Meine Ahnen kannten die Erde. Sie waren Bauern, Knechte, Mägde, Fronarbeiter. Überträgt sich Erdwissen? Als Kind habe ich meiner Grossmutter bei der Kartoffelernte geholfen. Es dauerte endlos, war anstrengend, aber auch schön. Die «Mutterkartoffeln» rührten mich an, die ihre Jungen ernähren und darüber ganz ausgezehrt und verschrumpelt werden.
Im Matsch hüpfen, bis der braune Brei in die Gummistiefel dringt. Oder mit flacher Hand auf nasse Erde klatschen, dass es spritzt: Das ist das Glück der Kindheit, solange wir die Gleichung Matsch = Schmutz nicht verinnerlichen.
Erdbeeren schmecken
An Champions mag ich, dass sie leicht nach Erde schmecken. Erdige Kartoffeln vom Wochenmarkt sind mir am liebsten. Bei Erdbeeren gefällt mir nicht nur der süsse Geschmack, sondern auch der Name.
Die Erkenntnis ist noch nicht alt, dass abgestorbene Bakterien die wichtigste Substanz bei der Humusbildung sind. Humusbildung ist das Opus Magnum. Es ist das grösste Kunstwerk!
Auch nicht zu unterschätzen sind Maden. Beim Anblick unserer mit Maden übersäten Biotonne kam mir eine Erleuchtung. Mir wurde klar: Es sind meine Freunde, es sind «Kritter» wie ich, Kreaturen oder Geschöpfe.
Angeblich existieren nicht nur Plastik fressende Bakterien, sondern auch Plastik fressende Maden.
Mutter Erde
Wir ekeln uns vor Würmern, wahrscheinlich, weil wir sie bewusst oder unbewusst mit der Zersetzung toter Körper in Verbindung bringen. Aber genau diese Transformation ist so wert- und wundervoll.
Die Erde steht für Fruchtbarkeit. Sie bringt Leben und Nahrung hervor. Sie steht auch für Halt, Stabilität und Trost. Die Alten nannten sie zu Recht «Mutter Erde».
Erde schenkt Leben, ist göttlich. Ich bitte um Humus und darum, fest auf dem Boden der Erde zu stehen!
Was ist Erde für dich?
Impuls: Das Umtopfen von Pflanzen zelebrieren; Frühlingsblüher für das Fensterbrettt oder den Balkon vom Wochenmarkt holen.
Hier geht’s zur Spiritualitäsplattform www.refdate.ch. Wenn ihr mögt, füllt bitte zu Forschungszwecken den Fragebogen zu eurer individuellen Spiritualität aus.
Foto von Noah Buscher auf Unsplash