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 Lesedauer: 3 Minuten

Es ist zum Verzweifeln!

Moria brennt. 13’000 Menschen, die schon zuvor in einem Lager für 2’500 Menschen zusammengepfercht worden sind, haben auch dieses Obdach noch verloren. Ich denke an die Kinder. Diejenigen, die erst im Lager geboren worden sind und jene, die ihre Kindheit dort verbracht haben. Es ist zum Verzweifeln!

Zwei Welten

Wir leben in einem Land und gehören zu einer Kultur, die alles tut für ihre Kinder. Wir besuchen mit ihnen die musikalische Frühförderung, ernähren sie balaststoffreich, kaufen ihnen ergonomische Schulrucksäcke und glauben von ganzem Herzen daran, dass sie unsere Zukunft sind.

Gleichzeitig lassen wir innerhalb der EU Kinder zukunftslos verrotten.

Was wird die Geschichte von uns schreiben? Was werden wir unseren Kindern sagen, wenn sie fragen, ob wir das auch gewusst hätten? Dass es kompliziert sei und die EU sehr lange brauchte, um einen Verteilschlüssel zu finden? Schon Anfang April geisterte Moria als Lagerhölle durch alle Medien. Dass wir einen Lockdown in einer Woche hinbekommen, aber 13’000 Menschen ein logistisches Problem sei, das wir nicht bewältigen können?

Das Böse

Das wirklich Böse geschieht durch eine furchtbare Mischung aus unserer Angst und aus unserer Ignoranz. Es hat einen bestimmten Habitus: „Ja, schrecklich. Was soll man tun. Man kann ja auch nicht alle aufnehmen.“ Wirklich? Zu dieser feingeistigen Logik gehört immer auch die feinsäuberliche Unterscheidung zwischen Wirtschaftsflüchtlingen und „echten“ Flüchtlingen. Frage: Was müsste mir passieren, wie müsste es mir gehen, dass ich alles zurücklasse, mich auf eine gefährliche Fluchtroute begebe, um an einem Ort zu leben, an dem mich niemand haben will? Richtig: Es müsste um mein Leben gehen. Und das ist mehr als Überleben.

Es geht um Menschsein.

Es mag sein, dass die Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern (Deutschland blenden wir patriotisch aus) besser dasteht. Aber wen wird das trösten? Wenn du dich mit Übeltätern vergleichst, bist du moralisch eh schon erledigt. Und wenn du deine Grenzen durch Deals mit noch schlimmeren Übeltätern sicherst, dann solltest du dich gar nicht mehr vergleichen.

Unsere Kinder

Die Staaten sind moralisch gescheitert. Wer wird ihnen helfen? Früher waren das die Kirchen. Sie waren Netzwerke, die das bewältigen konnten. Suppe für die Armen. Bildung für alle. Und heute? Wer besucht die Gefangenen? Wer gibt den Hungrigen zu Essen? Wer gibt den Verzweifelten eine Perspektive? Egal wer es tut. Es wäre eine „Kirche“, die ich sehr lieb haben würde. Sie würde sagen: „Wir schaffen das! Fürchte dich nicht.“ Sie würde alle beim Namen nennen, auch diejenigen ohne Pass.

Wer wir dabei werden könnten! Und was unsere Kinder daraus lernten…

 

Photo by Julie Ricard on Unsplash

2 Kommentare zu „Es ist zum Verzweifeln!“

  1. Wer ist denn ‚die‘ Kirche? Passivmitglieder sind noch einige da, aber die ‚aktiven‘ sind Menschen die 80+ sind. Die anderen sind beruflich eingespannt oder brunchen lieber. Und auch die Alten sind neuerdings so eingeschüchtert wegen dem ‚Risikogruppe‘-Sprech, dass die auch nicht mehr wollen. Das Bodenpersonal reisst sich unterdessen mit schwindenden Ressourcen und verminderten Stellenprozenten alles auf damit doch noch was ‚geboten‘ wird in der Kirche. Ich bin es unterdessen müde, immer wieder zu hören dass ‚die Kirche‘ was machen soll.

  2. Bin auch zutiefst erschüttert und frage mich seit Tagen WAS ich/wir als Familie tun können…
    Bitte nur 1 Hinweis dazu …..
    WIE kann ich politisch Einfluss nehmen?
    WAS kann ich praktisch tun?
    Bin sehr sehr ratlos….

    AV

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