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Christenverfolgung – lieber woke als solidarisch?!

In dieser Folge diskutieren Manu und Stephan einen kontroversen Artikel, der den Kirchen Doppelmoral vorwirft: Während die Sorge um Islamophobie und Diversität hierzulande groß ist, bleibe das Leiden von Christ:innen im globalen Süden häufig unbeachtet.

Ist das fehlende Engagement Ausdruck einer selektiven Empathie – oder schlicht Ausdruck von Unbehagen gegenüber einem leidenschaftlich gelebten Glauben, den viele im Westen verloren haben?

Gleichzeitig fragen wir: Wie sprechen wir über Verfolgung, ohne sie identitär zu instrumentalisieren? Was unterscheidet legitime Solidarität von politischer Vereinnahmung? Und wie gehen wir theologisch mit dem Spannungsverhältnis zwischen universaler Ethik und konkreter Parteinahme um?

Ein Gespräch über blinde Flecken, schwierige Solidarität – und warum das Evangelium keine Partei kennt.

Im Podcast kommt auch zur Sprache:

 

Weitere Informationen zur gemeinsamen Konferenz des ÖRK und der EKS zum armenischen Kulturerbe, welche auch auf die Situation vertriebener Christ:innen aufmerksam macht, findet ihr hier – und mehr zur AGCK-Konferenz «Religionsfreiheit im Fokus» könnt ihr hier abrufen. Verpasst haben wir im Podcast den Hinweis auf das langjährige Engagement der Zürcher Reformierten Kantonalkirche für bedrängte, bedrohte und verfolgte Christinnen und Christen: hier könnt ihr euch darüber informieren.

 

4 Gedanken zu „Christenverfolgung – lieber woke als solidarisch?!“

  1. Ich habe den diskutierten Zeitungsartikel aus der NZZ gelesen und bin deshalb sehr froh, dass ihr da eine Folge drüber macht.
    Ich persönlich finde in dem Artikel bzw. allgemein in der Diskussion um verfolgte Christ*innen findet häufig eine starke Vereinfachung der Thematik statt, weil meistens doch eigene Interessen dahinter stehen.
    Mein erster Gedanke war die Frage inwiefern es hier konkret um verfolgte Christ*innen geht oder ob es hier nicht viel mehr darum geht den Islam zu verteufeln? Christ*innenverfolgung ist ein wichtiges Thema bei dem es auch notwendig ist, dass da etwas unternommen wird. Allerdings ist den verfolgten Christ*innen weltweit überhaupt nicht geholfen wenn wir jetzt von Europa aus undifferenzierte Islamkritik oder sogar Islamhass verbreiten.
    Als Zweites findet hier häufig eine Gleichsetzung von Religion und Volk statt. Man spricht vom Christentum oder dem Islam als wären das zwei homogene Volksmassen. Nun sollte aber jedem Menschen bewusst sein, dass das deutsche Muslime eben nicht angehörige des islamischen Volks sind sondern, dass sie Deutsche sind. Demnach gibt es ja auch riesige Unterschiede zwischen deutschen, schweizer, saudi-arabischen, iranischen und nigerianischen Muslimen. Es ist grundlegend falsch zu suggerieren, dass es sich bei islamistischen Terrorgruppen um die gleiche Form des Islams handelt wie bei schweizer Islamgemeinden. Ein schweizer Muslim kann nicht zu “den seinen” in irgendein islamisches Land zurückgehen, weil es sich in dem Fall ja gar nicht um die “seinen” handelt sondern lediglich um Menschen die den gleichen Glauben teilen.
    Drittens und das habt ihr ja auch gut herausgestellt gibt es ja ein großes Engagement um verfolgten Christ*innen zu helfen. Natürlich kann man darüber diskutieren ob das ausreichend ist oder was überhaupt ausreichend wäre, aber zu unterstellen die Kirchen würden sich nur um Wokness kümmern ist am Ende einfach nur populistisch.
    Viertens hängt der mangelnde Einsatz für verfolgte Christ*innen in Nigeria oder anderen vor allem im globalen Süden verorteten Staaten vielleicht auch mit rassistischen Ansichten zusammen. Wer im Christentum eine vor allem weiße und westliche Religion sieht und selbst auch noch rassistisch sozialisiert wurde dem sind verfolgte BIPoC Christ*innen im globalen Süden möglicherweise auch einfach nicht so wichtig.
    Fünftens möchte ich noch sagen, dass ich diesen konstruierten Gegensatz zwischen sich gegen Verfolgung einsetzende Kirche und woke Kirche einfach nur ekelhaft finde. Hier wird das Leid von verfolgten Christ*innen gegen das berechtigte Anliegen einer gerechteren, diskriminierungsärmeren und anti-rassistischen bzw. faschistischen Kirche ausgespielt.

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  2. Lieber Manuel, lieber Stefan, zu Eurem aktuellen Podcast möchte ich eine Beobachtungen bzw. Erlebnis hinzufügen, die manches aus Eurer Diskussion unterstreichen und vielleicht ergänzen können.
    In dem Ort, wo ich bis letzten Herbst tätig war, gibt es eine Container – Unterkunft für Asylbewerber.
    Dort wohnt seit 2015 eine Familie aus Nigeria. Es handelt sich um katholische Christen, die 2011 geflohen sind, nachdem ihr Dorf von Boko Haram platt gemacht wurde.
    Sie waren drei Jahre auf der Flucht, ein Kind ist währenddessen geboren.
    Die jüngste Tochter wurde in Deutschland geboren, der haben sie, aus Dankbarkeit, dass sie hier sein dürfen, den Namen Angela gegeben.
    Ich habe mich, zusammen mit anderen aus dem Dorf, für deren Bleiberecht eingesetzt. Sie sind aber immer noch in einem Schwebezustand, weil Nigeria von der Bundesregierung als sicheres Herkunftsland eingestuft worden ist. Also hausen sie weiterhin im Container, die Eltern dürfen nicht arbeiten, keine Deutschkurse besuchen.
    Wir hoffen nach wie vor und setzen uns dafür ein, dass sie bleiben können, haben aber bis auf Weiteres keine Gewissheit.
    Ich finde es schwierig, Menschen vor Ort in Nigeria zu helfen, außer über Hilfsorganisationen.
    Aber ich kann hier bei uns etwas dafür tun, dass Christen, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden, besonders geschützt sind.
    Lieber Grüße, Michael

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  3. Falls Reflab nur ansatzweise repräsentativ für die westlichen Kirchen steht, hat Kacem El Ghazzali mit seinem Artikel aus meiner Sicht ins Schwarze getroffen. Aus Neugier habe ich mal bei eurer Suchfunktion folgende Stichwörter eingegeben: Woke (41 Treffer), Trump (96 Treffer), Evangelikal (87 Treffer), Fundamentalistisch (11 Treffer), Feminismus (41 Treffer), Klimawandel (41 Treffer) und Christenverfolgung: 2Treffer. Einer davon ist dieser Beitrag, der andere von Stephan mit der Aussage, dass den Christen eine Opferrolle, nicht gut ansteht. Wenn man das so ansieht, könnte man schon meinen, dass dieses Thema euch am A.. vorbei geht. Stephan kann schon sagen, dass die gegenseitige Akzeptanz im Rat der Religionen ein unumstrittenes Thema sei. Das mag sein, in der grossen Mehrheit der Länder, wo irgendeine andere Religion als das Christentum Mehrheitsreligion ist, werden die Minderheiten verfolgt. In Indien werden die muslimische Minderheit gleich verfolgt, wie die Christen. Es ist schon möglich, dass der Dalai Lama ein ganz lieber ist, nur merkt die christliche Minderheit in Buthan usw. nicht sehr viel davon. Auf die Gefahr hin, von euch als Islamophob bezeichnet zu werden, möchte ich doch anmerken, dass in den meisten Ländern mit islamischer Mehrheit (Ich weiss, das ist plakativ, Islam ist nicht gleich Islam), die Minderheiten diskriminiert werden.
    Sorry, eure Argumente erwidern den Artikel von Kacem El Ghazzali in keiner Art und Weise, nein sie unterstreichen seine Aussage mal richtig fett!

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  4. Ich geh jetzt mal mehr auf die Überschrift und irgendwie auch auf die letzten 4 Ausgeglaubt podcasts übergreifend ein, den Artikel kann ich leider nicht öffnen.

    1. Der Autor hat recht, wenn er sagt, dass das Leid der Verfolgten Christen irgendwie oft untergeht und Hilfe und Interesse von eher wenigen Gruppen innerhalb dee Christenheit auf der Agenda oben zu stehen scheint. . Das wäre echt gut, wenn wir da mehr Emphatie und Solidarität leben würden – z. B. Durch Engagement und Unterstützung bei Geflüchteten, Petitionen, politische. Einsatz und finanzieller Unterstützung von Hilfen vor Ort. Leider sind wir Christen tief im Kulturkampf verstrickt – da sieht man, wie schlechte Auswirkungen der hat. Das würde ich schon anerkennen, dass der Autor da einen Punkt hat.

    2. Finde ich es aber auch komplett nutzlos und frage mich, wieso immer das entweder oder rausgestrichen wird: ich kann nämlich gegen Gewalt jeder Art sein, und schauen, wo und wie ich mich einsetzen kann. Natürlich kann ich vor Ort auf eine ganz andere Art handeln, als in Nigeria. Hier bin ich damit konfrontiert, dass Menschen ausgegrenzt werden. gemobbt, verachtet, ausgegrenzt, arm sind oder so. Wir können dankbar sein, dass wir hier nicht massakrierrt, ausgebombt, ausgehungert oder verfolgt werden, und haben meistens eine Menge mehr Spielraum zum handeln, als die meisten andere Menschen auf der Welt. Es ist hier sogar ohne weiteres möglich, “woke” und solidarisch zu sein, uns gesellschaftlich, politisch oder innerhalb einer Kirche einzubringen

    3. Andauerndes Stossgebet: Wenn ich mal wieder völlig fertig bin, wegen dem Leid in der Ukraine, Russland Gaza, Israel, Syrien, Nigeria… Aber auch in den Arbeitsämtern, Frauenhäusern, Tafeln, Obdachlosenheimen und Flüchtlingsunterkunften, Altenheimen und Psychiatien usw.., dann bin ich, so naiv es klingt, so mega froh, dass ich den Trost habe, an einen Gott zu glauben, dem das alles nicht egal ist. Der einerseits verspricht, einmal alle Tränen abzuwischen, aber uns andererseits doch schon auch als Kirche und auch als Einzelpersonen beauftragt, damit schon mal anzufangen, uns fur Frieden, Gerechtigkeit, ein lebenswertes Leben in Sicherheit und Freiheit für alle Menschen und auch die Umwelt einzusetzen ich bete dann meistens irgendwann das bekannte Gebet: *Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens”. Ich fühle mich sehr klein dabei, aber besser als nichts… Komplizen sind immer erwünscht!

    Und ehrlich gesagt, es wäre ein noch besseres Gebet für die ganze Kirche , ein wahrhaft okumenisches Gebet, wenn es heissen würde “Herr, mache UNS zu einem Werkzeug deines Friedens”.. ich finde, Papst Fraziskus und Papst Leo hoffentlich auch, sind ganz gute Beispiele dafür, in diese Richtung zu gehen. (tsts, viel zu politisch….)

    P. S. Manuel, dir persönlich danke ich dafür, dass du immer Raum für den echten, tiefen Schmerz der Menschen (z. B. Der Sängerin Yuval Raphael) hier schaffst, bevor ihr in die Analye geht. Das Nicht – live-you tube video von ihr bringt mich zum heulen und die ganze Tragödie nach dieser Tragödie auch.

    Everyone cries, don’t cry alone…

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