Dein digitales Lagerfeuer
Dein digitales Lagerfeuer
 Lesedauer: 2 Minuten

Vom Schwitzen und Schauen

Jalousien, Schattenspender

Zimmerpflanzen, Sonnenblende

überall glänzende Sonnencremeanwender

 

Wassereis tropft auf Streifenshirts und Beinzeigekleider

Schweiss tropft auf Schreibtische

dahinter Körper,

verzweifelt auf der Suche nach Geistreichem

 

Ventilatoren ventilieren

nichts als heisse Luft

durch Grossraumwohnzimmer

wo Zimmerpflanzen lechzen nach jedem Schattenschein

//

Bäuche in bauchfreien Oberteilen dürsten

Bäuche in hochgekrempelten Herrenhemden dürsten

Bäuche unter Beinzeigekleidern dürsten auch

 

in Gärten öffnen sich Pappkartons mit Planschbecken

in Badeanstalten öffnen sich vollgepackte Kühltaschen

in Cafés öffnen sich die oberen Hemdsknöpfe

 

überall ein Öffnen und Dürsten,

sich Schälen und Schauen,

urtümlich ungeniert menschlich wie sonst kaum

//

jetzt tummeln sich die Menschen

wie Tiere

um die Wasserlöcher und Weinspender

wo sie wilde Balztänze vollführen

 

flipflop-tragende quietschgrellbunte Nagellackfarben

fluten die Strasse

sie schwitzt

der Asphalt wird sonnenscheinweich

 

hier und dort räkeln sich Sonnenanbeter

ganz ohne Federkleid

zeigt sich die Haut frischluftfreudig

und knusprig wie Hähnchen frisch aus dem Bräter

 

sie werden erst rot, dann braun, dann wieder weiss

//

ich springe über Schattenränder

durch die Hitze

 

sie kriecht unter meine Kleider

legt sich wie eine Decke über meine Haut

die Welt ist heiss, ich laufe aus

 

die Sonne brennt hehre Erwartungen

in die obersten Hautschichten

doch sie schält sich wie Orangen

 

und mit jedem Aperol

wird der Sommer

ein bisschen bewölkter

//

abends suchen mich See-Sehnsüchte heim

 

hinter tiefhängenden Jalousien

strampeln Beine Bettdecken davon

 

andernorts wälzen sich menschliche Tiere in Laken

bis sich in der Nacht die Fenster öffnen

 

schlaflos warten sie

auf den erlösenden Abendhauch

ihre Hoffnungen an den Herbst hängend

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