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 Lesedauer: 6 Minuten

Nachtreten beim Austritt

Locher ist 2020 zurückgetreten. Seitdem tritt er kaum auf aber hie und da nach. Am liebsten in der Weltwoche und immer gegen die Reformierte Kirche, deren Präsident er 10 Jahre lang war. Er inszeniert sich dabei als Opfer der kirchlichen Reformunfähigkeit und Mittelmässigkeit. Das ist schlechter Stil und lässt tief blicken. Aber eigentlich ist es auch nicht besonders interessant.

Ich hege keine Rachegelüste und bin auch nicht schadenfreudig, sondern hoffe, dass nach der schlechten Presse, die seine Amtsführung der Reformierten Kirche beschert hat, nun endlich wieder die Themen im Vordergrund stehen, für die sich viele Freiwillige engagieren und an denen so viele Menschen als Katechetinnen, Diakone, Sigristen oder Pfarrerinnen mitarbeiten. Als ich am 2. April seinen Meinungsbeitrag in der BAZ gelesen habe, ist es mir aber schon etwas unheimlich geworden.

Wie konnte uns das passieren?

Wie konnte uns das passieren? Hat niemand bemerkt, für welch seltsames Kirchenbild der damalige Präsident stand? Wie wenig seine Überzeugungen mit einem reformierten Kirchenverständnis vereinbar sind? Und welche Geringschätzung er gegenüber «seiner» Kirche hat? Das müsste doch aufgefallen sein, oder? Ich will hier nur die wichtigsten Punkte kurz nennen:

Kirchenverständnis

Locher wähnt sich einer «weltweiten Kirche» zugehörig, die er von der Landeskirche unterscheidet und als deren «Anwalt» er sich versteht. Wenn er damit die Ökumene, also die weltweite Kirche meint, dann geht das überhaupt nicht. Die Ökumene besteht aus der Zusammenarbeit konkreter, einzelner Kirchen. Wenn er die unsichtbare Kirche meint, dann bezieht er sich auf die theologische Idee einer alle Kirchengemeinschaften überschreitenden Gemeinschaft der von Gott erwählten Menschen. Wie kann er dann deren Anwalt sein? Vor wem will er sie verteidigen, gegenüber wem für sie sprechen?

Im Kern meint Locher beides nicht. Er will wohl unterscheiden, zwischen einer wahren Kirche und einer unechten, verweltlichten Schein-Kirche.

Dieser Gedanke war den Reformatoren völlig fremd.

Die Ortsgemeinde – also die Gemeinden der Landeskirche – sind ganz Kirche aber sie sind nicht die ganze Kirche. Diese ist eine lokale und diachrone Verbindung zwischen allen Gemeinden zu allen Zeiten, allen Gläubigen, die durch Gottes Gnade Hoffnung gefunden haben. Zwingli nannte dies eine «Universalkirche», wohl wissend, dass diese eine gedachte und geglaubte Grösse ist, die organisatorisch nicht in Erscheinung tritt.

Zuständig für das Seelenheil

Locher meint weiter, dass die Kirche für das «Seelenheil zuständig» sei. Das wiederum steht der grundreformatorischen Einsicht diametral entgegen!

Die Kirche ist nicht die Vermittlerin von Heil, sondern die Sammlung – Gottes Sammlung – derjenigen Menschen, die im Leben und Sterben und in der Auferstehung Jesu Christi Hoffnung gefunden haben.

Die Landeskirche sei  gottlos geworden, weil sie nicht mehr von «Gnade, Christus, Bekenntnis», sondern von «Klima, Gender, Migration, Inklusive Sprache, Konzernverantwortung» spreche. Das klingt nicht nur nach Stammtisch, sondern hintergeht eine wichtige Einsicht reformierter Existenz. Reformierte Christinnen und Christen glauben nämlich, dass sie die gute Botschaft in Wort und Tat verkündigen. Dass wir nicht von der Gleichheit in Christus reden können, ohne diese Gleichheit unter uns auch leben zu wollen. Dass wir als Geschöpfe Gottes, seine gute Schöpfung auch bewahren sollen. Dass Gerechtigkeit nicht etwas nur für den Himmel ist, sondern dass das, was im Himmel ist, auch hier auf Erden sein soll.

Kirchenkultur

Locher sieht sich als starken Mann, der die Kirche reformieren wollte, der «ein Organigramm des Heils» skizziert habe. Die «produktivsten Jahre» seines Lebens habe er in die Wiederbelebung dieser Institution gesteckt. Das erinnert an den tapferen, aufrechten Menschen, an den Propheten, der im eigenen Land – oder der eigenen Kirche – nichts gilt. Es zeigt aber vor allem eindrücklich Lochers grösstes Missverständnis:

Diese Landeskirche lebt nicht durch die Regentschaft einer «Kirchenmannes» oder die grandiosen Einfälle eines Bischofs.

Diese Kirche ist die Gemeinschaft von Menschen, die sich in konkreten Lebenssituationen, am Grab, am Krankenbett oder in Trennungen die Hand halten und füreinander da sind. Die mit einem Gott rechnen, der sie die Hoffnung für keinen Lebenden oder Toten aufgeben lässt. Die füreinander beten. Miteinander Krippenspiele, Quartierfeste, Gottesdienste, Kinderferienwochen, Deutschkurse oder Chöre organisieren.

Diese Kirche ist die Kirche von Menschen, die sich in ihren konkreten Lebensvollzügen, Aufgaben, Familien und Jobs von Gott begeistern lassen und in dieser Begeisterung füreinander da sind.

Sie braucht keinen «Kirchenmann», der grosse aber abstrakte Worte redet.

Was Bekenntnis ist, wissen sie aus dem Mittelmeer, aus der Arbeit mit Geflüchteten. Was Gnade ist, wissen sie aus der Dankbarkeit, die sie fühlen und die sie antreibt, diese Welt für alle besser zu machen. Und Christus ist kein Begriff, den man ihnen einhämmern muss oder zu dem sie sich in Formeln bekennen. Sie haben ihn im Gefängnis besucht. Sie haben ihm zu Essen gegeben. Sie haben ihn aufgenommen. Ja, halt so ein bisschen Migration und so…

Gnade

Es stimmt schon, die Mitgliederzahlen der Landeskirchen müssen uns zu denken geben. Wir haben viele Menschen verloren und sehr viele gar nie erreicht und sind für manche Menschen schlicht nie eine Gemeinschaft gewesen, für die sich sich hätten interessieren können. Dass an der Spitze unserer Kirche zehn Jahre lang ein Präsident walten konnte, der einen theologischen Widerspruch zwischen Gnade und Migration, Christus und Inklusiver Sprache konstruieren kann, dass er sich als Anwalt der Christenheit versteht und allen Ernstes meint, dass wir ein Seelenheil verwalten, ist schockierend.

Vielleicht ist es ein Zeichen dafür, dass Theologie – das reflektierte Nachdenken über Gott unter uns Menschen – nicht mehr so wichtig ist. Man kann das bedauern. Es könnte aber auch Gnade sein, dass dieser Präsident in diese Zeit theologischen Desinteresses gefallen ist.

Und es ist Gnade, dass überhaupt noch so viele Menschen – ohne Sozialdruck, einfach so – Mitglieder dieser Kirche sind. Wenn es ihr gelingt, aus den Beziehungen dieser Menschen heraus für andere lebendig zu sein, dann wird ihre Berufung sichtbar.

Glaubt nicht, dass Kirche ein mittelmässiger Haufen von trägen Menschen ist! Sondern hofft, dass Gott wieder einmal mehr die Menschen findet, die uns mit Hoffnung anstecken, zum Handeln inspirieren und den Glauben in seiner Welt nicht aufgeben lassen. Es waren nur ganz selten Könige, Bischöfe oder selbsternannte Propheten, die solche Zeichen und Wunder getan haben. Oft waren sie bereit, alles mit in den Abgrund zu reissen. Und nachgetreten haben sie fast immer.

 

28 Kommentare zu „Nachtreten beim Austritt“

  1. Sie sprechen mir aus dem Herzen und fassten meine Empörung,die ich beim Lesen seines Statements in der SZ empfand, treffend und klärend in Worte.Danke!

    1. „Es ist Gnade, dass überhaupt noch so viele Menschen – ohne Sozialdruck – noch Mitglied dieser Kirche sind.“

      Danke – toller Text!!!

  2. Giorgio Girardet

    Wenn der Kernauftrag der Kirche, die Vermittlung von Vergebung und Versöhnung „in Christo“ ist, so ist der SEK/die EKS in der causa Locher krachend gescheitert. Dies muss eingangs festgehalten werden. Gottfried Locher hätte zurücktreten sollen, bevor er mit den wenig überzeugenden Worten „Ich glaube, wir Reformierten dürfen es wagen“, im Sommer 2019 das Ja der Schweizer Reformierten zur „Ehe für Alle“ vor den laufenden Kameras proklamierte – absolut im Widerspruch mit seiner inneren Überzeugung. Er hoffte dieser Kniefall vor der lärmenden säkularen Lesben („ich bin eine glückliche Atheistin und habe ein säkulares Menschenrecht auf biologischen Nachwuchs“) überwältigten Synode würde das vage #metoo-Kesseltreiben aufgeschreckter, jüngerer ordinierter „Amtsschwestern“ – meist protegiert von älteren „fortschrittlichen“ Amtsbrüdern und sekundiert von jüngeren „Jungtürken“, die ihren Platz in der Hackordnung von Jesu „reformiertem schweizerischen Bodenpersonal“ suchen – gegen ihn abebben lassen: eine fatale Fehleinschätzung der Canaille, die der Mensch – offensichtlich gerade auch der in Kirchen – auch in der reformierten – tätige – nun mal ist. Im Rückblick diskreditiert er damit auch sein aufrichtiges Bemühen, die reformierte Kirche im Zeitalter der Social Media und der Personalisierung sichtbarer zu machen und ihr ein Gesicht zu leihen. Die von „woker zwinglianischen Bescheidenheit“ besoffenen Schweizer Protestanten dankten es ihm, indem sie nicht nur seine privaten Schwächen ans Licht zerrten, sondern – Stefan Jüttes Kommentar zeigt es – an seinem öffentlichen geschändeten Leichnam noch ihre trivial-ekklesiologischen Obduktions-Exerzitien vollführen. Er hätte im Sommer 2019 vor der SEK-Synode erklären sollen, dass er die Stellungnahme für die „Ehe für Alle“ nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann, ihr nicht sein Gesicht leihen will. Er wäre mit seinem wenig bigotten Privatleben, das nun eine breite Öffentlichkeit zur Kenntnis nehmen musste, der Kirche möglicherweise als glaubwürdiger, aufrechter Pfarrer erhalten geblieben. Aber dazu hatte er sich zu sehr in sich als „Eidgenössischer Bischof“ verliebt. Dass ihm der unsägliche „Untersuchungsbericht“ der EKS – auch den hat man an säkulare Fachleute (nicht an die Justiz!) ausgelagert (weil Canaillen wissen, dass sie Canaillen sind!) – „spirituelle Grenzüberschreitungen“ (was um Himmels Willen soll das innerhalb der nüchternen reformierten Kirche sein?) attestiert zeigt eines: man traute ihm den Bischof tatsächlich zu! Die „ewig Lebendige“ erbarme sich unser und unserer jämmerlichen Versuche, „Kirche zu sein“.

  3. Godi Locher beschreibt das Sterben der Landeskirche aus einem Frustgefühl heraus. Das ist verständlich. Dennoch muss die Kirche diese Kritik ernst nehmen. Er hat sie ja nicht als erster geäussert. Gegenüber den Zeiten Zwinglis ist das Seelenheil nicht mehr das vordringlichste Problem der Menschen, deshalb wird Kirche irrelevant, wenn sie darauf beharrt, das zu sichern oder gar zu «verkaufen». Die dringliche theologische Aufgabe der Kirche besteht zur Zeit darin, das aus dem Evangelium zu kommunizieren, das relevant ist. Da bin ich mit Locher einig: Die «faszinierende Gestalt Jesus von Nazareth» hat einiges an Potential. Die Frage ist nur, wie wir sie interpretieren und was wir daraus schöpfen. Und da ist eine Schlagseite, die dem ehemaligen Präsidenten nicht so gefallen würde: Jesus hat sich immer gegen Hierarchien gewehrt: Wer der Höchste sein will, sei der Diener aller.

  4. Lieber Stefan, danke für Deine schnelle und wichtige Reaktion auf den Artikel von Gottfried Locher in der Sonntagszeitung. Neben den theologischen Abgründen tun sich für mich durch den Artikel auch noch zwei andere auf:
    1. eine unerträgliche Täter-Opfer-Verkehrung statt. Für die Opfer seiner Grenzverletzungen, die durch die Untersuchungskommission bestätigt wurde, ist das eine erneute Verletzung.
    2. die Arbeit aller Pfarrpersonen und kirchlichen Mitarbeitenden wird diffamiert und es werden ebenso alle diejenigen, die sich als Freiwillige und Behördenmitglieder in der Institution Kirche einbringen, um Gutes zu bewirken, entmutigt.
    Das darf einfach nicht unwidersprochen bleiben. Darum, danke Dir!

  5. Schade, – dass man in der reformierten Kirche nicht mehr bereit ist, sich in Frage stellen zu lassen, – dass man so zufrieden ist mit sich selber und alles so toll findet, – dass man nicht mehr darüber streiten darf, was denn der Sinn und Auftrag dieser Kirche ist, – dass man mit einem Kritiker nicht den Dialog sucht, sondern meint, sich verteidigen und über ihn urteilen zu müssen, – dass man biblische Worte wie Gnade für irgendetwas brauchen kann (Kirchenmitgliedschaft), – dass man nicht mehr Theologie betreibt, sondern damit zufrieden ist, wenn wir Gutes tun und füreinander da sind, – dass man den Himmel und das Seelenheil andern überlässt, … Schade!

  6. Ich würde sogar noch weiter gehen als Stephan.
    Kirche wird als Sekte enden, wie sie auch begonnen hat, wenn sie nicht beginnt, ihre Berufung ernst zu nehmen und ihr Verhältnis zur Macht gründlich zu überdenken. „Kirche“ als einem Herrn (kyrios) unterworfene Amen-sag-Gemeinschaft hat hoffentlich ausgedient. Wir sehen in unserer Welt täglich, was Herren so anrichten, wenn sie sich allein zum Wohle aller Untergebenen berufen fühlen.
    Ich hoffe sehr, die Zukunft wird belebt von einer Gemeinschaft der vom göttlichen Hauch Herausgerufenen aller Lebensformen, egal ob hetero, homo, bi, trans, a, einheimisch, zugewandert, pelzig, gefiedert, tentakelig, gepanzert, verwurzelt, begrünend, fruchtbringend oder sporentragend-vernetzend. Diese Gemeinschaft ist nicht unsichtbar und womöglich mystisch, sondern jedem empathischen Blick sichtbar, lebendig und Staunen erregend.
    Wenn die Ritzen der brüchig gewordenen Kirchenmauern dazu dienen, dass diese neue, bunte Gemeinschaft kräftig Wurzeln schlagen kann und die alten, hohl klingenden Gemäuer bersten vor frischem, überraschendem, vielfältigem, klingendem, riechendem, verwirrend pulsierendem Leben, dann wird mir das eine Freude sein, gerade weil ich die besten Jahre meines Lebens, meine Gegenwart, damit verbracht habe, in Kirchenmauern Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und nach ihrem Wohl zu fragen.
    Da braucht es weder Herren noch Diener, sondern agile Netzweberinnen wie sie schon lange in und um die Kirchenmauern herum am Werk sind. Freiwillig, manchmal sogar aufopfernd, kaum je im Rampenlicht und selten gebührend gesehen und geschätzt.
    Dass da wieder ein Herr von oben herab nach ihnen tritt, das ist empörend. Zurücktreten ist offenbar keine Lösung.

    1. „Kirche“ als einem Herrn (kyrios) unterworfene Amen-sag-Gemeinschaft“ – das wäre eine wunderbare Beschreibung von Kirche, wenn sie nicht ironisch gemeint wäre. Aber dazu müsste man sich damit beschäftigen, was kyrios in der Bibel bedeutet und was für ein kyrios diese Jesus ist. Und dann müsste man sich mit der hebräischen Wurzel von ‚amen‘ beschäftigen, das leider oft mit dem missverständlichen ‚glauben‘ übersetzt wird, aber in der Reformation neu entdeckt wurde. Aber eben – das wäre die Arbeit von Theologen, und dann könnte die alte gute Botschaft wieder neue Hörende (Simon) finden.

      1. Da habe ich schon meine Fragezeichen. Finden Sie einen vorderorientalischen Herrscher- oder gar Despotentitel tatsächlich passend für Gott? Gibt es nicht noch andere Möglichkeiten, von Gott zu sprechen, die vielleicht besser in die heutige Welt passen? Vielleicht Quelle, Licht, Gnade, Liebe, Kraft? Wie beschreiben Sie Gehorsam als adäquate Reaktion auf einen Herrschergott? Und wo liegt der Unterschied zur muslimischen Unterwerfung unter den einen Gott? Könnte man dann nicht zusammenspannen? Ich gehe nicht davon aus, das es Gott zweimal gibt.
        Wie sehr hat der herrschende Gott seine Welt noch im Griff mit all den Völkermorden, Ausrottung ganzer Arten, verbreiteter extremer Armut, Klimakatastrophe, etc.? Müsste Gott da nicht langsam durchgreifen und die Menschheit tüchtig durchsieben? Will oder kann Gott das gar nicht? Wie soll man Gott da vertrauen? Vertrauen Sie Gott?
        Wie bringen Sie die alte gute Botschaft in heutige Worte? Meine obenstehende Skizze mag nicht allzuviel taugen. Machen Sie auch einen Versuch? Ich bin gespannt.
        Hören finde ich übrigens tatsächlich zentral. Wo hören Sie Gott?

        1. Tatsächlich höre ich Gott da, wo ich mich mit Wörterbüchern und mit Parallelstellen darum bemühe, die gute alte Botschaft zu verstehen und heutige Worte dafür zu finden. Das ist die Aufgabe der Theologie, oft mühsam und während meiner aktiven Zeit als Pfarrer hatte ich dafür leider zu wenig Zeit. Und es macht das Uebersetzen nicht einfacher, aber da gibt es immer wieder die Entdeckung, dass die Worte nicht nur dazu da sind, dass wir sie für unsere eigenen Meinungen brauchen, sondern dass sie uns etwas sagen wollen. Und daneben gibt es halt – auch in der Bibel – sehr viele Projektionen, Missbräuche und Wunschvorstellungen, wer oder was dieser Gott ist. Das sind die ‚Luftgespinste‘ von Matthias Claudius. In der Erfahrung des Hörens und Angesprochenwerdens aber erfahe ich Zuwendung, und dieser Zuwendung unterwerfe ich mich gerne im Vertrauen, dass ich auch auf die vielen ungelösten Fragen meines Daseins einmal eine Antwort bekomme.

          1. Da leisten Sie harte Arbeit, vor der ich grossen Respekt habe. Die Arbeit mit den Wörterbüchern am Urtext ist eines. Dazu kommt aber bereits die Frage, was als Urtext gelten kann. Weiter die Frage nach dem Lebenskontext der Wortäusserungen, wie Worte damals verstanden wurden, worauf sie anspielen, was das bei Hörenden hervorruft etc. Gerade in Bezug auf frühere Lebenswelten leisten Archäologie und Anthropologie Erstaunliches. Vieles, was wir uns als gegeben vorstellen, dürfen wir neu entdecken.
            Gottes Wort ist für mich ganz nahe bei einem verschwebenden Schweigen. Das kann ich nach intensivem Bibelstudium entdecken, aber auch wenn ich mich von Gott angesprochen fühle.

  7. Mit wenig Verständnis habe ich Gottfried Lochers Beitrag in der letzten Sonntagszeitung gelesen. Ein scheinbar unnötiges Nachtreten und eine Abrechnung mit den Gegner*innen, welche er vor allem in den Pfarrhäusern und landeskirchlichen Institutionen verortet. Stephan Jüttes Beitrag ordnet die Vorwürfe ein und ich stimme in den meisten Punkten zu.
    Gottfried Locher kritisiert die Untersuchung, aus den falschen, weil nur seine aus seiner weinerlichen Sicht, Gründen. Selber erinnert mich das Vorgehen aber stark an die Aufarbeitungsstrategie der katholischen Kirche. Das Organ soll die Schuld des zurückgetretenen Präsidenten bestätigen, hat aber den Auftrag die betroffenen Personen zu schützen. Vollständige Transparenz ist wohl nicht zu erreichen, hier wurde aber prioritär die im Amt verbliebenen oder zurückgetretenen Mitglieder geschützt. Zweitens spricht Gottfried Locher die Relevanz der organisierten Kirche an. Er hat Karriere gemacht und ist ein Jahrzehnt an der Spitze gestanden. Mit seinem Beitrag hat er seine eigene Arbeit als unnötig deklariert. Zu denken geben muss uns aber, wo bleibt die Relevanz der Landeskirche? Hier ist auch der Beitrag von Stephan Jütte nicht wirklich eine Antwort.

    1. Giorgio Girardet

      Schliesse mich diesem Statement von Patrick Frey gern an. Die Frage nach der Relevanz der Kirche bleibt. Als die „gottlosen Franzosen“ 1798 in die Alte Eidgenossnschaft und auch in den damals 273jährigen reformierten Zürcher Gottesstaat einmarschierten, liess der Minister für «Wissenschaften, Künste, Gebäude und Strassen» der helvetischen Revolutionsregierung, Philipp Albert Stapfer (Sprössling einer Berner Theologenfamilie), die Pfarrherren (sie betrafen sein Ministerium als „Schulherren“ (Wissenschaften, Künste) und als Bewohner von Staatsliegenschaften (Gebäude)) in ihren „Pfrundlokalitäten“ als nützliche und gesellschaftstabilisierende „Lehrer der Moral“. Sie harrten darin dank ihrer den Pfarrhausgarten bewirtschaftenden Gattinnen und der Solidarität ihrer Gemeinden aus, denn die neuen „aufgeklärten“ Herren entzogen dem „Bürger Pfarrer“ zwar die Pfrundeinnahmen (Naturallohn in Korn, Wein, Hühner und Schinken), waren aber stets zu klamm, den in Aussicht gestellten Lohn im Namen von „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ für deren „moralische Vorbildlichkeit“ in klingender Münze zu zahlen. Bis 1869 war der Pfarrherr im Kanton Zürich von Amtes wegen auch Präsident der Schulgemeinde vor Ort. Der liberale säkulare Staat wusste in seinen Anfängen, dass ohne die mässigende Autorität der Kirche und der Würde ihrer akademisch geformten Diener, kein Staat zu machen war im Vernunftlärm des lärmenden Sozialismus und der entfesselten antiklerikalen liberalen Stammtische („Nieder mit dem Respekt!“). Ja er gestaltete seine Volksschule nach 1830 als Kopie seiner Kirche (Schul-Gemeinde, Schul- Pflege, Lehrer-Haus, Lehrer-Seminar, Lehrer-Kapitel, Schulsynode). Eine Kirche aber, die sich vom woken säkularen Vernunftlärm (heute sind es die libertären Unternehmer, die woke Klimajugend, die vulgärrationalen Jungsozialisten und die entfesselten atheistischen Feministi*nnen) derart überwältigen und vereinnahmen lässt und die sich gänzlich unfähig erweist, ihre Personalien „christlich“ oder auch nur einigermassen anständig selber zu lösen, ohne hochbezahlte säkulare Experten im Dutzend (PR-Berater, Rechtsanwälte, „erfahrene Politiker“ Mediatoren, Supervisoren etc. pp.) mit Kirchensteuergeld zu füttern: sie hat als „Lehrerin der Moral“ ausgedient und ist in der Tat überflüssig und nur noch ein überaus kostpieliger, eitler institutioneller „Ballenberg“. Einem 2013 von Gottfried Locher in die Spalten NZZ vorgeschickten PR-Mann (der dann weit vor Locher aus unserer Kirche austrat) erwiderte ich am 22. November 2013 in einem NZZ-Leserbrief: „Will Gottfried Locher wirklich wirksam wirken, so bewerbe er sich mit Taten – nicht um den Titel! – um den Nachruf eines „Moderator der verehrungswürdigen Tafel der Kirchen helvetischen Bekenntnisses“. Dem Abendland und den praktizierenden Reformierten wär besser geholfen, als es ein aus dem Sulgenauweg 26 twitternder Bischof je könnte.“
      Mit dem Ja zur „Ehe für Alle“ hat die Evangeische Kirche Schweiz (EKS) Bullingers Zweites Helvetisches Bekenntnis (aus welchem der Sprössling der Berner Theologendynastie Gottfried Locher IV. die durchaus prüfenswerte Institution eines Bischofs schöpfte) zu Makulatur gemacht. Was uns bleibt: die im Kulturkampf 1868 proklamierte reformierte „Bekenntnisfreiheit“. Aber wozu braucht es in einem säkularen Staat mit „Religionsfreiheit“ neben Muslimen, Buddhisten, zunehmenden Konfessionslosen und der römisch-katholischen eine öffentlich-rechtlich verfasste christliche Kirche der „Konfessionsfreiheit“? Was der Basler Pfarrerssohn und tiefschürfende Geschichtsphilosoph Jacob Burckhardt um 1869 feststellte: „Die evangelische Konfession ist als Staatsreligion entstanden und wenn der Staat indifferent („säkular“ GG) wird, kommt sie in eine dubiose Lage“ ist nun „post-Locher“ vollends mit Händen zu greifen. Hier sind wir nun, in der bekenntnisfreien, selbstverschuldeten (geistlichen) Irrelevanz ganz unserem grassierenden woken Selbsthass ausgeliefert. Nicht einmal seelsorgerlicher Zuspruch für Barbara Locher, die ähnliches durchmachte wie Hillary Clinton (aus der presbyterianischen Kirche Bill Clintons fanden sich damals ganze Gebetsgruppen im Weissen Haus ein), scheint sich in dieser satten, selbstgerechten „Kirche Christi“ gefunden zu haben. Auch nicht meinerseits – mea culpa! Der Nachruf auf Gottfried Locher IV. – selbst nach seinem „Nachtreten“ (abgefasst auf Anfrage der schlauen Redaktion der äusserst profitablen X-Group und über deren Medien verbreitet) nach seinem wenig unrühmlichen Rücktritt und dem menschlich verständlichen Austritt – harrt wohl noch eine Weile seiner Abfassung. Allen Getauften, die Freude in Christo finden: Frohe Ostern!

  8. Es gab Zeiten, da brannten im Namen der „rechtgläubigen Kirche“ die „Hexen“ auf den Scheiterhaufen. Die Zeiten haben sich wahrlich geändert: Jetzt fegt der „shit storm von fake news“ im Namen der „gendergerechtigkeit“ flammend über „alte, weisse Männer“ hinweg und beruft sich dabei auf die „Kirche von agilen Netzweberinnen.“ Zum Glück ist diese Art von „Kirche“ gottseidank ein Popanz. Das Kirchengesangbuch weiss es nach wie vor richtig und gut. Und damit am besten: KG 803: „Die Kirche steht gegründet allein auf Jesus Christ, sie, die des grossen Gottes erneute Schöpfung ist. Vom Himmel kam er nieder und wählte sie zur Braut, hat sich mit seinem Blute ihr ewig angetraut.“ Was mit Gottfried Locher geschieht erachte ich als himmelschreiendes menschliches Unrecht im Namen des Popanz.

    1. Das „Problem“ von Simon Pfeiffer ist m.E. ganz gewiss nicht zuoberst ein Problem in der „causa“ Ev. ref: Landeskirche gegen G. Locher. Sein 2ter Beitrag – als gelernter Germanist, Orientalist und Pfarrer – zeigt leider bloss auf, wie wenig die Pfarrschaft von heute gewillt ist – statt sich selber gescheit reden zu hören von Gott, und so – gleichsam an Gottes Statt – ständig in Frage stellend zu richten und zum Gericht über Gut und Böse sich berufen zu fühlen allüberall – zum Beispiel schlicht den Versuch zu wagen, mittels eines guten Wörterbuches – gleichsam von Berufes wegen – genau hin zu hören und zu übersetzen dann, was der wortwörtliche Ton der Bibel verlautbart an alle Welt von Ewigkeit zu Ewigkeit auf tausendfache Art und Weise immer gleich. Grauenvolle, „intellektuelle“ Miss – verständnisse könnten so durch ora et labora leicht im Dutzend wohl vermieden werden. Beim Hinhören auf Gottes Wort. Betroffenheitsethik und ebensolche „betroffene“ Rede aber sind offenbar billiger zu haben heutzutage. Und sie scheuen nicht davor zurück, Menschen wie G. Locher anzuklagen und zugleich zu richten. Dabei wäre der Auftrag klar und seit Urzeit gegeben: “ Markus 16, 15: Prediget das Evangelium allen, die erschaffen sind.

      1. Lieber Herr Hächler, ich erlebe Gottes Wort nicht als Auftrag und schon gar nicht als Last, viel eher als Befreiung und Geschenk.
        „Verkündet die gute Nachricht der gesamten Schöpfung (παση τη κτισει)“, heisst in meinem Verständnis, dass die Angesprochenen, wir, allen Lebewesen und Wesenheiten auf diesem Planeten die gute Nachricht von Gottes unendlicher Liebe überbringen sollen. Da steht nichts von „den Homosexuellen nicht“, „den Frauen etwas weniger“ oder „nur denen, die sich Christen nennen wollen“.
        Wie würden Sie den klaren Auftrag aus Markus 16,15 für Lebewesen heute auf diesem wunderbaren Planeten in Worte fassen, beziehungsweise in Aktionen, die auch von nicht der menschlichen Sprache mächtigen Lebewesen verstanden werden kann?
        Und, diese Frage mag Ihnen verwerflich erscheinen, wie können wir sicher sein, dass wir im Besitz dieser guten Nachricht sind und, falls ja, ob wir fähig sind, sie allen Adressierten zu überbringen? Oder könnte es sein, dass da draussen bereits andere unterwegs sind, die genau diese gute Nachricht zu uns bringen wollen?
        Freundliche Grüsse

      2. Der ganzen Schöpfung die gute Nachricht zu bringen ist ein wunderbares Bild. Da sehe ich gleich Bruder Franziskus. Bloss hat das „christliche Abendland“ eine mindestens durchzogene Bilanz, was Art und Resultat der Ausführung betrifft.
        Gottes Wege sind unergründlich. Vielleicht ist die Botschaft von der göttlichen Liebe schon längst auf anderen Kanälen unterwegs.

  9. „Wo hören Sie Gott?“ Diese Frage, Herr Kollega Pfeiffer, kam von Ihnen. Gottes Wort ergeht – uralt, auf tausend Art und Weisen immer neu, so meine ich, aus der Bibel her, und also ohne jede Rast noch Ruh aus der Heiligen Schrift des Alten und des Neuen Testaments an alle, alle Welten. Sola scriptura, sola gratia. Aber ohne Fleiss kein Preis. Hebräischer und griechischer Urton erfordern bei unserer Zunft für alle anderen Geschöpfe halt das Studium der Schriften mittels guter Wörterbücher. Stille Arbeit im stillen Kämmerlein für sich allein. (Dieser Hinweis führte ja bereits zu einem Teilerfolg.) Dann aber muss dazu erst recht noch – voll Heidenangst und doch mit Heldenmut gesagt sein. Öffentlich zu allem Volk. Gepredigt halt, was da in Tat und Wahrheit wirklich steht und singt und klingt. Ausgebracht durch alle Welt. Und aller Welt zu ihrem Heil. Gute Meldung! Frohe Kunde! In Gottes Namen Sieg des Lebens stets zu guter Allerletzt. Das ist aber meistens dann gerade nicht, was man selber sich so gerne wünschen würde, dass ein „lieber Gott es eigentlich doch sehen sollte. Und es tun doch endlich mindestens so gut wie unsereiner eben zwecks Verbesserung der Welt. Oder halt so schlecht und recht, wie es auf dieser Welt grad Mode ist bei der Moral „Grad` angesagt en vogue.“ Und schnell vergänglich -gottseidank!- auf Erden immer auch.“
    Nein, hören, gut hören, was ist. Ton abnehmen. Nach bestem Wissen und Gewissen. Dann Durchatmen in aller Angst. Zu guter Letzt dann den gehörten Ton verkünden laut und klar. Und aller Welt verkünden Gottes ewig und allmächtig Wort allein. Man wäre dann ja auch als „Täter hinter dem gesicherten Schreibtisch“ immer bestens mit guten, mit sauberen und schönen Dingen vollends ausgelastet. Und man käme schlicht nicht mehr dazu, via spitze Feder der ironisch suffisanten Moral, von sich selbst weg weisend andere, zum Beispiel Gottfried Locher zu durchbohren und faktenfrei nieder zu machen. Mann hätte dann eben immer – so wie der heilige Franziskus Besseres und Schöneres zu künden und zu tun. Lasst es uns doch versuchen. Let`s just do it.

    1. Wie Sie das beschreiben, ist das mühevolle Arbeit, aus dem alten Wortlaut in Griechisch, Hebräisch und Aramäisch die Essenz des göttlichen Wortes herauszudestillieren und der widerwilligen heutigen Welt zu vermitteln, die nicht nur widerwillig, sondern auch ablehnend bis feindselig reagieren kann.
      Da höre ich auch noch ein Quäntchen Frust heraus darüber, dass die Welt nicht hören will. Diese ganze Übersetzungsarbeit, dieser Schweiss, die an alten Formulierungen beinahe ausgebissenen Zähne und die liebevollen heutigen Worte, und dann Undank, kalte Schultern und wegeilende Füsse. Was braucht es denn noch, um den göttlichen Auftrag zu erfüllen? Das Gefühl kenne ich nur zu gut.
      Bloss komme ich mir vor wie ein Jüngling, der von Engelshänden getragen wurde, damit er ja nicht seine Füsse an einem Stein stosse, wenn ich hier lese, wie Sie sich abrackern um dem göttlichen Wort heute Gehör zu verschaffen. Oder wie ein Paradiesbewohner neben einem Menschen, der in der Wüste Brunnen gräbt.
      Ich erlebe mich tatsächlich als von Gott getragen und reichsten beschenkt. Hören oder fühlen kann ich Gottes Zuspruch ringsum und am stärksten, wenn ich mich irgendwo verkrieche oder ganz in mich zurückziehe. Die Arbeit an biblischen Texten ist für mich eine Möglichkeit unter vielen. Oft streift mich ein unerwarteter Hauch, wenn ich auch nicht weiter weiss oder etwas loslasse, was ich unbedingt erreichen wollte. Göttliche Stimme? Vielleicht, auch wenn ich dafür nicht die Klinge kreuzen würde. Geschenk? Auf jeden Fall.
      Wenn mich aber etwas in Harnisch bringt, dann ist es jemand, der fromm tut und Gott im Mund führt, dabei aber Menschen verletzt, ausnützt und Hoffnung tötet. Wenn Sie die Zeugnisse der von Gottfried Locher verletzten Frauen hören würden oder nur jemandem zuhören würden, der diese Zeugnisse gehört hat, dürften Sie Ihr „faktenfrei“ wohl streichen.
      Freundliche Grüsse

      1. Manche sind so glückselig, wie mein Name sagt. Und alle sind wir doch „Geschenk des Himmels“ im Schweisse unsres Angesichts auf Erden. Wie verheissen, so gehalten. Welch ein wunderbarer, grosser Gott im Leben, Sterben, Auferstehen immer! Welch völlig unverdiente Gnade im Gericht! Anders, mein ich dennoch bei uns Menschen. Für die „causa“ Landeskirche gegen Gottfried Locher muss ich – Gott sei es geklagt- leider zweierlei vermuten: 1. Ich kann selbst gar nicht alle „Fakten“ kennen. Sowenig wie Sie selber – bleiben Sie ehrlich, bitte – auch nicht alle Fakten kennen. Vermutungen sind ev. gar spannender beim „Prozesspublikum.“ Ein Schelm, wer böses dabei denkt. 2. Wir beide werden auch nie alle Fakten kennen müssen, Gottseidank sind wir doch nämlich beide da weder Kläger, noch Richter noch – Gott bewahre! – schon erst recht gar Henker! Etwas bedenklich finde ich aber den Umstand, dass EKS und ihre NetzweberInnEn. Untersuchungen bezahlen, deren Ergebnis dann als – längst auch schon gefälltes Urteil – auch in ihren Händen EKS liegt. Wer solches am eigenen Leib auch schon erlebt hat, kann nicht umhin, – es tut mir leid – sich schaudernd, voll Entsetzen abzuwenden

  10. Weil Kirche Freude macht. Das hat Gottfried Locher einmal auf die Frage geantwortet, warum man in der Kirche mitarbeiten solle – weil Kirche Freude macht. Sein Austritt aus der Freude machenden Kirche macht mich traurig, aber die Freude an der Kirche lasse ich mir trotzdem nicht nehmen. Die Botschaft, die Rita Famos am 2. April auf dem Bundesplatz u.a. an den Patriarchen von Moskau gerichtet hat, hat Dankbarkeit und Freude ausgelöst. Es sind Menschen, die uns Freude, aber auch traurig oder wütend machen. Und Kirche besteht aus Menschen. Somit erleben wir mit ihr beides, Freude und Not. Und Gott gibt weder die Kirche noch die Menschen auf. Das macht Freude.

  11. Wer weiss, welcher CH- Landeskirche unser aller Alain Berset zugehörig ist? Und wer weiss, warum es um das Privatleben solcher Art von „weissen jungen Männern“ – anders als bei Gottfried Locher – im Kirchenblätterwalde und im medialen Morgenrot so kirchenstill, so mucks – und mäuschen – totenstille bleibt? Ethisch und moralisch. Weiss da etwa die Linke sehr wohl, was und warum die Rechte dies tut?? Wo ein ausgestreckter Finger der Moral vom mir weg auf Andere zeigt. da weisen vier Finger an der selben Faust auf mich selbst zurück, meine ich. Erwarte gerne jede Antwort.

    1. Peter Hürlimann

      Alain Berset: Eben. Gehe mit Ihnen einig. Und es gibt ja sogar ein Sätzchen in der Bibel dazu: Etwas mit „Steine werfen..“ oder so…

  12. Lieber Herr Jütte
    Ich war seit Anbeginn nie ein Freund eines reformierten Schweizer Bischoffs – dies sei meiner Bemerkung vorangestellt. In diesem Sinn betrachte ich den „Vorfall“ in Bern aus einer gewissen Distanz.
    Trotzdem:
    Sie übersehen und tragen dem nicht genügend Rechnung: Gottfried wurde von den Medien zu diesem „Tritt“ gezwungen. Hätte er sich geweigert, dann wäre es ihm als Feigheit vorgeworfen worden.
    Ich würde daher Ihre rasche Reaktion als unüberlegt rasch, ja sogar zu rasch verstehen.
    Zweitens:
    Seien wir doch ehrlich, das Ausbooten von Gottfried Locher war, sowohl menschlich als auch juristisch gesehen, keine Meisterleistung. Sie mögen sich nun, wenn ich alle bisherigen Kommentare lesen, in einer Blase wohl und verstanden fühlen.
    Aber eines ist klar – auch wenn Sie dies nicht negieren – wir, die Gläubigen, stecken in einer Krise: Jede Erklärung einer Begründung eines Austritts ist Ernst zu nehmen und dem Kern einer Aussage eine Chance zu geben – dies muss auch für jene von Gottfried Locher gelten. Zuviel Mitglieder unserer Kirche „verschwinden“ einfach. Daher wäre es verfehlt, eine Aussage, wie auch jene von Gottfried Locher, einfach als „Absingen wüster Lieder“ zu bezeichnen. Wir hören immer wieder von der Kanzel, dass wir uns gegenseitig schätzen müssen.
    Drittens:
    Natürlich sind auch Ihre Argumente bedenkenswert, aber was nützen uns theologisch korrekte Formulierungen, wenn der Kirche die „Zuhörer“ davonlaufen?
    Daher: Gehen Sie in sich und überprüfen Sie im stillen Kämmerlein für sich:
    Treten Sie nicht Gottfried Locher ebenfalls nach … ?
    Mit herzlichen Grüssen

  13. „NACHTRETEN BEIM AUSTRITT“, lautet der Titel des Artikels und was Stephan Jütte seinerseits macht, ist nachtreten auf jemanden, der längst am Boden liegt und dessen Ruf und Ansehen zerstört sind. Ich meine, er hat genügend büssen müssen. Wir Reformierten tun gut daran, Lochers Kritik ernst zu nehmen und uns hinterfragen zu lassen. Dünnhäutigkeit und reformierter Dünkel, wie sie im Artikel zum Ausdruck kommen, ist völlig unangebracht. Im Übrigen kam Lochers Austritt meines Wissens nur über eine Indiskretion an die Öffentlichkeit. Er hat sein Amt niedergelegt, ist keine öffentliche Person mehr – sein Kirchenaustritt Privatsache. Sein Artikel ist so wohl als Flucht nach vorne zu deuten. Auf Livenet hat ein Synodaler der ref. Kirche viel selbstkritischer und offener reagiert: https://www.livenet.ch/news/schweiz/406296-gottfried_locher_rechnet_mit_reformierter_landeskirche_ab.html

  14. Wir alle armen Menschenkinder, wir eitel arme Sünder alle, männlich, weiblich, oder wie auch immer; wir alle können sollen, müssen, dürfen wie auch immer, Gott sei Dank, alles sichtbare und alles unsichtbare Sein und Wirken – alles Kirchenwesen eben – wie im Himmel so auf Erden – im Anfang und im Ende, ganz und gar getrost, dem kyrios, dem Auferstandenen, dem einzig ewig wahren Herren, dem König aller seiner „kuriakä“ – also jener einzig wahren Kirche überlassen, welche ihren Namen trägt nach ihm, der sie gegründet hat, – gleichsam geboren gar, dem Sinne seines Namens nach, und dessen erneute Schöpfung sie dadurch geworden ist und immerdar auch bleibt. Dem, der sich dieser, seiner Kirche in unübertroffener Liebe als ihr geringster Diener und Knecht mit seinem Blut auch ewig angetraut hat. KG 803. Ob nun in Gottes Namen – oder in anderem Namen – weibliches oder männliches Popanz – Gehabe der sogenannt „sichtbaren“ Kirche zur Zeit zugrunde geht oder zu Grabe getragen wird, spielt, – wie ich es sehe – gar keine Rolle dabei. Das Wesentliche lebt. Es ist wahrhaftig auferstanden. So wende ich mich schaudernd ab vom grausen Spiel. Des Kaisers neue Kleider lassen immer wieder grüssen. Ich bitte lieber um die Osterzeit: Herr, erbarme dich. Christus, erbarme dich. Kyrie eleison!

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