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Liebe? Hör mir auf mit dem Kitsch

Andreas und Thorsten fragen, ob die Verkündigung der Liebe Gottes und der Aufruf zur Nächstenliebe nicht manchmal mehr schaden als nützen. Führt die Beschwörung der innigen Gottesliebe nicht allzu oft zu Weltflucht? Und zu Arroganz gegenüber anderen, die diese Liebe vermeintlich gar nicht kennen? Oder kann man auch so von Gott und Liebe reden, dass dieses Thema uns auch heute fasziniert und inspiriert?

Eine Folge, in der sich zeigt, wie schwierig es ist, statt des steilen «L»-Wortes mal was anderes zum Thema zu sagen.

Expedition WIRklichkeit

5 Kommentare zu „Liebe? Hör mir auf mit dem Kitsch“

  1. Alex aus Cloppenburg

    Mal wieder eine sehr spannende Folge, danke euch Beiden!
    Das mit der Liebe zu Gott ist in der Tat manchmal oder vielleicht sogar meistens „zu viel verlangt“. Allerdings hilft mir das vermeintlich alttestamentarische Verständnis von Liebe zu Gott, bei dem es wohl darum geht, Gott als den Herrscher der Welt und meiner Existenz anzuerkennen. Das muss sich nicht schön anfühlen, kann mich auch mal triggern oder ermüden.
    Das Besingen der eigenen Liebe zu Gott in modernen Anbetungsliedern ist mir persönlich auch meistens zu übertrieben. Allerdings ist es vermutlich ein durchaus legitimer Versuch, diese Liebe irgendwie herbeizusingen – gerade weil diese Liebe so schwierig und oftmals so abstrakt ist.

  2. Hallo zusammen!
    Wie immer sehr inspirierend: davon klau‘ ich mir sicher was für meine Predigt!😉
    Ich fand das ewige „Liebesgedöns“ gerade in freichristlichen Kreisen oft auch scheinheilig und gekünstelt: Gerade wenn’s nur noch die Worship-Extase/Extasy ist; davon warnt ja auch schon Paulus.
    In der Landeskirche wird’s oft zum Problem im Krisen-und Konfliktmanagement: Wir brauchen kein modernes Konfliktmanagement oder Strukturen, die Konflikte verhindern bzw. bearbeiten- wir haben uns ja doch alle „lieb“.
    Frage: Ist biblisch betrachtet „die Liebe zu Gott“ nicht mit Gottesfurcht gleich zusetzten? und jüdisch gelesen: heisst Gott lieben, nicht einfach seine Gebote zu halten bzw. zu „lieben“?
    Die Gebote halten- käme das nicht auch dem jüdischen Pharisäer Saulus/Paulus am nächsten?
    Mit Jesus von Nazareth gesprochen: Wäre Gott zu lieben nicht auch hier, seine Gebote zu halten? Die Gebote und die jüdischen Riten und auch den Sabbat hat Jesus zwar neu interpretiert- aber er hat sich immer noch an alle „gehalten“.
    Oder wenn Jesus Gottes Sohn ist: ist Gottes Liebe dann nicht Nachfolge Christi? auf seine Worte hören und sie tun?
    Gottes Liebe als Räume für das Unbedingte, das was trägt und nährt, Kraftorte zu definieren: finde ich alles sehr sympathisch- ist aber schon etwas weit weg vom (Kon)Text und kann schnell „esoterisch“ werden. Und machen wir uns hier nicht wieder unseren eigenen Gott, so wie er uns gerade passt?
    Auch das Wort „Liebe“ einfach zu ersetzen, finde ich auf den ersten Blick sympathisch und inspirierend- wird das aber der Radikalität der Forderung noch gerecht? Vielleicht soll mich die ja gerade über- und herausfordern: das Angemessene, das Richtige tun- machen das nicht auch die „Heiden“?
    Und zu letzt „selfcare“: das ist heute voll im Trend und wird wirklich bis zum Narzissmus übertrieben- als Kirche könnten wir einen Kontrapunkt setzen- so wie ihr es vorschlägt: Gottesliebe, Nächstenliebe und Selbstliebe gehören zu einander; ein ausgewogenes Miteinander, ein Gleichgewicht zu finden ist hier schwer- wäre aber wohl anzustreben.
    Mit all diesen Gedanken sollten und können wir mehr in unsere Kirche hinein wirken: ihr liefert hier einen wichtigen Beitrag dazu!
    Danke für eure Arbeit und euer Engagement!

  3. Karl-Heinz Rudishauser

    Lieber Andreas, lieber Thorsten,
    einmal mehr eine gelungene Podcastfolge mit herausfordernden Inhalten. In vielem habt ihr in eine Kerbe geschlagen, die auch ich schon einige Jahre bearbeite. Und trotzdem habe ich mich am Ende doch gefragt, ob das Feld oder anders gesagt der Begriff Liebe einfach aufgegeben werden sollte und aus unserem Wortschatz als Christen verschwinden sollte? Dann erfährt dieser Begriff, wie auch der Begriff Glaube eine weitere Abwertung und „Profanisierung“, um es einmal so ausdrücken. Da der griechische Begriff agape einen inhaltlichen Wandel erlebt hat, das habe ich bei Karte und Gebiet gelernt, könnte dieser doch dazu dienen, der Liebe 😉 erneut eine ihr zustehende Bedeutung zu geben. Ihr habt ja am Ende der Episode vorgemacht, wie das gehen könnte: Mit anderen Begriffen und Worten erläutern was Liebe bedeuten kann.
    Herzliche Grüße
    Karl-Heinz

  4. Lieber Thorsten, lieber Andreas
    Schön, euren Podcast und die Auseinandersetzung mit der Jahreslosung zu verfolgen. Da ich nicht in freikirchlichem Umfeld sozialisiert bin, habe ich doch ein recht unbelastetes Verhältnis zu den aktuellen Begrifflichkeiten. Für mich liegt ein Schwerpunkt an einer anderen Stelle. Denn es heisst: alles was ihr TUT.. . Viel zu viel Christliches wird auf das Denken und Beten und in den Gottesdienst getragen und viel zu wenig wird im alltäglichen Handeln sichtbar. Viele fahren mit dem SUV zum Gottesdienst und beten dort für eine gesunde Schöpfung und dass sich gesellschaftlich mehr für die Natur engagiert werden soll. Passt das zur Liebe zur Natur- zum Wahrnehmen und Staunen über die Schönheit der Schöpfung? Das gleiche passiert thematisch mit dem Handeln in Bezug auf unsere Mitmenschen. Erkenne ich das Schöne und Gute in meinen Mitmenschen, auch in denen, die mir auf die Nerven gehen und mir gar nicht passen? Richte ich mein Handeln danach aus oder bleibe ich mit meiner Liebe im stillen Kämmerlein? Für mich ruft die Jahreslosung zu einem Handeln in Liebe und in „Entwicklungsgrosszügigkeit“ auch mir gegenüber auf.
    Und gegen die Überforderung, die einen schrecken könnte, hilft mir seit einiger Zeit ein Satz, der Mutter Theresa zugeschrieben wird. Do small things with great Love. Etwas Kleines kann jeder tun. Der Biologe Mark Benecke, der vor der EU über die IPCC Berichte referiert hat, hat einmal gesagt: Wenn ihr euch am Abend überlegt was ihr (zum Klimaschutz) beigetragen habt und ihr feststellt, ihr habt euch Sorgen gemacht, dann habt ihr messbar gar nichts gemacht.
    Analog: Wer nur im stillen Kämmerlein liebt und im Lobpreisgottesdienst und in seiner sozialen christlichen Bubble, dem fehlt entscheidend das Tun, denn Liebe will getan werden, damit sie in der Welt ist.
    Mit herzlichem Gruss
    Karin

    1. Liebe Karin
      Danke für Dein liebevolles und zugleich deutliches Insistieren auf dem Tatcharakter der Liebe. Das muss ich mir als Theologe immer mal wieder sagen lassen. Denn oft schleicht sich das Gefühl ein, dass wir die Wirklichkeit der Dinge haben, wenn wir intensiv, vielleicht sogar begeisternd und inspirierend darüber gesprochen haben. Dein Kommentar hat mich an Worte erinnert, die Matthias Claudius seinem Sohn Johannes 1799 geschrieben hat als Empfehlung zum Studium: „Lerne gerne von andern, und wo von Weisheit, Menschenglück, Licht, Freiheit, Tugend etc. geredet wird, da höre fleißig zu. Doch traue nicht flugs und allerdings, denn die Wolken haben nicht alle Wasser, und es gibt mancherlei Weise. Sie meinen auch, dass sie die Sache hätten, wenn sie davon reden können und davon reden. Das ist aber nicht, Sohn. Man hat darum die Sache nicht, dass man davon reden kann und davon redet. Worte sind nur Worte, und wo sie so gar leicht und behände dahin fahren, da sei auf deiner Hut, denn die Pferde, die den Wagen mit Gütern hinter sich haben, gehen langsameren Schritts.“ Small things with great love!

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