Dieses Buch machte die Autorin Stefanie Stahl zur bekanntesten Psychologin Deutschlands. «Das Kind in dir muss Heimat finden» ist in allen deutschsprachigen Ländern durch die Decke gegangen und will seit mehreren Jahren die Bestsellerlisten nicht verlassen.
Stefanie Stahl bietet hier eigentlich eine Anleitung zur Selbsttherapie, eine Hilfe, Heilung für die Verletzungen und Traumata der eigenen Vergangenheit zu finden. Die Popularität dieses Buches (wie auch von Psychologie-Podcasts) geben Stephan und Manuel Grund zu fragen, ob das alles denn auch wirklich funktioniert, ob in der säkularen Moderne die Psychologin den Pfarrer abgelöst hat und welche funktionalen Parallelen zwischen (psychotherapeutischer) Heilung und (seelsorgerlicher) Vergebungspraxis bestehen – aber auch, ob es ein Zuviel an Beschäftigung mit sich selbst gibt…
12 Gedanken zu „Stefanie Stahl: «Das Kind in dir muss Heimat finden» – oder: Wie versöhne ich mich mit mir selber?“
Sehr anregender Podcast. Ich würde allerdings nicht sagen, dass wir gut genug sind. Selbst Jesus widerspricht, als er als in Lk 18 19 „guter“ Meister o.ä. angesprochen wird: Was nennst du mich gut? Nur einer ist gut, Gott. Wären wir gut, müsste Gott ja gar nicht gnädig mit uns sein. Oder verstehe ich dies falsch? Und ja, ich kann z.T. auch über meine Fehler lachen, es gibt allerdings auch andere Bereiche, wo ich nach wie vor über mich erschrecke. Wir müssen, denke ich, die Sünde im Sinne der wörtlichen
Bedeutung der Zielverfehlung, nicht verharmlosen, auch wenn ich heute auch glaube, dass Gott letztlich alle Menschen rettet bzw. gerettet hat.
Ich hatte viel Spaß mit Eurer Episode!
Hatte Stefanie Stahl mal angelesen, wieder aufgehört und Ihr habt nun formuliert weshalb. In Interviews wirkt sie sehr sympathisch, im Buch klingt sie (sorry, Frau Stahl) ein wenig wie eine Oberlehrerin mit Patent auf die Wahrheit und Hang zur Generalisierung.
Den “Beziehungskosmos”-Tipp find ich super, sehr, sehr angenehm… aber: gibt’s den Podcast auch auf Deutsch? 😉
In diesem Sinne merci vielmals und bis zur nächsten Ep.
Andy aus dem Flachland
Danke lieber Andy für deine Rückmeldung! Und die Folge über Beziehungskosmos kommt bald…;-)
Hallo
Tolle Diskussion! Danke!
Die Frage, inwiefern psychologische Beratung Seelsorge ersetzt oder ersetzt hat, beschäftigt mich in meiner Tätigkeiten natürlich schon auch sehr; aber gemäss meiner Erfahrung hat sich dieser scheinbare Antagonismus relativiert: gerade in den div. Seelsorgeausbildungen kommt das zum tragen… könnt ich vieles dazu sagen, muss aber jetzt in den Spital, Menschen beseelsorgen gehen😁
Starkes Gespräch von euch beiden–habe es schon mehrfach empfohlen
Danke Ruedi, auch für die Weiterempfehlung – und liebe Grüsse! Dieses Jahr treffen wir uns mal zum Kaffee, ok?
Hallo ihr beiden!
Habe mit Interesse diesen Podcast gehört und möchte dazu auch Anmerkungen machen: vorneweg, ich bin kein Fan von Steffi und auch mich trigget so manches. Trotzdem möchte ich ihre Leistung auch würdigen. Die Arbeit mit Anteilen (z.B. Ego State Therapie, IFS- internal Family System) hat soweit ich das weiß, auf die allermeisten Menschen (Klienten) einen großen aha Effekt. Steffi hat diese Sicht populär gemacht….
Allerdings empfinde ich es auch etwas sehr vereinfacht dieses komplexe menschliche System auf diese 2 inneren Kinder zu reduzieren.
Und zu der Aussage: ich bin nicht die gleiche wie vor 5 Jahren- ja, natürlich nicht! Und trotzdem haben sich durch die Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe bestimmte Netzwerke gebildet (Neurons wire together fire together). Und dieses Prinzip gilt nun tatsächlich für alle Menschen gleichermaßen. Und auch wenn ich eine glückliche Kindheit hatte, habe ich Verletzungen erlebt. Und evolutionär macht es Sinn diese Verletzungen gut abzuspeichern um nicht wieder in „Gefahr“ zu kommen. Und viele Verletzungen kommen nun mal aus der Kindheit, da ich hier eben noch keine erwachsenen Kompetenzen habe, um damit umzugehen.
Ich kenne den Podcast Beziehungskosmos nicht, aber ich kann auch den Podcast von Verena König (Traumatherapeutin) empfehlen!
Herzliche Grüße
Und vielen Dank für eure Arbeit!
Ich höre euch sehr gerne und bin fast nie getriggert😅!
Danke liebe Gudrun für deine Rückmeldung zur Podcastfolge und die weiterführenden Überlegungen!
Mir kommt euer Podcast recht arrrogant rüber. Genau das, was ihr Frau Stahl vorwerft.
Wieso müssen Christen oft Dinge in die Tonne kloppen, welche keinen direkt christlichen Bezug haben. Fühlt ihr euch durch dieses Buch angegriffen oder ertappt?
Grossen Dank, einmal mehr! Ich höre Euch so gerne zu.
Als angehende logotherapeutische Beraterin möchte ich dieser Folge einfach noch ein paar Ergänzungen anfügen:
Sigmund Freud verdanken wir viel, aber auch die psychotherapeutische Wissenschaft ist weitergegangen. Es gibt Therapien, die von einem ganz anderen Menschenbild ausgehen.
Zum Beispiel die Logotherapie nach Viktor Frankl (3. Wiener Schule der Psychotherapie, nach Freud und Adler). Sie stellt sich vehement dagegen, dass der Mensch abhängig ist von seinen Bedingungen und fremdgesteuert durch seine Triebe. Dann wäre er nämlich weder frei noch könnte er zur Verantwortung gezogen werden. Die Logotherapie erkennt und betont: der Mensch ist nicht Opfer und Sklave seiner Umstände, seiner Kindheit, seiner Bedingt- und Gegebenheiten. Körperlich und psychisch kann der Mensch erkranken, nicht aber in seiner geistigen Dimension. Sie bleibt gesund und hält alles bereit, was es für die Lebensgestaltung und Lebensverrichtung braucht. Aus ihr heraus bin ich fähig, mich zu meinen Bedingtheiten zu verhalten. Ich bin nicht frei VON etwas, aber frei ZU etwas.
Für die Logotherapie ist die Vergangenheit und die Frage nach den Umständen (wie ich geworden bin, wie ich bin) nicht entscheidend. Ähnlich eines Labyrinths. Wer weiss denn schon, welche Wege wo gegangenen sind. Die Logotherapie nimmt das Heute in den Blick und vor allem und entscheidend: das Gelungene! Wo wurden Schwierigkeiten bereits gelingend gemeistert? Dort setzt sie an. Es ist nicht so, dass alle Psychotherapieformen ausschliesslich in der Vergangenheit bohren. Und erst recht nicht die Logotherapie.
Eine weitere, mir wichtige, Ergänzung:
Manu, du erzählst von Menschen, die sich verloren haben in der Suche nach sich selbst. Auch hierzu hat die Logotherapie Entscheidendes zu sagen. Nämlich: du kannst dich nicht finden im Kreisen um dich selbst! Glück, Freude, Erfüllung findest Du ausschliesslich in der HINWENDUNG, in der Selbstvergessenheit an ein Projekt oder einen Menschen. Wer um sich kreist, verliert sich in der Hyperreflexion. Wer sich hinwendet zu dem, was für ihn sinnhaft ist, findet Glück. Quasi als Nebeneffekt. Als direkt intendiertes Ziel stellt es sich aber nicht ein. Oder wie Buber es sagt: Der Mensch wird am Du zum Ich.
Herzlich, Natasha
Danke liebe Natasha für deine Rückmeldung und die Auseinandersetzung mit dem Thema – der Hinweis auf Frankl und die Logotherapie ist sehr hilfreich!
Man kann das Buch natürlich nicht ohne Einschränkung loben. Habe auch schon ihren Psychotherapie-Podcast gehört. Trotzdem kann es ja auch mal eine befreiende Wirkung haben das ganze Gehedder im Kopf auf 1234 runterzubrechen. So einzigartig in unseren Bedürfnissen sind wir ja dann auch wieder nicht.
Im Gespräch kam ja auch kurz die Verbindung von “innerem Kind” und der “Kindschaft bei Gott”. Ich denke auf jedenfall, dass es da noch mehr Verbindungen gibt, die man aufdecken könnte. Buchtitel: “Das Gotteskind in dir muss sein zu Hause bei Gott finden”. Ahh … Buchtitel können Stahl und Precht halt doch am Besten 😀