In dieser Folge geht’s rund. Hörer*innen haben uns die These zugespielt, Gott würde sich nicht für unser Sexleben interessieren. Irgendwie sind Manuel und Stephan beide der Überzeugung, dass Gott das sehr wohl tut. Sie argumentieren aber von recht unterschiedlichen Auffassungen von Sexualität aus und werden sich an manchen Brennpunkten nicht wirklich einig. Dass Manuel ausgerechnet in den Nahaufnahmen zu diesem Thema nicht wirklich scharf gestellt ist, mag man deuten wie man will…
Auf jeden Fall folgt auf diese Diskussion auch noch das Q&A zur letzten Folge: Wir antworten auf eure Rückfragen zum Thema »Wir müssen nicht in eine Kirche gehen.«
3 Gedanken zu „Ausgeglaubt: Gott interessiert sich nicht für unser Sexualleben“
Eine weitere These von einem jüdischen Bekannten, weshalb so oft über Sex in (verschiedensten!) religiösen Gemeinschaften gesprochen wird: Es geht darum, den Erhalt und die weitere Existenz der Gruppe zu sichern – und das muss natürlich klar reguliert werden. Erstens, weil es Nachwuchs geben muss, und zweitens, damit dieser die Gruppe auf die richtige Art und Weise weiterführt.
Offen, spannend, aufschlussreich doch hoch problematisch – so habe ich das Gespräch zu «Gott interessiert sich nicht für unser Sexualleben» erlebt. Gerne hätte ich mitdiskutiert.
Ich gebe den beiden Theologen recht, dass sie bei «hochreligiösen Kreisen» eine gewisse Sprachlosigkeit zum Thema Sexualität bei gleichzeitig hohen Erwartungen/Regeln konstatieren. Allerdings – so meine Wahrnehmung – hat sich diese in den letzten Jahren doch verändert. Ich teile die Auffassung, dass die Ehe kein Garant für erfüllenden Sex ist und auch das wichtige Anliegen, mit Jugendlichen über den gesunden Umgang mit Sexualität und Pornographie zu sprechen.
Allerdings wünschte ich, dass dies in einer «theologischeren» Weise geschehen dürfte als in dieser Diskussion. Denn wenn auch bejaht wurde, dass sich Gott für unser Sexleben ähnlich interessiert wie für unsere Urlaubsplanung, so vermisste ich, dass dann «Gottes Meinung» tatsächlich als Leitlinie in Betracht gezogen wurde. Gewiss: Der Knackpunkt liegt beim Bibelverständnis und der Hermeneutik und da scheiden sich die Geister.
So wurde eine Sexualethik diskutiert, welche eine Aussage von Herrn Jütte – so finde ich – gut zusammenfasst: «Lebt Sex in verantwortlichen Beziehungen, habt ganz viel Spass dabei und schützt euch gut». Der Gesprächsverlauf machte deutlich, dass so für Sex sowohl die Ausschliesslichkeit der Ehe wie auch die Komplementarität «Mann – Frau» hinfällig sind.
Dabei stellt sich die Frage, was denn eine «verantwortliche Beziehung» ist – diese scheint mir dann doch sehr relativ und ungeschützt. Jedenfalls scheint dabei auch die Frage nach «guter Pornographie» legitim – was Sex dann definitiv von einer verbindlichen Beziehung trennt.
Eine solche Sexualethik verlässt den judeo-christlichen Boden, welcher die Ehe als Basis und Rahmen für Sex hochhält. Denn auch wenn die Ehe nicht der Garant ist für guten Sex, so ist sie doch die biblisch bezeugte und schöpfungsmässige geschenkte Verbindung, die wie keine andere die «verantwortliche Beziehung» per se ausdrückt. Damit ist sie die ideale Basis für eine erfüllende Sexualität, die Spass macht und das «schützt euch» sichert aber auch Verantwortung für die Umwelt (Kinder, Familie) tatsächlich übernimmt.
Die diskutierte Sexualethik kommt für mich als «Mainstream» rüber, ja als «gut bürgerlicher Mainstream». In Unterschied zu einer christlichen Ethik, welche die heterosexuelle Ehe in den Mittelpunkt stellt, fokussiert sie sich letztlich doch auf das das Wohlergehen und die Freiheit des Individuums und nimmt dabei Kollateralschäden verschiedener Art – besonders bei Kindern – in Kauf.
Lieber Christian, herzlichen Dank für dein Feedback! Wir liegen da wohl tatsächlich sehr weit auseinander. «Lebt Sex in verantwortlichen Beziehungen, habt ganz viel Spass dabei und schützt euch gut», finde ich nicht trivial und schon gar nicht untheologisch.
Verantwortliche Beziehungen sind m.E. Beziehungen, die den Partner*innen helfen, sich zu entfalten und zu dem Menschen zu werden, der man sein möchte.Viel Spass dabei zu haben, bedeutet für mich nicht nur Sex gut zu finden, sondern zusammen lachen zu können und damit mindestens eine andere Ebene zu erleben, als Leistungssport. Und ja: Sich gut schützen – körperlich und seelisch – finde ich den Teil an Verantwortung, der ein erfülltes Sexleben braucht. Und Gott? Die hat bestimmt ihre Freude daran 😉