisch-Formates mit Beteiligung von Felix Reich, Chefredaktor von „reformiert.“. Felix Reich gelingt es wichtige Aspekte und sehr klug differenzierte Statements einzubringen, die dem Gespräch, das ich nach der ersten Viertelstunde mit einem „boring“ versah (was soll dieses inhaltslose Namedropping: Leonhard Ragaz, Kutterer, Karl Barth), jene interessanten Wendungen verschaffte, die mich nun für ein „deep“ votieren lassen . Als Waldenser und Historiker bin ich von der „Grossen Erzählung“ der Bibel, in welche ich die Weltgeschichte eingebettet sehen will, überzeugt und ich sehe in der über 800jährigen Geschichte unserer vorreformatorischen Volkskirche (oder des „popolo chiesa“, des Gottesvolkes, wie ein Historiker der Waldenserbewegung es nannte) eine Bestätigung dieser „Grossen Erzählung“, wie auch im Fortbestehen des Judentums seit dem Auszug aus Ägypten über die babylonische Gefangenschaft, die Zerstörung des zweiten Tempels und selbst den Holocaust hinaus. Der kritische Anmerkung von Stephan Jütte (sinngemäss): „Ihr schreibt einfach das SP-Programm ab und setzt den Stempel darunter: so geht es zum ‚Reich Gottes'“ konnte mein Fraktionskollege wenig entgegensetzen. Gerade die Auseinandersetzung mit dem Moskauer Patriarchen bezüglich „Dekadanz“ zeigt, dass vielleicht heute gilt: die rsf (religiös-soziale Fraktion) nimmt die Forderung atheistischer, feministischer „Menschenrechtsaktivist:innen“ als neues Evangelium. Sehr zugespitzt: welche Mitschuld am Ukraine-Krieg trägt die EKS mit ihrer Stellungnahme (2019 noch aus dem Munde des wankenden „Bischofs“ Gottfried Locher, um seine Geliebte im Gremium und den Zürcher Kirchenleiter am H50 und stolzen Pride-Teilnehmer zu befriedigen, bzw. beschwichtigen) für die „Ehe für Alle“, welcher das eidgenössische Parlament (im Ständerat mit hauchdünner Mehrheit) 2020 die Samenspende für Lesbenpaare zugesellte. Als Waldenser stand ich vor der Wahl, mich der pietistischen (evangelisch-kirchlichen Fraktion) oder der religiös-sozialen Fraktion mit dem deklarierten Vorbehalt zur „Ehe für Alle“ anzuschliessen. Ja, ich glaube an das „Reich Gottes“, über dessen Ausformung wir nur Ahnungen haben können. Aber ich bin überzeugt: das „staatlich anerkannte, vaterlose Lesbenkind“ (der „Lesben-Kegel“), für das unsere EKS sich hat instrumentalisieren lassen, ist kein Meilenstein auf dem Weg zum Reich Gottes, sondern ein allzumenschliches „Goldenes Kalb“. Und darin verstehe ich Kyrill als Verteidiger von Werten, wie ich auch als Waldenser und Schweizer Reformierter die wehrhaften Ukrainer als Verteidiger demokratischer Verfahren und Institutionen verstehe. Mit diesem Widerspruch, den ich wohl mit vielen teile, die sich aus gesellschaftlicher Justierung ins Schweigen zurückgezogen haben oder der Kirche den Austritt gegeben haben, habe ich in meiner selbstgewählten Fraktion, die eine theologische Begründung des „Lesben-Kegels“ bisher zu liefern sich weigerte (wie auch die EKS) zu leben. Mögen wir in Demut auch bedenken, wo wir umzukehren haben. Kyrie eleison.

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