Less noise – more conversation.

 Lesedauer: 2 Minuten

Das datenzentrierte Zeitalter

Wir haben es vermasselt. Denn die wenigen Stimmen, die die Wahrheit sagten, gingen in der postfaktischen Kakophonie unter.

Sie wurden übertönt, dekonstruiert und diskreditiert, bis man vor lauter Orientierungslosigkeit entweder verwirrt oder apathisch wurde.

Die unzähligen Lügen – im besten Fall die proklamierten Halbwahrheiten – reichten für die Destabilisierung des Systems aus, vorausgesetzt sie wurden genug lange in Bits wiederholt und untermauert, bis sie wahrer als die Realität selbst wurden – eigentlich nichts Neues in der Menschheitsgeschichte.

Aber dieses Mal waren die Menschen digital und in Echtzeit vernetzt.

Alles ging schneller vonstatten und wurde hitziger diskutiert als jemals zuvor. Die Zerschlagung der virtuellen Gemeinschaft hatte Auswirkungen auf die echte. Die informativen Filterblasen wurden zu Echokammern der eigenen fiktiven Überzeugungen. Sie polarisierten die Massen, Frequenz um Frequenz, überlagerten sich, bis es so dröhnend laut war, dass ein Diskurs unmöglich wurde.

Sie sorgten für eine zusätzliche gesellschaftliche Fragmentierung.

Alle gegen alle: Veganer gegen Fleischesser; Bio-Fleischesser gegen Fleischesser; Linke gegen Rechte und Altlinke; Progressive gegen Konservative und Sesselkleber; Utopisten gegen Realisten und Pessimisten; Asketen und Klima-Aktivisten gegen Hedonisten; Naturverbundene gegen Nerds. Digitale Gräben soweit das Auge reichte, immun gegenüber jeder Form von Frieden und konstruktiver Kommunikation.

Political Correctness und Relativismus waren die passenden trojanische Pferde, die der kommenden digitalen Diktatur die Pforten weit geöffnet haben:

Entweder galt es als tabu, sich pointiert zu äussern und sich zu wehren oder man war als einzelne Person für die Wahrheitsfindung völlig irrelevant.

Ohnmacht in der Unendlichkeit des World Wide Web? SimCity wurde erobert, weil wir es zuliessen. Das drohende Chaos wurde anschliessend mit denselben Mitteln bekämpft, wie‘s erschafft und alimentiert wurde: durch die @sozialen Medien. Wir wurden ab sofort überwacht, weil wir infiziert waren, haben die digitale Pille geschluckt, um diesen Virus auszurotten. Durch die digitale Vernetzung wurde uns bewusst, wie klein und unwichtig wir sind. Durch die digitale Diktatur hingegen, dass wir zusammenhalten müssen, um als Spezies zu überleben.

Wir sind komplexe Datenbündel, wir definieren uns nur durch unsere persönlichen Daten, die sich aber dem allgemeinen Datenstrom unterzuordnen haben.

Wir brauchen nicht zu wissen, wie das algorithmische Gleichgewicht herbeigeführt wird, solange es uns dient. Wir möchten nichts mehr hinterfragen, solange es funktioniert. Das datenzentrierte Zeitalter ist angebrochen.

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