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Special (Teil 2): Ist Abhängigkeit der Bruder oder Endgegner von Freiheit?

In der letzten Folge sind Manuel und Stephan bis zu Martin Luther gekommen – diese Folge setzt ein mit Immanuel Kants Ruf zur Autonomie des vernünftigen Menschen, der sich von der selbstverschuldeten Unmündigkeit befreit – und Jean-Jacques Rousseaus Idee der «Volkssouveränität», wonach die wahre Freiheit darin besteht, sich den Gesetzen zu unterwerfen, die man sich selbst gegeben hat.

Und hier ist sie wieder: die eigenartige Verschränkung von Freiheit und Gebundenheit, von Unabhängigkeit und (freiwilliger) Unterwerfung – ein Miteinander, das bei Schleiermacher theologisch gefasst wird: Der Mensch wird wahrhaft frei, wenn er seine «schlechthinnige Abhängigkeit» von Gott anerkennt. Barth, ein eigentlicher Antipode Schleiermachers, bekräftigt diesen Grundsatz auf seine Weise: Wahre Freiheit gewinnt der Mensch nur im Gehorsam gegenüber Gott. Aber wie ist das zu denken?

Stephan und Manuel diskutieren über die christliche Idee, dass der Mensch erst dann zu sich selbst und seiner Bestimmung (und damit zu seiner «positiven Freiheit») findet, wenn er in Beziehung zu Gott steht – zugespitzt (und mit Paulus) ausgedrückt: Wenn er sich unter die Herrschaft Gottes begibt.

Aber ist das nicht ein übler Taschenspielertrick, mit dem Menschen doch wieder unter ein fremdes Gesetz gebracht und in eine bestehende Ordnung eingefügt werden? Gibt es nicht viele Christ:innen, welche den geistlichen Gehorsam gegenüber Gott und die lebenspraktischen Vorgaben christlicher Kirchen alles andere als befreiend erlebt haben?

3 Kommentare zu „Special (Teil 2): Ist Abhängigkeit der Bruder oder Endgegner von Freiheit?“

  1. Ich weiß nicht, ob es Sinn macht weiter bei Reflab Kommentare abzugeben. Bereits zweimal wurden meine Kommentare nicht freigeschaltet. Da meine ich eine Tendenz zum Sektierertum festzustellen.
    Also, durch Christus ist jeder Mensch zur absoluten Freiheit und damit zur totalen Bindungslosigkeit gerufen. Nur so kann das Heil vollumfänglich erfahren werden. Den Weg dahin zu gehen, lohnt sich. Mein Leben ist ein Beweis dafür: https://4religion.org/viewtopic.php?p=445460#p445460

    1. Lieber Herr Reichelt, wir schalten Kommentare gerne frei, wenn sie sich substanziell auf den Artikel oder Podcast beziehen. Dass einige Ihrer Kommentare nicht freigeschaltet wurden, hat nichts mit ihrem Inhalt zu tun, sondern damit, dass wir Ihre Kommentare häufig schlicht als „Trittbrettfahren“ zu Ihrem eigenen Blog wahrnehmen. Das ist nicht Sinn und Zweck des RefLab. Wir behalten uns vor, Kommentare nicht freizuschalten, die vorwiegend aus einem Link bestehen, oder diesen Link zu entfernen.

  2. Angela Wäffler-Boveland

    Hallo Manu und Stephan
    Zwar höre ich nicht ganz jede einzelne Folgen von „ausgeglaubt“, doch zum ersten Mal kann ich Eure Einschätzung nicht teilen: dass es in einer Demokratie kein Prophetisches Wächteramt mehr brauche, weil sich ja alle an der Gestaltung der Regeln beteiligen könnten, die dann einzuhalten sind, halte ich für verkehrt und ein wenig bildungsbürgerlich-naiv:
    – noch immer gibt es viele Regeln, die von Männern gemacht worden sind, und Frauen aus dem Blick verlieren (die immerhin über 50% der Bevölkerung ausmachen);
    – Asylsuchende können die Regeln nicht mitgestalten, nach denen sie bleiben können oder gehen müssen;
    – Kinder können nur bedingt entscheiden, welche Bildung sie geniessen wollen
    – im Gesundheitswesen sind wir von marktwirtschaftlichen Konstrukten abhängig, die wir nicht mitbestimmen können
    – dauernd flattern einseitig angepasste AGBs ins Haus, an deren Gestaltung ich nicht mitwirken konnte
    – vor allem jedoch gibt es in unseren Gesellschaften mehr und mehr Menschen, die sich über die gemeinsam formulierten Regeln hinwegsetzen um einzig ihr eigenes Ding durchzuziehen. Wo ist denn mein Einfluss zB auf die Marktwirtschaft?
    Wobei ich bewusst „Regeln“ schreibe, weil dazu auch ethische Grundsätze gehören, wie etwa die Frage, ob es ethisch legitim ist, zur Entspannung auf die Darstellung von Menschen zu schiessen. Dass dabei nicht nur religiöse sondern schlicht auch humanistische Regeln missachtet werden, finde ich persönlich – besonders in Kriegszeiten – besonders stossend.
    Dies alles scheint mir beispielhaft genug, um das prophetische Wächteramt nach wie vor für notwendig zu halten – vielleicht weniger als kirchliches Amt als Verantwortung aus Glauben.
    Dass sie daran dann wieder die Geister scheiden, zeigt nur, wieviel Diskursbedarf besteht.
    Herzlich, Angela

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