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Was bringt mir ein leidender Gott?

Seit Jahrtausenden treibt diese Frage die Menschheit um. Manchen zerbricht an dieser Frage der Glaube. Und andere beschreiben ihren Glauben als letzten Halt, nicht selbst am Leiden zu zerbrechen.

Ein Gott, der Leiden zur Erziehung oder als Strafe verwendet, ist für viele Menschen nicht mehr glaubwürdig. In der Moderne ist eine neue Antwort auf diese Frage entstanden: Gott ist nicht derjenige, der uns leiden lässt. Gott ist vielmehr die Instanz, die uns im Leiden bedingungslos nah ist, die mitleidet und unser Leiden so erträglicher macht.

Andi und Thorsten diskutieren die Frage, was sich denn über Gott im Leiden sagen lässt. Hilft die Antwort, dass Gott mitleidet? Ist das eine oder gar die entscheidende biblische Antwort? Oder ist diese Antwort im Grunde gar nicht hilfreich, wie es der katholische Theologe Karl Rahner einmal sagte: «Es nützt mir doch nichts, wenn es Gott genauso dreckig geht wie mir?»

7 Gedanken zu „Was bringt mir ein leidender Gott?“

  1. Zuerst meine Bitte: Wäre es möglich, das Karl-Rahner-Zitat genau anzugeben? Das wäre mir eine Hilfe! Zum Zweiten: Immerhin setzt Karl Rahner ein Fragezeichen? Das ermöglicht mir, einzusteigen in die inspirative Kraft (die ich positiv verspüre, so als ob ‘mein’ Gedanke in mir Worte gefunden hätte?) und mich mitnehmen zu lassen oder mich und meine Frage(n) zu verlassen! – Mein Diskussionsbeitrag für Andi und Thorsten wäre: Ich spüre Gott als Geheimnis des bzw. meines Lebens, als eine Unmöglichkeit also Antwort(en) zu geben. Es würde auch nichts nützen, würde es Gott ganz anders ergehen würde wie mir. Jesus von Nazareth hat dem Geheimnis (von dem ich nicht abgehe) für sich einen Namen geben können: Abba, Vater … wobei er das nur deshalb konnte, weil es ihm offenbart (irgendwie klar geworden ist und er auch ein Wort, einen Namen sogar, dafür bekommen hat). Woher aber der Evangelist das wußte oder erfahren hat, weiss kein Mensch. Aber – es zu glauben – zeitigt Wirkung(en), die nie und nimmer vernachlässigt werden dürfen im Leben mit dem ‘verborgenen Leben’: „…Denn das wachsende Gedeihen der Welt hängt zum guten Teil von unhistorischen Tatsachen ab; und dass die Dinge für dich und mich nicht so schlimm stehen, wie es hätte der Fall sein können, verdanken wir zur Hälfte denen, die ein verborgenes Leben treu gelebt haben und in unbesuchten Gräbern ruhen.“ – Terrence Malick hat dieses Zitat von George Eliot seinem Film “Hidden Life” – er handelt vom Leben und Opfer des Franz Jägerstätter) vorangestellt.

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    • Lieber Walter, hier das vollständige Zitat von Karl Rahner mit Quellenangabe:
      “Um – einmal primitiv gesagt – aus meinem Dreck und Schlamassel und meiner Verzweiflung herauszukommen, nutzt es mir doch nichts, wenn es Gott – um es einmal
      grob zu sagen – genauso dreckig geht.” (Hubert Biallowons/Paul Imhof (Hg.), Karl Rahner im Gespräch. Bd. 1:1964-1977, München 1982, 245.) Liebe Grüsse, Thorsten

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  2. Eure Fragen hatte ich mir auch gestellt, und ich bin zu allseits befriedigenden Antworten gekommen. Die Grundfrage, weshalb Gott überhaupt so eine Welt geschaffen hat, habe ich hier beantwortet: https://www.academia.edu/47776276/Ursprung_und_Ziel_Wie_die_Evolution_weitergeht_ ( https://repository.globethics.net/bitstream/handle/20.500.12424/4268729/Ursprung_und_Ziel_Wie_die_Evolution_weit%20%281%29.pdf?sequence=1&isAllowed=y ) Das Leben ist ewig (Unsterblichkeit d. Seele). Leid gibt es nur, weil sich der Mensch mit seiner Lebensform (Körper) identifiziert. Er ist also seit dem Sündenfall nicht mehr in Übereinstimmung mit seinem Ursprung und Wesen. Das Leiden, das er dadurch selbst verursacht, kann deshalb NUR aufgehoben werden, indem er es erträgt. Und er KANN es ertragen, weil er (also der Mensch) nicht vernichtet werden kann. Alles Leiden ensteht ja aus der Furcht vor Vernichtung. Indem der Mensch lernt, das Leiden zu bejahen, also das, was ihm auferlegt ist, FREIWILLIG annimmt, wird die Last leichter. Es ist ja IMMER die Frage, ist etwas freiwillig oder unfreiwillig? (Nur unfreiwillige Erlebnisse sind leidvolle Erlebnisse) Indem der Mensch also freiwillig, wie Jesus, die Last auf sich nimmt (“wer sewin Kreuz nicht auf sich nimmt…”) gelangt er zur Auferstehung, d.h. zur Überwindung allen Leidens. Dieser Prozess, der Heiligung genannt wird, ist natürlich in einem Erdenleben nicht abgeschlossen, sondern erstreckt sich über zukünftige ( https://www.academia.edu/37936734/Genetik_Reinkarnation_Kirche oder https://repository.globethics.net/bitstream/handle/20.500.12424/169831/Genetik_Reinkarnation_Kirche.pdf?sequence=1&isAllowed=y ).

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  3. Moin ihr zwei Lieben,

    paar Gedanken:

    1. Mir ist das zu wenig ergebnisoffen, auch wenn die Tür aufgemacht wird. Klar empfindet mancher das verlassen das klassischen Glaubens als zerbruch, für mich war es Befreiung (- es ist schön hier draußen!).

    2. Freiheit bedeutet nicht, dass immer jmd schuld sein muss, es gibt auch sinnloses leid und äußere Faktoren (- der Klassiker: naturkatastrophen.

    3. Aber in Fällen, in denen man was tun kann, braucht man manchmal einen Gott, dem man einen Abrieb verpassen kann. Keinen händchenhalter und kein händchenhalteb. Nicht nur klage, sonndern Rebellion. (Bei aller stärke der Prozesstheologie)

    4. Deus absconditus: das glauben mehr oder weniger die meisten Christen – warum nicht gleich lassen?

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    • Moin zurück
      und vielen Dank für die vier Einwürfe, die mit einer schönen Leichtigkeit kommen … “schön hier draussen” … sowas mag ich.
      Kurz zu dem, was Philosophie und Theologie die natürlichen Übel nennen, als Naturkatastrophen: Wenn wir dem Gedanken glauben schenken, dass die Welt, in der wir leben, Lebewesen mit einem bestimmten (näher zu definierendem) Mass an Freiheit hervorgebracht hat, dann liegt der Gedanke nahe, dass diese Welt selber mit einem gewissen Mass an Freiheit ausgestattet sein muss. Für mich gibt es tatsächlich ein freies Spiel der Kräfte in der Natur. Dieses Spiel läuft so sehr zu unseren Gunsten, dass Leben möglich ist. Es kann aber auch mal zu unseren Ungunsten laufen. Und danke für den Hinweis, dass es angezeigt sein kann, Gott nicht als (mit)leidenden auf unsere Seite zu ziehen, sondern ihn um der Klage und des Protestes willen auf der anderen Seite zu lassen.

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  4. Toller Podcast! Danke, kann ich gut in meiner Arbeit gebrauchen!
    Hier nochmals einen Verweis auf Peterson: Seine Sicht auf das Leben als Leiden und auf das Kreuz als die ultimative Manifestation dieser Tatsache und des möglichen Genesens durch Annahme oder Transformation durch das Leid hindurch in neues Leben finde ich hier sehr inspirierend!
    NB: Sigi Zimmer hat da mal was im Worthaus dazu gemacht: war auch sensationell!

    Danke aber Euch für eure Arbeit! Weiter so! “Wir” brauchen das!

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