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Friedrich Nietzsche (Teil 1): «Gott ist tot!»

Peter und Manuel nehmen sich Friedrich Nietzsche vor! Ganz zu Recht wurde er als Prophet der Postmoderne bezeichnet – und im Zentrum dieser Folge steht die berühmte Erzählung vom «Tode Gottes», von der es auch und gerade für Christ:innen viel zu lernen gibt.

9 Gedanken zu „Friedrich Nietzsche (Teil 1): «Gott ist tot!»“

  1. Hallo ihr zwei,

    vielen Dank für euren großartigen Podcast. Wann kommt endlich der nächste Band von Peters Einführung in die Philosophie für Theologen raus? Er wird von mir sehnlichst erwartet.

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  2. Tja, Leute: das war der “Hammer” auf den ich lange gewartet habe…
    Als Nietzscheaner muss ich sagen: faire und starke Darstellung!
    Ich freue mich darauf, auf was da noch kommt!

    Danke und liebe Grüsse

    Roland

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  3. Frage an die Experten: Welches Zitat stammt aus Deutschland und welches aus der Schweiz?

    Zitat 1: „Dreiviertel-Verrückte … Superlativ-Juden, reif für jede Art Irrenhaus“
    Zitat 2: „Vollidioten … Supergläubige … die Bekloppten“

    OK, das war zu leicht. ツ

    Quellen:
    Nietzsche, F. (1888). Der Antichrist: Fluch auf das Christentum und Gesetz wider das Christentum.
    Podcast Geist.Zeit. (2025, März 2). Fokus Theologie, Fachstelle für Erwachsenenbildung der Deutschschweizer Reformierten Kirchen.

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    • Der Klamauk sei entschuldigt – aber die Zitate stimmen tatsächlich. Jetzt jedoch zu einem ernsteren Thema: dem „Sühneopfer Jesu“. Natürlich wären auch andere Themen möglich, aber irgendwo muss man ja konkret anfangen. Was sagt Nietzsche? Wo stehen wir aktuell in Deutschland und der Schweiz?

      “Die Lehre vom Gericht und von der Wiederkunft, die Lehre vom Tod als einem Opfertode, die Lehre von der Auferstehung … dass kleine Mucker [Anhänger des Pietismus] und Dreiviertel-Verrückte sich einbilden dürfen, dass um ihretwillen die Gesetze der Natur beständig durchbrochen werden …
      Kleine Missgeburten von Muckern und Lügnern fingen an, die Begriffe „Gott“ „Wahrheit“ „Licht“ „Geist“ „Liebe“ „Weisheit“ „Leben“ für sich in Anspruch zu nehmen, gleichsam als Synonyma von sich, um damit die „Welt“ gegen sich abzugrenzen, kleine Superlativ-Juden, reif für jede Art Irrenhaus, drehten die Werte überhaupt nach sich um, wie als ob erst der Christ der Sinn, das Salz, das Maass, auch das letzte Gericht vom ganzen Rest wäre …
      Diese kleinen Mucker verrechnen sich nämlich in der Hauptsache. Sie greifen an, aber Alles, was von ihnen angegriffen wird, ist damit ausgezeichnet. Wen ein „erster Christ“ angreift, den besudelt er nicht … Umgekehrt: es ist eine Ehre, „erste Christen“ gegen sich zu haben. …
      Wir leugnen Gott als Gott… Wenn man uns diesen Gott der Christen bewiese, wir würden ihn noch weniger zu glauben wissen. … Der „Glaube“ als Imperativ ist das Veto gegen die Wissenschaft …
      Todkrieg gegen das Laster: das Laster ist das Christentum. Lasterhaft ist jede Art Widernatur. Die lasterhafteste Art Mensch ist der Priester: er lehrt die Widernatur. Gegen den Priester hat man nicht Gründe, man hat das Zuchthaus. …
      Man soll die „heilige“ Geschichte mit dem Namen nennen, den sie verdient, als verfluchte Geschichte; man soll die Worte „Gott“, „Heiland“, „Erlöser“, „Heiliger“ zu Schimpfworten, zu Verbrecher-Abzeichen benutzen.
      Der Rest folgt daraus. Der Antichrist”

      Nietzsche, F. (1888). Der Antichrist: Fluch auf das Christentum und Gesetz wider das Christentum. Friedrich Nietzsche Digitale Kritische Gesamtausgabe Werke und Briefe. Abgerufen am 18.02.2025, von nietzschesource.org

      “Wie kann meine Schuld durch den Tod eines Schuldlosen (wenn man von einem solchen überhaupt reden darf) gesühnt werden?
      Welche primitiven Begriffe von Schuld und Gerechtigkeit liegen solcher Vorstellung zugrunde? Welch primitiver Gottesbegriff?
      Soll die Anschauung vom sündentilgenden Tode Christi aus der Opfervorstellung verstanden werden: welch primitive Mythologie, dass ein Mensch gewordenes Gotteswesen durch sein Blut die Sünden der Menschen sühnt!”

      Bultmann, R. (1941). Neues Testament und Mythologie: Das Problem der Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung. München: Kaiser (3. Aufl. 1988), S. 19.

      “Das Schuldopfer und zwar in seiner widerlichsten, barbarischsten Form, das Opfer des Unschuldigen für die Sünden der Schuldigen! Welches schauderhafte Heidentum!”

      Nietzsche, F. (1888). Der Antichrist: Fluch auf das Christentum und Gesetz wider das Christentum. Friedrich Nietzsche Digitale Kritische Gesamtausgabe Werke und Briefe. Abgerufen am 18.02.2025, von nietzschesource.org

      „Diese Logik, es muss aber Strafe sein … machen Gott zu einem … “Strafe muss sein Fetischisten” auf eine Weise, wie es vielen Gleichnissen Jesu direkt widerspricht und wie es auch mit der jesuanischen Ethik der Feindesliebe nicht übereinzukriegen ist.”

      Dietz, T. (2019, Juni 10). Der Prozess – Warum ist Jesus gestorben? Worthaus 9 – Tübingen. Abgerufen am 02. März 2024, von worthaus.org/worthausmedien/der-prozess-warum-ist-jesus-gestorben-9-4-3/ (1:09:35 bis 1:10:44).

      Ich weiß nicht, was Dr. Wolfgang Huber heute denkt, aber 2007 schrieb er als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland Folgendes:

      “Über lange Zeit haben wir es weithin akzeptiert, dass Glaubensfragen aus der Öffentlichkeit verdrängt wurden. Wir haben die öffentliche Unentbehrlichkeit unserer Kirche lieber mit anderen Themen unter Beweis gestellt als mit dem Bekenntnis zu Christus und dem unverschämten Zutrauen zum Heiligen Geist. Wir haben dem Salz seine Kraft genommen.
      Nun wird wieder neu gefragt: Warum wurde Jesus gekreuzigt?
      Was ist der Heilige Geist? Warum bekennen wir Christen uns zu einem dreieinigen Gott? Jetzt müssen wir wieder zu dem Besonderen unseres Glaubens stehen. Jetzt geht es wieder um das Salz der Erde.”

      Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Huber (28. Mai 2007, 2003-2009 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, 1994-2009 Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Predigt zum Bayerischen Kirchentag auf dem Hesselberg)

      Hat die Schweiz darauf eine Antwort? Warum wurde Jesus gekreuzigt? Nietzsches Antwort ist bekannt.

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  4. Für mich persönlich gibt es bei Nietzsche Aspekte, die ich der theologischen Triage zuordnen würde, und andere, die ich als bedeutsam erachte – etwa die Frage, ob Nietzsche ein anonymer Christ war.
    Sorgen bereitet mir folgendes Nietzsche-Zitat, das sinngemäß gerade postmodern viral geht:

    “Das Schuldopfer und zwar in seiner widerlichsten, barbarischsten Form, das Opfer des Unschuldigen für die Sünden der Schuldigen! Welches schauderhafte Heidentum!”

    Nietzsche, F. (1888). Der Antichrist: Fluch auf das Christentum und Gesetz wider das Christentum. Friedrich Nietzsche Digitale Kritische Gesamtausgabe Werke und Briefe. Abgerufen am 18.02.2025, von nietzschesource.org

    Michael Schalter (Meckenheim | Pfalz)

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    • Vielen Dank, Michael, für Deine sorgfältige Einordnung und das wichtige Zitat. Das ist in der Tat verstörend – und zeigt, wie tief Nietzsches Ablehnung nicht nur dem Christentum als Institution, sondern auch seiner zentralen Heilsvorstellung gilt. Ob Nietzsche ein „anonymer Christ“ war – oder ob in seiner Radikalität nicht doch eine Art „umgekehrte Passion“ aufscheint – bleibt wohl eine offene Frage, die man besser als Suchbewegung versteht denn als Etikett. Umso wichtiger, dass solche Fragen überhaupt gestellt werden. Danke für Deinen Beitrag!

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    • So wie Nietzsche dieses “Schuldopfer” beschreibt, passt es haargenau zum zeitgeistlichen Reformismus und die heuchlerisch-verlogene Schuld- und Sündenbocksuche im Sinne der wettbewerbsbedingt-konfusen Symptomatik/Bewusstseinsbetäubung im stets gleichbleibenden Verhältnis von 1:5 (Wohlstand : Tittytainment) der Weltbevölkerung.

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  5. Gott ist eine Metapher der Vernunft des Geistes / des Zentralbewusstseins der Schöpfung

    Mensch, in der Vernunftbegabung für das ganzheitlich-ebenbildliche Wesen Mensch, bedeutet immer ALLE die, über das globale Gemeinschaftseigentum “wie im Himmel all so auf Erden” OHNE wettbewerbsbedingt-konfuse Symptomatik, zur gottgefälligen/vernünftigen Vernunft finden/fusionieren sollen.

    Die Philosophie der Bibel spricht NIE den “einzelnen” Menschen, oder ein “Individualbewusstsein” an – Geistig-heilendes Selbst- und Massenbewusstsein nur, wenn Mensch den geistigen Stillstand und die Konfusion (“göttliche/vernünftige Sicherung”) nach Mensch erstem und bisher einzigen GEISTIGEN Evolutionssprung (“Vertreibung aus dem Paradies”) gemeinsam überwindet.

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