Less noise – more conversation.

 Lesedauer: 2 Minuten

Meine Zeit

In dieser Zeit äusserer Abgeschiedenheit kommen mir vermehrt Texte in den Sinn, die ich als Kind kennen gelernt habe. Gegenüber manchen habe ich zu fremdeln angefangen und bin mit ihnen nie mehr warm geworden. Aber jetzt sprechen sie wieder – oder besser: Jetzt höre ich sie ganz neu.

Tage wie im Flug

Ich verbringe jetzt den dritten Tag im Homeoffice. Zusammen mit den Nachbarn haben wir uns die Kinderbetreuung und Schulbetreuung aufgeteilt. Noch vor einer Woche bin ich täglich morgens in Bern in den Zug nach Zürich gestiegen und habe dort gearbeitet. Die Tage sind wie im Flug vergangen. Ein Termin hat den nächsten gejagt. Da eine Podcast-Aufnahme, dort eine Sitzung, manchmal Finanzreporting oder ein Mitarbeiter*innen-Gespräch. Jetzt ist meine Agenda fast leer. Zwischen Frühstückskaffee und abendlichem Netflix liegen vierzehn Stunden, die nicht verplant, strukturiert oder vorgegeben sind. Mittlerweile freue ich mich über Anrufe, die ich früher eher als lästige Unterbrechung empfand und beantworte sogar E-Mails gerne.

Meine Zeit

Seit gestern geht mir eine Liedzeile nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe sie in einem Kinderlager, an dem ich als etwa Neunjähriger teilgenommen habe, kennen gelernt: „Meine Zeit steht in Deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein. Ruhig sein in Dir. Du gibst Geborgenheit. Du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz. Mach es fest in dir.“

Diese „Zeit“ hatte ich bisher immer als Lebenszeit verstanden. Meine Zeit, das sind die Sekunden, Minuten, Stunden, Wochen, Monate und Jahre meiner Lebenszeit. Vielleicht ein gutes Lied für die Seelsorge im Alter – hätte ich wohl gesagt. Jetzt bekommt „meine Zeit“ für mich eine andere Bedeutung. Es ist mein Tag. Meine Stunden vom Morgenkaffee bis zum Kopfkissen. Das, was ich in dieser Zeit tun kann. Und das, was ich unter diesen Umständen nicht schaffe.

Es tut mir gerade gut, diesen Tag mit seinen Minuten und Stunden, verpassten Gelegenheiten und Glücksmomenten in Gottes Hand zu glauben. Und wenn ich an die Minuten, Stunden, Tage und Wochen denke, die noch folgen, bitte ich gerne um ein festes Herz. Ein Herz, das den Weg aus der Hektik des gewohnten Leistens finden kann und sich öffnet, für die, die jetzt da sind.

(Photo by Moose Photos from Pexels)

1 Kommentar zu „Meine Zeit“

  1. Warum.ist das gerade heute der erste Kommentar den ich verstehe ,der nicht überzogen ist ,sondern klar.Ich bin Katholisch aufgewachsen und jetzt Ist da nur ein riesen Durcheinander die sind sich in Nichts einig und gerade jetzt brauchts Klarheit.Es ist nicht einfach, die Zeit durchzubringen von Morgens bis Abends .Ich war Köchin und jetzt schreibe Ich täglich ein Rezept im Facebook einfach, klar und mit wenig nachzukochen.Gerade weil jetzt eine Notzeit ist muss Jeder lernen, mit weniger auszukomnen ohne Panik.Also jeder auf seinem Platz und hin und wieder ein klares Wort damit Ich durchhalte.Danke .Rosmarie Meloni

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