Das erste Thema, das sich Manuel und Stephan in der neuen Staffel von Ausgeglaubt vornehmen, taucht schon tief in die Glaubenswelt des Christentums ein: Christ:innen glauben an Gott, den Schöpfer der Welt. Die Schöpfungsgeschichte am Anfang der Bibel legt davon Zeugnis ab und ist ein kraftvolles Statement dafür, dass sich unser Leben und die Existenz des Universums überhaupt dem guten Willen Gottes verdankt.
Dabei gibt es menschliche Erfahrungen, die ein solches Verständnis unseres Lebens nahelegen: Die Geburt eines Kindes, der Zauber eines Sonnenaufgangs, die Mächtigkeit der Berge, das Kribbeln des Verliebtseins… zahlreiche und entscheidende Momente im Leben jedes Menschen lassen einen «Bedeutungsüberschuss» erkennen – sie gehen nicht auf in möglichen naturwissenschaftlichen Erklärungen dessen, was sich hier gerade ereignet hat. Sie haben einen Sinn und Wert, der über sich hinaus auf einen Gott weist, dem wir unser Leben verdanken.
Dieses Bewusstsein steht nicht im Gegensatz zur naturwissenschaftlichen Erklärung der Welt, aber es macht deutlich, dass unser Leben immer mehr ist die Erklärungen, welche die Biologie, Astrophysik und Chemie dafür liefern kann. Oder mit anderen Worten: Die Geschichte des Urknalls und der Evolution erklärt die Genese unserer Welt – die Geschichte der Schöpfung erklärt die Bedeutung unserer Welt.
1 Gedanke zu „Gott: Ursprung und Schöpfer“
die drei worte “alles in allem” hat paulus aus der stoa – das einzelne aus dem ganzen – oder, was sich wohl nicht ausschliesst, von anaximander, dem lehrer von anaximens, der zu beginn der folge von augustin zitiert wird. das gott die vereinigung von allem sei, sagt nicht, dass ein einzelnes gott ist. darauf geht stephan später ein, indem er präzisiert, dass auch die schöpfung als ganze nicht gott sei. von “ausgeglaubt” vernehme ich in dieser folge zu wenig. das ist doch gerade die frage, ob, nachdem alle teilerkenntnisse abgetan sind, die zweiheit von gott und schöpfung noch bleibt. die einzelnen sagen: “wir sind schöpfung und teil.” aber erweist sich gott nicht als das ganze, aus dem sie sind? 1kor 13.8-13 ist das radikale “ausgeglaubt”, indem alle “teile”, aus denen unser erkennen besteht, abgetan werden – da gibt es nicht mal mehr glauben im unterschied zu wissen – , was dann auf 15.28 hinausläuft: “alles in allem.” die unterschiedenheit von gott und schöpfung bleibt, aber sie ist die unterschiedenheit der teile und des ganzen, wobei das ganze mehr ist als die summe der teile, nämlich ihre vereinigung, die vereinigung aller einzelnen, liebe, als die gott 1joh 4.16 charketerisiert wird. also nicht die “radikale unterschiedenheit”, die gegen die dargelegte monistische auffassung ins feld geführt wird. weiter zu bedenken: “alles in allem” heisst “in allem alles” und – so verstanden – eben doch “alles ist alles”. das ist existentiell: erkenne ich in meiner partnerin alles, brauche ich ihr nicht untreu zu werden. und die menschenwürde ist auch in der liebe letztbegründet, in der mehr als person seienden, aber personähnlichen vereingung von allem, die nicht “gott” oder “vater” genannt werden, nicht ein “er” muss. auch die beiden schöpfungsberichte beschreiben, wie die welt entstanden ist. sie führen sie dabei auf gott zurück. oder wie stephan interessanterweise bemerkt, vielleicht doch von einem ganzen hofstaat von göttinnen und göttern bewerkstelligt wird. dass davon noch einer übriggeblieben ist, ist doch eine geschichte, in die wir nicht fraglos eingeglaubt werden möchten. die astrophysik beschreibt ein aus sich selbst entstehendes universum, die evolutionstheorie, wie das sich aus sich selbst weiterentwickelt. verfolgt die theologie das schriftprinzip bis zu seinem “bitteren ende”, stimmt sie mit den beiden andern wissenschaften überein: alles in allem. alles aus allem. jesus erkannte, nehme ich an, in dem, was er nachts auf dem ölberg sah, einen tief erleuchteten vater. das aramäische “abba”, das hebräische ab (aaw) und das deutsche “vater” gehen bezüglich bewusstseinszentren gleich auf den äussersten kreis. das hebräische hawwāh oder chawwah (wohl auch mit ā, eva), in gen 3.20 mit “mutter” übersetzt, auf den äussersten, dann aber, weil dass ww weicher ist als das bb auch auf den zweitäussersten, also insofern auf den inneren. das wort buddha (u wie mutter, a wie vater) umgekehrt zuerst auf den inneren, dann auf den äusseren. das harte wort “gott” entspricht noch mehr als das bb im verhältnis zur weicheren haut der frau (dehnbar, schwangerschaft) der harten haut des mannes. darum hat auch dieses wort etwas patriarchalisches. das griechische panta hat dann wieder eine viel bessere mittenanbindung. seine übesetzungen “alles” oder “ganz” gehen beide wieder ganz nach oben und ganz nach unten. wie das wort “vater”. unentbehrlich, aber ohne die andern nicht “alles in allem”. und darum auch wir nicht mit uns selbst und allen*m andern vollkommen vereinigt. die andern wissenschaften sprechen dann ihrerseits vom sinn und der bedeutung der welt, indem sie empirisch wahrnehmen, dass es möglich ist, zur erleuchtung zu kommen, das universum als solche zu wahrzunehmen, zur welt zu kommen, vollkommen mit ihr vereinigt. in dem den zitierten drei worten entsprechenden zusammenfallen von vernunft und offenbarung können sie sogar dartun, dass alle zu ihr kommen werden – finde ich.