In der Geschichte der Menschheit wurden die unterschiedlichsten Eigenschaften des Menschen als Alleinstellungsmerkmale behauptet. Der Verstand, das Vermögen sich selbst zu reflektieren, das Selbstbewusstsein, der freie Wille, die Sprache und vieles mehr wurden als spezifisch menschlich ausgewiesen. Und vieles davon gerät spätestens seit den Errungenschaften künstlicher Intelligenz in Bedrängnis: die Technik macht dem Menschen viele scheinbare Einzigartigkeiten streitig.
Was bleibt dem Menschen noch? Theologisch kann das Einzigartige des Menschen im Begriff der Gottebenbildlichkeit kondensiert werden: Gott erschafft den Menschen nach dem ersten Schöpfungsbericht «zu seinem Ebenbild» – das heisst als Entsprechung zu sich selbst, zu deinem personalen Gegenüber. Entsprechend wird auch bei der Erschaffung des Menschen zum ersten Mal erzählt, dass Gott zu jemandem spricht: Der Schöpfer redet den Menschen an und gibt ihm die Aufgabe, Verantwortung für die Schöpfung zu übernehmen.
Manuel und Stephan diskutieren über das faszinierende Bild, das die biblischen Erzählungen vom Menschen zeichnen – und über die absolute Spitzenaussage, dass Gott selbst in Jesus Christus Mensch geworden ist: Was sagt es über die Würde und Einzigartigkeit des Menschen, wenn Gott selbst unter die Menschen geht? Und wenn er das Menschsein in sich selbst aufnimmt… denn nach christlicher Überzeugung ist das Menschsein nicht nur eine vorübergehende Episode in der Biographie Gottes: Der Gottessohn kehrt als (auferstandener) Mensch in die Gegenwart Gottes zurück.
Der Gott des Christentums ist für immer menschlich geworden.
2 Gedanken zu „Der Mensch: Was ihn auszeichnet“
Ich finde eure neue Staffel sehr inspirierend und freue mich schon auf die nächsten Gänge! Ich finde, ihr habt das beziehungsmässige des christlichen Glaubens als heilsgeschichtliche Dynamik, die in der Inkarnation Gottes gipfelt, sehr schön herausgehoben. Ich konnte gut nachvollziehen, unsere Gottesebenbildlichkeit und die Beziehungsanfrage Gottes, die darauf abstützt, zu unterscheiden. Für mich klärend wäre noch zu ergänzen, dass die Gottesebenbildlichkeit nicht von unserem Ja zu Gott abhängt. Was ich gerade aufgrund dieser Staffel halt immer noch nicht verstehe ich der Podcast-Titel – ich empfinde diesen als Etiketten-Schwindel: Ihr habt nicht ausgeglaubt!
Ab und an höre ich Euren Podcast, z.B. beim Autofahren oder Spülen, so auch jetzt diese Folge. Dabei bin ich über die Stelle gestolpert, an der Ihr sagt (wer von Euch beiden weiß ich nicht mehr), dass Gott im Unterschied zum Rest der Schöpfung den direkt Menschen anspricht, also zum ersten Mal eben jemand anspricht. Diesen Perspektivwechsel vom rein sachlichen sprechen („es werde Licht“…) zum „Ansprechen“ fand ich spannend. Aber: Jedenfalls in den Übersetzungen die ich so habe findet der Wechsel von der grammatikalischen dritten Person zur zweiten schon am fünften Tag statt, als die Tiere (des Wassers und der Luft) angesprochen werden: „SEID fruchtbar und MEHRED EUCH und ERFÜLLET das Wasser…“. Zum Menschen sagt Gott mehr und es steht da tatsächlich ja auch die Betonung „zu Ihnen“, aber auch schon die Tiere sind ein offenbar ein „Ihr“ für Gott?!
Vielleicht wäre es angesichts der aktuellen Lage der Welt gut dahin zu kommen, auch den Rest der Welt als von Gott angesprochen zu begreifen?