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Klagelieder: Warum Wut und Trauer auch im Glauben Raum haben dürfen (Podcast-Festival)

Klagelieder – oder: was nützen Gebet und Kunst, wenn keine Hoffnung besteht? «Alles wird gut», so lautete das Motto des RefLab Podcast-Festivals 2025. Doch manchmal ist es eben nicht gut und es erscheint auch kein Silberstreifen am Horizont. «Not lehrt beten», heisst es, und «aus Kummer entstehen die schönsten Lieder». Aber was nützt Gebet, was hilft Kunst, wenn sich eine Situation nicht ändern lässt?

In einem Workshop zusammen mit Tamara Boppart ging ich, Theologin Evelyne Baumberger vom RefLab, dieser Frage auf die Spur. Blogpost «Wie lange noch?» von Tamara Boppart bei Central Arts

Drei biblische Text-Gruppen

Von theologischer Seite habe ich die Klagepsalmen näher betrachtet und ihren Aufbau (als Beispiel kann man etwa Psalm 22 nehmen):

  • Anrede Gottes
  • Schilderung des Leids
  • Bitte um Gottes Eingreifen
  • (Lob Gottes, Dank)

Die Klagelieder, fünf Kapitel im Alten Testament, drehen sich thematisch um die Trauer um die Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier im Jahr 587 v. Chr. Spannend ist, dass sie sehr kunstvoll verfasst sind: So sind etwa mehrere Kapitel alphabetisch aufgebaut, zudem kommen Stilmittel wie die Personifizierung der Stadt («Tochter Zion») zum Zuge.

Theologisch spiegeln die Klagelieder den Glauben an einen «Tun-Ergehen-Zusammenhang»: Die Zerstörung der Stadt und Vertreibung ins Exil war die Strafe Gottes für den Ungehorsam des jüdischen Volkes. Wibilex-Artikel «Klagelieder Jeremias»

Zuletzt ging es auch noch um das biblische Buch Hiob. Hier, im jüngsten der betrachteten Texte, wird der «Tun-Ergehen-Zusammenhang» aufgehoben: Hiob leidet als Unschuldiger – Gott ist nahe und doch unergründlich.

Fazit: Was nützt beten?

Diese Frage wird so in den Texten nicht beantwortet. Deutlich wird aber: Klage ist Beziehungsgeschehen. Reden mit Gott, auch im Leid, ist möglich. Es handelt sich um eine Beziehung, die sogar Vorwürfe aushält.

Geklagt wird nicht nur alleine, sondern auch gemeinsam – die Klagepsalmen werden in «Klage des Einzelnen» und «Klage des Volkes» unterteilt. Leid zu thematisieren ist wichtig und soll sowohl im Sozialen als auch im Leben mit Gott Raum haben.

Wibilex-Artikel «Klage (AT)»

Alle Podcastfolgen vom RefLab-Festival 2025

1 Gedanke zu „Klagelieder: Warum Wut und Trauer auch im Glauben Raum haben dürfen (Podcast-Festival)“

  1. Ich frage mich, wie man als Christ keine Hoffnung haben kann? Als ich die Wahrheit noch nicht kannte und depressiv war, hatte ich keine Hoffnung. Da sah ich wirklich keinen Ausweg und nur schwarz. Seit ich aber erkannte, dass es Gedanken und Vorstellungen sind, die Gefühle und emotionale Zustände erzeugen, suchte ich nach der Wahrheit – und fand sie! Seitdem ist sind die Hoffnung und schließlich auch die Erfüllungen der Hoffnung ständig gewachsen und sie tun es heute mehr denn je. Auf meinem Blog berichte ich davon, so dass jeder davon profitieren kann.

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